Groenpunt hat übrigens Adjutant-Offizier Nxesi die Ermittlungen in dem Sloet-Fall geleitet. Sie können ihn jederzeit anrufen, er steht zu Ihrer Verfügung.«
»Sie haben die Unterstützung unseres gesamten Teams«, versprach Nyathi.
»Ich will Sie ja nicht noch zusätzlich unter Druck setzen, Bennie«, sagte Afrika mit großem Ernst, »aber Sie müssen Dampf machen. Dieser verrückte Scheißkerl wird weiter Polizisten abknallen, bis Sie den Fall gelöst haben.«
Um halb zehn an diesem Samstagabend ging Griessel durch die totenstillen, breiten Flure im Gebäude der Valke zu seinemBüro. Er wunderte sich über den Einfluss, den der Steyn-Fall, auf den Manie eben verwiesen hatte, während des letzten Jahres auf die SAPD gehabt hatte.
Estelle Steyn war eine junge Köchin gewesen, die gerade ihre Ausbildung beendet hatte. Vor achtzehn Monaten war sie in ihrem kleinen Stadthaus in Pinelands mit einem Stück Stoff, vermutlich einer Krawatte, erwürgt worden. Es gab keine Spur von Einbruch, Diebstahl oder sexuellen Übergriffen – es musste jemand gewesen sein, den sie gekannt und dem sie vertraut hatte. Ihr krawattentragender Verlobter zum Beispiel, der finstere, emotionslose KPMG-Consultant mit den kalten Augen und einem Haustürschlüssel. Er war innerhalb von zweiundsiebzig Stunden verhaftet und angeklagt worden, und sowohl die Medien als auch die Öffentlichkeit, die den Fall wie gebannt verfolgten, hatten ihn sofort für schuldig befunden. Denn Estelle Steyn war ein lebenslustiges, fröhliches Energiebündel und laut ihrer Kollegen eine brillante Köchin mit glänzender Zukunft gewesen. Neben ihrer blonden, lächelnden Schönheit auf den Zeitungstitelseiten hatte das Foto des Verlobten, dessen kalter Blick die Kamera mied, düster und unsympathisch gewirkt. Er sah aus wie ein Mann, dessen Schuld schwer auf seinen Schultern lastet.
Und dann kam es zum Prozess.
Die Verteidigung hatte wie ein Rudel Wildhunde die schwachbrüstige Tatortanalyse, die Einseitigkeit der Ermittlungen und die kreativen Meinungsumschwünge der Zeugen der Anklage zerfetzt. Nach sieben Monaten der Sensationsberichterstattung war der Verlobte als freier Mann aus dem Gerichtssaal spaziert.
Die Medien hatten auf die Polizei eingeprügelt und Zeter und Mordio geschrien, die Bevölkerung war schockiert. Jetzt noch wurden Fachbücher zu Bestsellern, in denen Kriminologen und erfahrene Kriminaltechniker jeden Fauxpas der SAPD analysierten. Wieder und wieder hatte die Opposition im Parlament den Fall als Druckmittel gegen die Regierung benutzt – der Ruf der Polizeibehörden hatte schwer gelitten.
Mit der Karriere des leitenden Ermittlungsbeamten, Fanie Fick, war es aus und vorbei. Inzwischen saß er hinter den Kulissenbei den Valke am Schreibtisch, umgeschult zum Computerermittler. Es war sonnenklar, dass für ihn jede weitere Beförderung ausgeschlossen war. Jeden Nachmittag pilgerte er ins Drunken Duck in Stikland, um zu vergessen.
Aus diesem Grund war die Sloet-Akte, die Griessel jetzt in sein Büro brachte, so peinlich genau, ausführlich und regelkonform geraten – die Wunden waren noch frisch, die Polizeibehörden in ihrer Ehre tief gekränkt, die Angst vor einem weiteren Opfer in den eigenen Reihen, vor Prügel und Kritik von ganz oben, von den Medien und der Öffentlichkeit war groß.
Deswegen hatte General Afrika heute Abend an dem Treffen teilgenommen und einen ganz bestimmten Ermittler angefordert.
Die Angst vor einem erneuten Desaster steckte dahinter, dass die Valke, die sonst so hartnäckig auf ihre Autonomie pochten, die Einmischung eines Provinzial-Kripochefs akzeptiert hatten.
Angst, dachte er, war auch der Grund, warum sie sich jetzt von dem Attentäter erpressen ließen. Früher hätte sich die SAPD nicht von den Drohungen eines Heckenschützen einschüchtern lassen.
Seufzend schloss Griessel seine Bürotür auf. Da braute sich gewaltiger Ärger zusammen.
Das würde kein Spaziergang werden.
Er legte die Akten auf dem Schreibtisch nebeneinander und öffnete zuerst die dünne, die ihm John Afrika gegeben hatte. Der Reihe nach las er die E-Mails, wobei er sich anfangs nur schlecht konzentrieren konnte, weil an diesem Abend einfach zu viel auf einmal geschehen war.
[email protected] Gesendet am: Montag, 24. Januar, 23:53
An:
[email protected] Betreff: Hanneke Sloet
Sie wissen genau, wer Hanneke Sloet ermordet hat! Verhaften Sie diesen Kommunisten, oder ich bringe alles in die Medien!
Die zweite war