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Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Titel: Sieben Siegel 05 - Schattenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Lachis aus dem Land schmuggeln.«

Wolkenkrieger
    Das Flugzeug glitt seit fast zwei Stunden durch die Nacht.
    Nach dem Start vom Wüstenstützpunkt war ihnen allen ein Stein vom Herzen gefallen. Zum ersten Mal seit ihrem Abstieg in die Ruinen von Lachis fühlten sie sich wieder sicher.
    Obwohl der Professor den mysteriösen Fund in seinem Rucksack aufbewahrte – im Augenblick stand er zwischen seinen Füßen vor dem Sitz –, war es den Freunden die ganze Zeit über so vorgekommen, als trüge jeder von ihnen ein Stück davon bei sich. Sie alle wussten, dass auf die unerlaubte Ausfuhr archäologischer Funde hohe Strafen standen. Genau genommen war es Diebstahl, denn Entdeckungen wie diese gehörten immer jenem Staat, auf dessen Gebiet sie gemacht wurden.
    Nun also waren sie Diebe. Verbrecher.
    Im Nachhinein aber, in der Sicherheit der Flugzeugkabine, schwand ihr schlechtes Gewissen sehr schnell. Erleichterung und Spannung vermischten sich zu Euphorie. Schlafen konnte jetzt keiner der vier mehr.
    Das Flugzeug war eine zweimotorige Propellermaschine. Auf jeder Seite des Mittelgangs befanden sich zehn Reihen zu je zwei Sitzen. Die wenigsten waren besetzt. Außer dem Professor und den vier Freunden befanden sich noch sechs Japaner an Bord, steinreiche Touristen, die mit dieser Maschine ganz Europa bereisten. Der Professor hatte ihnen für einen Spottpreis fünf Plätze für den Flug von Israel nach Rom abgekauft – die Japaner waren auf das Geld nicht angewiesen und fühlten sich geehrt, einem so berühmten Wissenschaftler behilflich sein zu können. Von Rom aus wollten die fünf dann einen Linienflug zurück nach Hause nehmen.
    Die sechs Japaner saßen weit hinter ihnen. Sie schliefen.
    »Was hätten die Soldaten in Lachis wohl mit uns angestellt, wenn sie uns erwischt hätten?«, fragte Lisa.
    »In irgendein Gefängnis gesteckt und zu Tode gefoltert«, sagte Nils.
    Chris nickte ernsthaft. »Mindestens.«
    »Echt?«, fragte Lisa mit großen Augen.
    Kyra schüttelte den Kopf. »Uns hätten sie wahrscheinlich laufen lassen. Aber mein Vater wäre hinter Gitter gewandert. Für zehn, fünfzehn Jahre, schätze ich.«
    Lisa schüttelte sich bei dem Gedanken. Sie schaute zum Professor hinüber, der drei Reihen vor ihnen saß und schnarchte. Er hatte seit Tagen vor Aufregung kaum noch geschlafen. Die Expedition ins Innere des Tell ed-Duwer war ein Höhepunkt seiner Karriere gewesen.
    Die Plätze der Freunde befanden sich genau über den Tragflächen des Flugzeugs. Draußen wurde die Nacht von einem strahlend weißen Halbmond erhellt. Sein Licht brachte die Tragflächen zum Schimmern, das Metall glänzte wie unter einer Eisschicht. Die großen Propeller bewegten sich so schnell, dass sie nicht mehr zu erkennen waren. Nur der Schein der roten Signallichter brach sich flirrend in der rasenden Drehung der Rotorblätter.
    Kyra und Nils saßen auf der einen Seite des Mittelgangs, Lisa und Chris auf der anderen. Als Chris sich hinsetzte, hatte Lisa sich blitzschnell an ihrem Bruder Nils vorbeigeschlängelt und den Platz neben Chris in Beschlag genommen. Nils hatte nur geseufzt und nichts gesagt – ihm war nur zu klar, dass Lisa heimlich in Chris verknallt war. Auch Kyra wusste Bescheid. Das Problem war, dass Chris sich wiederum auffallend für Kyra interessierte und offenbar noch immer nicht mitbekommen hatte, wie sehr Lisa sich um seine Nähe bemühte.
    »Ich weiß nicht«, meinte Kyra leise, »irgendwie gefällt mir das alles nicht.«
    Die anderen wussten, was sie meinte. Es war das erste Mal, dass der Professor in ihrem Beisein etwas Ungesetzliches getan hatte – abgesehen von kleineren Bestechungen hier und da. Keinem der vier war bei diesem Gedanken besonders wohl.
    Lisa wollte etwas sagen, als plötzlich ein leichter Ruck durch das Flugzeug ging.
    Chris schluckte. »Blöde Luftlöcher.«
    Nils grinste. Er hatte gesehen, wie bleich sein Freund geworden war. Gerade setzte er zu einer hämischen Erwiderung an, als Lisa flüsterte:
    »Das war kein Luftloch.«
    Die Köpfe der drei anderen wandten sich ihr zu. Lisa hatte das Gesicht ans Fenster gepresst und starrte hinaus in die Nacht. Ihr Körper war stocksteif geworden.
    »Wie meinst du das?«, fragte Kyra.
    »Kein … Luftloch«, wiederholte Lisa tonlos.
    »Was ist da draußen?«, fragte Chris in einem Anflug von Besorgnis. Sanft zog er Lisa an der Schulter herum, um über sie hinweg selbst einen Blick hinauszuwerfen.
    Beinahe schlimmer als das, was er dort entdeckte, war Lisas

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