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Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Titel: Sieben Siegel 05 - Schattenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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hätte nicht passieren dürfen.«
    Kyra seufzte. »Ist ja noch mal gut gegangen.« Offenbar hatte der Vorfall sie aus ihrer üblen Laune gerissen. Die Erleichterung, dass sie alle unversehrt waren, stimmte sie versöhnlich.
    »Wie konnte das … ich meine, wie konnte es dazu kommen?«, brachte Nils mühsam hervor. »Ich dachte, hier unten laufen ständig irgendwelche Wissenschaftler herum.«
    »Ja und nein«, erwiderte der Professor. »Wir sind tiefer als die meisten anderen. Dies ist offiziell ein Sperrbezirk. Aber ich hab eine Genehmigung bekommen. Der zuständige Offizier und ich haben eine Art … na ja, ein Abkommen getroffen.«
    »Du hast ihn bestochen«, stellte Kyra vorwurfsvoll fest.
    Der Professor zuckte die Achseln. »Das gehört in meinem Job nun mal dazu.« Er wischte sich Schweiß und Staub von der Stirn und fuhr fort: »Trotzdem sind wir nicht die Ersten, die hier runterkommen. Während der letzten Jahrzehnte gab es über zwei Dutzend Expeditionen, die in die unteren Ebenen von Lachis vorgedrungen sind.«
    »Alle mit ähnlichen Sondergenehmigungen, nehme ich an«, sagte Lisa.
    Kyras Vater nickte. Er zog sich den Schlapphut vom Kopf und rieb mit dem Ärmel über seine Glatze. Sein Kopf war vollkommen kahl und glänzte im Licht der Taschenlampen wie die Kristallkugel einer Wahrsagerin.
    Chris betastete vorsichtig die Wände rechts und links des Korridors. »Warum sind dann gerade wir diejenigen, die die Falle aktivieren?«
    »Und wie viele gibt es noch davon?«, kam es von Nils.
    »Ich weiß es nicht«, gestand der Professor. »Allerdings habe ich eine … hm, eine Ahnung.«
    Kyra hob eine Augenbraue. »So?«
    Ihr Vater legte die Taschenlampe beiseite, nahm seinen Rucksack vom Rücken und ließ ihn mit einem schweren Plumps auf den Boden fallen.
    »Was ist denn da drin?«, fragte Kyra. »Pflastersteine?«
    »So ähnlich.« Der Professor öffnete die Schnallen, griff mit beiden Händen hinein und zog etwas hervor. Auf den ersten Blick sah es aus wie der Deckel eines Kochtopfes – mit dem Unterschied, dass das Ding aus Stein war. Aus dunklem, verwittertem Granit.
    »Was soll das sein?«, fragte Nils. »So ’ne Art Hut?«
    Der mysteriöse Gegenstand war rund, eine Scheibe, auf deren einer Seite ein bogenförmiger Griff angebracht war. In die andere Seite war ein zerfurchtes Relief eingelassen, irgendein verschlungenes Zeichen.
    »Dies hier«, sagte der Professor ehrfürchtig, »ist der legendäre Schlüssel von Lachis.«
    Nils verzog das Gesicht. »Dann haben die damals wohl für ihren Schlüsselbund einen Packesel gebraucht.«
    »Das ist nicht witzig«, fuhr ihn der Professor an.
    Nils verzog das Gesicht. »’tschuldigung.«
    »Der Schlüssel von Lachis ist eines der sagenumwobensten Relikte aus der Zeit vor Christi Geburt.« Professor Rabenson drehte die Unterseite nach oben, sodass die vier Freunde das Hieroglyphen-Relief ausgiebig bestaunen konnten.
    »Sieht aus wie die arabischen Beschriftungen auf dem Flughafen-Klo«, bemerkte Chris mit verstohlenem Grinsen.
    Der Professor schoss einen strafenden Blick in seine Richtung ab, ging aber nicht darauf ein. Stattdessen sagte er: »Es hat mich Jahre gekostet, den Schlüssel ausfindig zu machen. Schließlich fand ich ihn bei einem Bauern im Sudan – er beschwerte damit die Palmwedel, die er zum Trocknen vor seiner Hütte ausgelegt hatte.«
    »Das hat Herzblut gekostet, was?«, meinte Kyra verschmitzt.
    »Allerdings«, entgegnete ihr Vater mit knappem Lächeln. »Und eine hübsche Stange Geld.«
    »Eines deiner … Abkommen.«
    »Dieser Bauer im Sudan mochte in einer Holzhütte leben«, seufzte der Professor, »aber er wusste verflixt genau, wie man anderen die Scheine aus der Tasche zieht.«
    Kyra grinste schief. »Zum Glück hat’s keinen Armen getroffen.« Niemand konnte genau sagen, wie viel der Professor mit seinen Büchern tatsächlich verdiente, wahrscheinlich nicht einmal er selbst. Fest stand, dass sie in dutzende von Sprachen übersetzt wurden. In den meisten Ländern stürmten sie die Bestsellerlisten. Allein deshalb konnte der Professor es sich leisten, nicht nur Kyra während der Ferien mit auf Reisen zu nehmen, sondern auch ihre drei Freunde – und für alle die Rechnungen zu begleichen.
    Kyra glaubte, dass er das als Wiedergutmachung tat, weil er sich während der übrigen Zeit nicht um sie kümmern konnte. Sie lebte bei ihrer Tante Kassandra in Giebelstein, und obwohl sie überhaupt nicht mehr von dort fortwollte, trug sie es ihrem Vater

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