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Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Titel: Sieben Siegel 05 - Schattenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Seite und streckte den rechten Arm nach dem Rotor aus.
    »Oh Gott!«, entfuhr es Lisa. »Er wird sich –«
    Die Hand des Mannes fuhr mitten in die kreisende Bewegung des Propellers. Einfach mitten hinein!
    Und dann hielt er das Rotorblatt an.
    Den Freunden blieben zwei, drei Sekunden, um die schiere Unmöglichkeit dieses Vorgangs zu akzeptieren: Der Mann stoppte den Propeller des Flugzeugs mit bloßer Hand!
    Diesmal ging mehr als ein Ruck durch die Maschine. Innerhalb eines Atemzuges kippte das Flugzeug zur Seite weg. Taschen und andere Gepäckstücke flogen wie Geschosse durch die Kabine. Die Japaner schrien auf, der Professor brüllte irgendetwas Unverständliches, und Lisa spürte, wie sie fast vom Sitz gerissen wurde. Nur der Sicherheitsgurt hielt sie noch. Aus dem Lautsprecher ertönte das Heulen eines Alarmsignals

»Wir stürzen ab!«, kreischte Nils, bevor alles in einem Chaos aus Schreien und dem Stottern der Motoren unterging.
    Dann aber, wie durch ein Wunder, hörte es auf.
    Das Flugzeug legte sich wieder in die Horizontale. Ruckend zwar, aber einigermaßen sicher.
    Lisa öffnete ihre Augen und sah nach draußen.
    Der Mann stand immer noch auf der Tragfläche. Der Propeller rotierte wieder. Ein zweiter Mann hatte von hinten seine Arme um den ersten gelegt und hielt ihn in Schach.
    Ja, tatsächlich, die beiden kämpften miteinander!
    Nils, Kyra und Chris redeten wild durcheinander, aber Lisa hörte ihnen nicht zu. Sie hatte nur Augen für den gespenstischen Kampf, der sich wenige Meter von ihr entfernt auf der Tragfläche abspielte.
    Der Mann, der den anderen von hinten umklammert hielt, hatte das gleiche lange, schwarze Haar, trug den gleichen dunklen Mantel. Was immer diese Wesen auch waren – es schien einen tödlichen Streit zwischen ihnen zu geben.
    Der Professor war aufgesprungen und herbeigeeilt. »Seid ihr in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    Irgendwer antwortete. Lisa nahm es nicht wahr. Sie starrte gebannt durch das rechte Fenster auf das unheimliche Ringen.
    Rhythmisches Krachen ertönte über ihren Köpfen. So absurd es auch schien – es klang wie Schritte. Jemand lief über die Außenhaut des Flugzeugs!
    Kyra schaute aus dem linken Fenster. »Er ist weg«, entfuhr es ihr. »Unserer ist weg!«
    Aber allen war klar, dass er keineswegs spurlos verschwunden war. Offenbar lief er über das Flugzeug hinweg zur anderen Seite, um seinem Gefährten im Kampf gegen den plötzlichen Angreifer zur Hilfe zu kommen.
    Lisa und Chris sahen es gleichzeitig: Plötzlich sprang ein dunkler Schemen vor ihrem Fenster herab, blieb breitbeinig stehen und wandte ihnen den Rücken zu. Lisa konnte dennoch haarscharf an ihm vorbeisehen und beobachten, wie der Kampf endete.
    Der Angreifer, der hinter dem ersten Mann erschienen war und ihn davon abgehalten hatte, das Flugzeug abstürzen zu lassen, hatte jetzt die linke Hand im Haar seines Gegners verkrallt; seine rechte lag immer noch fest wie eine Schraubzwinge um den Brustkorb des anderen.
    Plötzlich riss der Angreifer mit einem brutalen Ruck seine linke Hand zurück – und zog Gesicht und Haar seines Gegners ab wie eine Gummimaske.
    Es floss kein Blut. Auch kam kein Knochenschädel unter dem Gesicht zum Vorschein. Zumindest kein menschlicher.
    Auf der Schulter des Mannes saß ein weißes, glattes Oval. Keine Augen, keine Nase, kein Mund. Nur eine Kugel wie aus Elfenbein. Sie sah genauso aus wie das Ding, das sie im Tempel von Lachis entdeckt hatten.
    Aber Lisa und Chris blieb keine Zeit, das Wesen genauer zu betrachten. Denn im selben Augenblick, als sein Schädel entblößt wurde, erschlafften die Bewegungen der Kreatur. Leblos stürzte sie von der Tragfläche in die Tiefe.
    Ihr Bezwinger warf das haarige Bündel in seiner Hand achtlos hinterher und wandte sich seinem zweiten Gegner zu, der jetzt über die Tragfläche hinweg auf ihn zukam. Die beiden Männer in ihren flatternden schwarzen Mänteln standen sich gegenüber wie zwei Westernhelden, bereit zum letzten, tödlichen Duell.
    Dann aber stieß sich der zweite Mann – jener, der von der anderen Tragfläche herübergeklettert war – breitbeinig ab und verschwand blitzschnell aus Lisas Blickfeld. Der Tod seines Gefährten hatte seinen Mut offenbar schwinden lassen.
    Der Sieger des Kampfes wischte sich seine linke Hand am Mantel ab.
    »Er wird den Propeller anhalten«, keuchte Chris atemlos.
    Lisa schüttelte den Kopf. »Nein, das wollte der andere tun. Der hier hat uns gerettet. Er will uns nichts Böses.«
    Sie

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