wesentlich länger:
[email protected] Gesendet am: Montag, 24. Januar, 23:53
An:
[email protected] Betreff: Hanneke Sloet, fahrt zur Hölle!!!
Ihr seid Gottlose und Sünder! (Timotheus 1, 9; Sprichwörter 17, 23)
Die Wahrheit über den Kommunisten und seine Bestechungsgelder an euch wird herauskommen. Ihr seid alle gleich korrupt! Euch bleibt nicht mehr viel Zeit.
1 Timotheus 1, 9–10: Und bedenkt, daß das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Ungehorsame, für Gottlose und Sünder, für Menschen ohne Glauben und Ehrfurcht, für solche, die Vater oder Mutter töten, für Mörder, Unzüchtige, Knabenschänder, Menschenhändler, für Leute, die lügen und Meineide schwören und all das tun, was gegen die gesunde Lehre verstößt.
Sprichwörter 17, 23: Bestechung aus dem Gewandbausch nimmt der Frevler an, um die Pfade des Rechts zu verkehren.
Sprichwörter 21, 15: Der Gerechte freut sich, wenn Recht geschieht, doch den Übeltäter versetzt das in Schrecken.
Die dritte Mail war deutlicher:
Gesendet am: Sonntag, 6. Februar, 22:47
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Hanneke Sloet – ihr habt sie auf dem Gewissen!
Ihr habt drei Wochen, um den Mörder von Hanneke Sloet zu verhaften. Der Prozess, der der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfe, hat begonnen.
Ich habe euch zwei Mal gewarnt, aber ihr habt nichts unternommen. Könnt ihr und eure kommunistischen Bettgenossen die Folgen mit eurem Gewissen vereinbaren? Ihr lasst mir keine andere Wahl.
Es wird Recht geschehen.
Die vorletzte war vor dreizehn Tagen gekommen, am Sonntag, den 13. Februar:
Jegliches hat seine Zeit. Eure ist beinahe gekommen. In zwei Wochen werde ich euch zwingen, den Mörder von Hanneke Sloet zu verhaften. So wie ihr mich zwingt, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen.
Kohelet 3: Alles hat seine Stunde:
Vers 3: eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen, eine Zeit zum Bauen.
Vers 8: eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.
Griessel ordnete die fünf E-Mails nebeneinander an und ließ den Blick zwischen ihnen hin- und herwandern.
Dann las er sie noch einmal von vorn.
4
Er stützte das Kinn in die Hände und dachte nach.
Die Daten der E-Mails. Die Schreiben waren systematisch in immer kürzeren Abständen gekommen. Die ersten beiden lagen eine Woche auseinander. Die nächste kam sechs Tage später. Nach fünf Tagen war eine weitere eingetroffen. Ein ziemlich fester Rhythmus. Nur die letzte E-Mail wich davon ab.
Alle waren spätabends versendet worden.
In der ersten und zweiten Mail spielte der Erpresser auf einen »Kommunisten« an. Dann wurden »Mörder« daraus. Und dann »kommunistische Bettgenossen«. In der letzten dann wieder »Mörder«, im Singular.
Der plötzliche Sprung zu den Bibelversen, so dass sich fast der Eindruck eines Kreuzzugs aufdrängte. Der letzte Text hingegen klang selbstbewusster. Zielstrebig. Hier war ein Mann mit einer Mission.
Ihm war klar, warum John Afrika und Zola Nyathi den Absender für irre hielten. Alles deutete lehrbuchreif darauf hin: Verrückte zogen nachts ihre Aktionen durch, schaukelten sich mit der Zeit hoch und kommunizierten immer regelmäßiger. Sie riefen an, mit verstellter Stimme und anonym, oder schrieben zusammenhangloses Zeug, oft rassistisch, voller bizarrer Verschwörungstheorien oder apokalyptischer Visionen, nach dem Motto: Das ist die Rache Gottes für ein sündhaftes Land.
So wie dieser hier.
Sie zehrten für gewöhnlich von den Medien, studierten jede Zeile, die über einen Fall geschrieben wurde, und reagierten darauf, zitierten daraus, spannen den Faden weiter.
Dieser hier jedoch nicht.
Die meisten gaben sich in ihren Schreiben einen Namen mit mythologischer, astrologischer oder furchteinflößender Bedeutung.
Nicht dieser hier.
Der hier wechselte sprunghaft von einer Mail zur anderen seinen Ansatz und schwieg vor der letzten plötzlich zwei Wochen lang. Zudem war sie am gleichen Tag eingegangen, an dem er den ersten Anschlag verübte, nur wenige Stunden zuvor.
Dieser hier verwies in seiner letzten Mail unmittelbar auf ein Motiv: Ihr wisst, warum sie ermordet wurde.
Dieser hatte seine Drohung wahr gemacht und das getan, was die SAPD richtig in Rage brachte – er hatte auf einen Polizisten geschossen. Und drohte, es wieder zu tun.
Irgendetwas passte nicht zusammen.
Bennie heftete die E-Mails ab und griff nach der dicken Sloet-Akte. Er schlug