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Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Sieben Siegel 05 - Schattenengel

Titel: Sieben Siegel 05 - Schattenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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war selbst nicht sicher, woher sie diese Überzeugung nahm, aber irgendetwas machte sie ganz sicher. Einmal, während des Kampfes, hatte sie einen kurzen Blick auf das Gesicht des Mannes erhaschen können. Er war jung, höchstens achtzehn, neunzehn Jahre alt. Seine Züge waren hager und ausgezehrt, aber in seinen Augen lag ein sonderbares Glimmen, das ihr Vertrauen einflößte.
    Kyra und Nils hatten mittlerweile ihre Gurte gelöst und waren in die leere Sitzreihe vor Lisa und Chris geklettert. Der Professor hatte sich auf den Weg zum Cockpit gemacht, während die Japaner aufgeregt durcheinander redeten. So kam es, dass niemand außer den vier Freunden den geisterhaften Kampf auf der Tragfläche bemerkt hatte.
    Das lange, schwarze Haar des Mannes flatterte wirr vor seinem Gesicht und verdeckte seine Züge. Trotzdem schien es Lisa, als hätte sie ein vages Lächeln zwischen den zuckenden Strähnen erkannt.
    Plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, verharrte er in der Luft, während das Flugzeug unter ihm davonschoss. Dann war er fort.
    Lisa drehte sich zu Chris um. Er atmete tief durch und wollte etwas sagen, doch im selben Moment kam ihm eine Stimme aus den Lautsprechern zuvor.
    »Wir befinden uns auf griechischem Hoheitsgebiet über der südlichen Ägäis. Das Flugzeug ist beschädigt.« Die Lautsprecher knisterten, ehe der Pilot nach kurzem Zögern hinzufügte: »Ich werde versuchen, die Maschine auf einer der Inseln notzulanden.«

Von der Außenwelt abgeschnitten
    Es war eine Bruchlandung, daran konnte kein Zweifel bestehen; und dennoch verlief sie einigermaßen glimpflich.
    Der Schaden am Propeller war größer, als es den Anschein gehabt hatte, und auch die Hydrauliksysteme waren beschädigt. Dass der Pilot es trotzdem fertig brachte, die Menschen an Bord unverletzt auf festen Boden zu bringen, grenzte an ein Wunder. Nach den ersten Sekunden bangen Schweigens dankten seine Passagiere es ihm mit begeistertem Jubel.
    Eilig wurde eine der Ausstiegsluken geöffnet. Draußen war es dunkel, und falls irgendwer erwartet hatte, Krankenwagen mit flirrenden Signallichtern oder auch nur Flugplatzpersonal zu sehen, so hatte er sich getäuscht.
    Die Landebahn war leer. Niemand erwartete sie, niemand kam ihnen zur Hilfe.
    Da von außen keine Treppe herangerollt wurde, musste aus der Kabine eine behelfsmäßige Leiter ausgefahren werden, damit die Passagiere die Maschine verlassen konnten. Der Höhenunterschied zwischen Luke und Boden war zu groß, um einfach hinabzuspringen.
    Schließlich aber standen alle wohlbehalten auf der sandigen Piste. Die Japaner redeten in englischer Sprache auf den Piloten ein, während der Professor sich zu Kyra und ihren Freunden gesellte.
    »Es besteht keine Explosionsgefahr«, erklärte er mit nervösem Lächeln. »Sagt zumindest der Kapitän. Und nachdem er uns heil von dort oben heruntergebracht hat, können wir ihm wohl glauben, schätze ich.«
    »Hat er Hilfe gerufen?«, fragte Nils.
    Der Professor schüttelte den Kopf. »Die Elektronik ist kurz vor der Landung ausgefallen. Nur die Notaggregate haben noch funktioniert. Für das Funkgerät war nicht mehr genügend Saft da.« Als er die besorgten Gesichter der Freunde sah, fügte er hastig hinzu: »Natürlich hat er schon während der Turbulenzen ein SOS losgeschickt, aber er ist sich nicht sicher, ob es irgendwer aufgeschnappt hat. Rückmeldungen gab es jedenfalls keine.«
    Kyra schaute sich seufzend um. »Dann sitzen wir wohl fest, oder?«
    Der Anblick des verlassenen Flugplatzes war Antwort genug. Es gab neben ihrer eigenen keine weiteren Maschinen, geschweige denn einen Tower. Das einzige Gebäude, das sie in einiger Entfernung erkennen konnte, war eine Wellblechhütte. Hinter dem winzigen Fenster brannte kein Licht.
    Rechts und links wurde die Piste von kargem Felsboden begrenzt, während am Horizont das nächtliche Mittelmeer im sanften Mondlicht schimmerte. Unter anderen Bedingungen hätte dies eine idyllische Aussicht sein können; jetzt aber vermittelte sie den Eindruck, als wären die zwölf Gestrandeten die einzigen Menschen auf dem ganzen Planeten.
    »Willkommen am Ende der Welt«, kommentierte Nils.
    Der Professor klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, dann machte er sich allein auf den Weg zu der Blechbaracke. Wenig später löste sich der Pilot aus dem Pulk der Japaner und folgte ihm. Die beiden Männer hofften wohl, in der Hütte ein intaktes Funkgerät zu finden.
    Lisa starrte zum dunklen Himmel empor. Sie dachte an den

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