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Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe

Titel: Sieben Siegel 07 - Dämonen der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erklärt, er ertrage den Schmerz nicht, der ihn bei der Erinnerung an sie überfalle. Aber Kyra wusste genau, dass der Tag kommen würde, an dem sie sich nicht mehr mit solchen Ausreden abspeisen lassen konnte. Schließlich hatte sie das Erbe ihrer Mutter angetreten – ob es ihm gefiel oder nicht. Die Sieben Siegel ließen sich nicht einfach abwaschen wie Tintenkleckse.
    »Was machen die hier unten?«, fragte der Professor, während er Knöpfe und Hebel bediente und komplizierte Zahlenreihen von Digitaldisplays ablas.
    »Keine Ahnung.« Kyra vergewisserte sich mit einem weiteren Blick, dass die Hexenfische nicht aufholten. Der Abstand zwischen ihnen und dem Shuttle blieb jetzt in etwa gleich – er betrug ungefähr zwanzig Meter. »Ehrlich gesagt, wusste ich nicht einmal, dass sie echte Fische sind. Ich meine, normalerweise hausen sie in den hässlichen Krokodilledertaschen der Hexen oder fliegen durch die Luft! Aber dass es sie auch irgendwo im Meer gibt, ist ’ne ziemliche Überraschung für mich.«
    Kyra und ihre Freunde waren bislang erst zweimal mit den gefräßigen Killerfischen der Hexen aneinander geraten: einmal, als sie die Rückkehr des Hexenmeisters verhindert hatten, und ein weiteres Mal, als eine Mondhexe ihnen den mörderischen Dornenmann auf den Hals gehetzt hatte. Bei beiden Gelegenheiten hatten sie die Fische besiegen können. Aber hier, in fünf Kilometern Tiefe? Im Wasser, das offenbar das natürliche Element der Hexenfische war? Die Chancen standen nicht besonders gut.
    Und noch etwas bereitete Kyra Sorgen: Wo immer die Fische auftauchten, waren auch die Hexen nicht weit. Das Arkanum musste aus irgendeinem Grund Interesse am Ring der Schwarzen Raucher und dem Wrack in seinem Zentrum haben.

Im Augenblick aber blieb ihr keine Zeit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen.
    »Vor uns sind jetzt die Schwarzen Raucher«, stöhnte ihr Vater, als die finsteren Wolken um die Felsschlote den Hauptmonitor schon beinahe ausfüllten. »Ich muss langsamer werden.«
    »Wieso denn das?«, fragte Kyra aufgeregt.
    »Weil die Turbinen sonst zu viele Metallteilchen aus den Giftwolken aufsaugen. Wenn die sich festsetzen, versagen die Motoren. Und dann werden wir nirgendwo ankommen.« Er holte tief Luft. »Wir würden wahrscheinlich hier stecken bleiben, bis uns die Schwarzen Raucher auf kleiner Flamme geröstet hätten.«
    Kyra versuchte, ihre Angst nicht zu zeigen, aber jetzt fiel es ihr mit jedem Atemzug schwerer. Sie horchte panisch auf das leiser werdende Wummern der Maschinen, als das Shuttle langsam an Tempo verlor.
    Im nächsten Moment umfingen auch schon die schwarzen Wolken der Raucher das Gefährt und nahmen ihnen jegliche Sicht nach draußen – auch auf das halbe Dutzend Hexenfische in ihrem Rücken.
    Mit angehaltenem Atem erwartete Kyra den Aufschlag der schnappenden Fischmäuler auf der Hülle des Shuttles. Die Außenwand des Gefährts bestand aus der härtesten Metalllegierung der Welt, aber Kyra war nicht sicher, ob das die Biester aufhalten würde. Dies waren keine Tiere mehr, sondern durch und durch dämonische Kreaturen, und ihre Zähne waren scharf wie Diamantsplitter, ihre Kiefer stark wie Schaufelbagger.
    Doch das gefürchtete Geräusch der angreifenden Bestien blieb aus. Das Shuttle schwebte nahezu lautlos durch den Ring der Schwarzen Raucher, erfüllt nur vom gedämpften Geräusch der Motoren und dem gelegentlichen Pfeifen des Sonars.
    Unbehelligt stießen sie auf der anderen Seite aus der brodelnden Schwärze und gelangten wieder in klares, wenn auch lichtloses Wasser. Nur die Scheinwerfer des Shuttles fraßen helle Bahnen in die ewige Finsternis der Tiefsee.
    »Siehst du sie?«, fragte ihr Vater hektisch. Seine Stimme drohte noch immer, sich zu überschlagen.
    »Nein.« So sehr Kyra sich auch anstrengte, in den hinter ihnen liegenden Wasserwolken etwas zu erkennen – die Hexenfische waren nirgends zu sehen, kein Schimmern, kein vereinzeltes Aufblitzen ihrer silbernen Schuppenpanzer.
    Jetzt lagen schon mehr als fünfzig Meter zwischen dem Giftwall der Schwarzen Raucher und dem Tauchboot, und noch immer ließen sich die Bestien nicht blicken.
    Achtzig Meter. Hundert Meter. Und kein einziger Hexenfisch.
    »Sie folgen uns nicht! Vielleicht können sie den Ring nicht verlassen!«, triumphierte Kyra erleichtert. »Ja, das muss es sein! Sie können den verflixten Ring nicht verlassen!«
    Ihr Vater ließ die Motoren aufheulen, dann jagten sie mit Höchstgeschwindigkeit den unterseeischen

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