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Sieg des Herzens

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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euch mühsam schuf,
zu leben, nicht zu knechten diese Welt!«
    Fragend blickten die Männer aus dem Dorf, alte wie junge, einander an, ohne Verständnis, und wußten noch nicht, wie sie sich verhalten sollten.
    Der Harlekin betrat nun die Bühne und spielte einen Krüppel, dessen Rolle ihm schlechterdings auf den Leib geschrieben war. Ob seiner Häßlichkeit und Unbrauchbarkeit war er aus der Gesellschaft der Menschen ausgestoßen worden. Nun wankte er einsam in einen Wald, um seinem nutzlosen Leben ein Ende zu machen.
    »Ich bat nicht um das Leben, ungewollt
kam ich zur Welt, doch wissend will ich nun
dem Pestball meinen Rücken drehn.
Lebt wohl …«
    Doch gerade, als er den Dolch hob und ihn sich in die Brust stoßen wollte, kam ein Eremit des Weges, dessen Donnerruf ihn von seiner Tat abhielt. Mit der Weisheit des Alters belehrte ihn der Asket, das Leben zu erringen und es nicht fortzuwerfen.
    »Nur Schwachheit zweifelt, Stärke nimmt
das Schicksal in die Hand – und siegt!«
    Der Krüppel sah es ein, versprach, sein Leben neu zu formen, und wandte sich den Menschen wieder zu. Verspottet, verlacht, unverdrossen aber, versuchte er, sich Arbeit zu verschaffen, doch überall wies man ihn, den Wechselbalg, den Gnom, ab. Nur eine alte Witwe fühlte Erbarmen mit dem Wicht, der sich schon, seines Versprechens überdrüssig, in den nächsten Fluß stürzen wollte, und nahm ihn zu sich, damit er ihren Garten und ihr Haus in Ordnung halte. Nun war der Krüppel glücklich. Er sang sogar. Aber die Menschen um ihn herum neideten ihm das kärgliche Auskommen, prügelten ihn auf der Straße, wenn er zum Einkaufen geschickt wurde, und warfen die Fenster des Hauses ein und straften die Witwe mit Verachtung. Da sah der Unglückliche, der an seinem Körper scheiterte, das Unmögliche seiner Existenz ein, verfluchte diese Welt, bat den Eremiten um Verzeihung und griff zum Strick.
    »Welt, flieh zurück, dumpf ist dein Atem,
doch oben ist es licht und rein und glücklich.«
    Als man seinen Leichnam aus dem Haus trug, folgten der Kiste, die sein Sarg war, allseits verächtliche Blicke, und nur ein elender, aussätziger Bettler murmelte:
    »Ein Sarg? O Glücklicher, du kennst
jetzt Frieden – könnte ich mit dir …«
    Der Harlekin verließ die Bühne, und der Dichter betrat wieder die Szene, um den Epilog zu sprechen. Das Publikum war in der Zwischenzeit längst unruhig geworden. Zwischenrufe waren laut geworden, Gelächter begleitete die Aufführung. Doch davon ließ sich der Dichter nicht beirren. Er erhob seine Stimme und faßte den Sinn des Stückes zusammen, steigerte sich, donnerte endlich die letzten Verse in die Nacht hinein:
    »Geh, Mensch, verfluchter Auswurf der Natur,
und stähle deinen Wahnwitz an dem Aas,
das deine Hand erwürgte. Geh und wirf
den Kopf empor – schon morgen bist du nur
ein faulender Kadaver, der die Luft verpestet!«
    Still wurde es. Nicht lange jedoch, dann wußte der Pöbel aus dem Dorf wieder, wie zu reagieren ihm zukam. Sprichwörtliche Säue waren sie, die mit Rüben hätten gefüttert werden müssen, nicht mit Perlen. Der dicke Müller ließ dies in klassischer Weise erkennen, als er seiner Ablehnung des Ganzen Ausdruck gab, indem er rief: »Wir wurden beschissen!«
    Verächtlich warf er dabei das Geldstück im Werte eines halben Dukaten auf die Behelfsbühne, drehte sich um und verließ, zusammen mit den Seinen, die ihm nur allzugern folgten, die Stätte, an der Kunst wieder einmal so total ihr Ziel verfehlt hatte.
    Die Welt ist voller Unbarmherzigkeit, voller Ablehnung gegenüber allem Aufsteigenden, nach dem Licht Strebenden. Die Welt ist eine riesige Region des Neides, der giftigen Mißgunst, des Mißtrauens, das überall Gefahren für die bestehende Ordnung wittert und das Neue mit Härte und ohne Erbarmen bekämpft und zu unterdrücken sucht. Und nur ein granitener Wille, an dem sich die immerwährenden Angriffe brechen wie die Wogen des Meeres am Felsenriff, setzt sich gegen das Alte durch und trägt die Fackel des Sieges in den eigenen Tempel.
    Dieser Kampf ist das Leben, und der Sieg winkt oft nie oder erst nach dem Tod. Wenn der hölzerne Kasten in die Erde gesenkt wird, erkennt die Nachwelt häufig erst die Leistung des Dahingeschiedenen. Dann ehrt sie das Erbe – wenn der Tote eines hinterließ. Bettler pflegen für sich zu leben und unbeweint zu sterben. Wo jedoch Tränen fließen, stehen diese in der Regel im Zusammenhang mit irgendeinem Vermächtnis.
    Des Lebens Sinn ist das

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