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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Professor!«, entgegnete Lisa heftig.
    Bischof nickte. »Wir müssen den beiden Bescheid geben, damit sie sofort zurückkehren.«
    Dagegen war nichts einzuwenden, und so nahm der Forscher das Funkgerät erneut in Betrieb. Doch sooft er auch versuchte, das Shuttle zu erreichen, es kam keine Antwort.
    Lisa brachte kaum einen Ton heraus. »Was … was bedeutet das nun wieder?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
    »Gar nichts«, sagte Bischof schnell. »Macht euch keine Sorgen. Wir haben schon bei früheren Tauchgängen festgestellt, dass der Ring der Schwarzen Raucher keine Funksignale durchlässt. Wir vermuten, der Grund dafür ist der hohe Anteil an Schwermetallen im Ausstoß der Raucher. Das Shuttle wird gerade beim Wrack sein – da ist es kein Wunder, dass sie uns nicht hören können.«
    Nils lief zurück zu dem Monitortisch. »Das müssten wir doch auf dem Radar feststellen können, oder?«
    »Natürlich.« Bischof trat ebenfalls an den runden Tisch, Chris und Lisa folgten ihm. Der Forscher zeigte mit dem Finger auf das Signal des Shuttles und las einige Zahlenwerte von den Seiten des Schirms ab. »Hier – genau wie ich gesagt habe. Sie befinden sich im Ring der Raucher, ganz nahe beim Wrack.«
    Lisa atmete auf.
    Im selben Moment gellte ein scharfes Pfeifen durch die Zentrale. Alle fünf zuckten erschrocken zusammen.
    »Was war das denn?«, wollte Nils wissen, als er die Hände wieder von den Ohren nahm.
    »Klingt, als käme ein Funkspruch rein«, sagte Bischof und sprang aufgeregt hinüber zur Konsole.
    »Vom Shuttle?«, fragte Lisa.
    »Nein«, erwiderte der Forscher. »Von der S.I.M.-1.« Er runzelte die Stirn. »Das ist ja seltsam …«
    »Was denn?«
    »Schaut’s euch selbst an.« Mit einem Knopfdruck hatte er das hereinkommende Funksignal auf einen der Monitore gelegt.
    Ein Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Es war ein Mann, keine Hexe. Sein rotes, rundes Gesicht war verschwitzt, sein Haar klebte ihm in dunklen Strähnen an der Stirn. Es war offensichtlich, dass er Angst hatte. Er sah aus, als sei er eben erst um sein Leben gerannt.
    »Das ist Enrique, der Chefkoch der S.I.M.-1«, murmelte Bischof irritiert.
    Enrique begann zu sprechen. Der Ton drang mit einer winzigen Zeitverzögerung aus den Lautsprechern der Zentrale. Die Übertragung begann mitten im Satz.
    »… der Einzige, der noch wach ist«, keuchte Enrique. »Alle anderen sind betäubt. Diese Frauen haben sie in den Speisesaal gebracht. Sie müssen einen nur berühren, damit man einschläft. Ich konnte entkommen. Verstecke mich jetzt in … nein, das sage ich besser nicht, falls die mich belauschen. KARTHAGO, könnt ihr mich empfangen?«
    »Ja«, sagte Bischof ins Mikrofon, »wir hören.«
    Kein »Ende« oder »Bitte kommen«. Dazu war jetzt keine Zeit.
    Lisa tastete instinktiv nach Chris’ Hand. Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln, als er den Druck ihrer Finger erwiderte. Nils sah es, aber jetzt war nicht der richtige Moment für bissige Bemerkungen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er Lisa wegen ihrer Verliebtheit gehänselt. Jetzt aber wünschte er sich beinahe selbst jemanden, der ihm Mut machte und ihn tröstete, falls ihre Lage noch schlimmer wurde.
    Der Koch schaute sich gehetzt nach allen Seiten um, dann fuhr er fort: »Sie kamen wie aus dem Nichts, kurz nachdem ihr abgetaucht seid. Sie haben das ganze Schiff überrannt. Und sie … singen! «
    »Sie singen?« Bischof nahm an, er habe sich verhört.
    Enrique nickte. »Ja, singen. Wie in einer Kirche. Nicht die Frauen, die hier auf der Insel sind. Aber es dringt von ihrem Segelschiff herüber, von diesem riesigen, schwarzen Kreuzer, mit dem sie gekommen sind. Es scheint tief aus dem Inneren des Schiffes zu kommen, wie ein … wie ein Chor.« Er hantierte unterhalb des Bildausschnitts. »Ich versuche, die Leistung des Mikrofons zu erhöhen. Vielleicht könnt ihr es hören.«
    Es knisterte und rauschte in den Lautsprechern, und dann schälte sich aus den Störgeräuschen eine Vielzahl weiblicher Stimmen, tief und dumpf, mit einem finsteren, unirdischen Hall. Der gespenstische Chor ging ihnen durch Mark und Bein. Es war das Unheimlichste, was Lisa und die anderen je gehört hatten.
    Nach einigen Sekunden erkannten sie, dass die Stimmen immer wieder zwei Worte wiederholten, getragen von einer langsamen, schaurigen Melodie.
    Mater Suspiriorum. Mater Suspiriorum. Mater Suspiriorum. Mater Suspiriorum …
    »Aber das ist doch –«, begann Nils.
    Lisa beendete den Satz für ihren Bruder.

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