Sieg des Herzens
mit dir umzuspringen. Es liegt auch viel Gutes in unserem Lebensstil. Was er getan hat, widersprach in jeder Beziehung unserem Ehrbegriff.«
»Du bist eben doch einer der letzten großen Kavaliere!« murmelte sie.
»Ja und nein. Ich kenne keinen Yankee, der nicht genauso reagiert hätte wie ich«, mußte Julian eingestehen.
Lächelnd streckte sie die Hand nach ihm aus, um ihm über die Wange zu streicheln. Dabei ergriff er die Hand und küßte die Innenfläche.
»Ich wollte nach Hause kommen«, sagte er dann sanft.
»Ich auch.«
»Du bist noch nicht wirklich zu Hause.«
»Wir werden sicher bald bei Angus und Mammy Nor sein«, entgegnete Rhiannon.
»Du bist wieder in einem Rebellenlager, mein Schatz.«
»Ich bin, wo ich sein will.«
»Oh?« In gespielter Verwunderung zog er eine Augenbraue hoch und ihren nackten Körper wieder näher an sich heran. »Ist es hier - genau hier -, wo du sein willst?« fragte er dann.
Sie nickte feierlich, sah ihm tief in die Augen und sagte: »Julian, ich liebe dich!«
»Mein Gott, Rhiannon...«
»Warte ... laß mich aussprechen. Es gab eine Zeit, da wollte ich sterben. Ich haßte die Welt, und ich haßte mich, und ich konnte den Schmerz nicht ertragen. Dann kamst du angeritten und hast mir die Augen geöffnet und ... mir wieder gezeigt, was Liebe ist, Julian. Und Selbstachtung. Du schenktest mir deine Liebe und noch mehr. Viel mehr: Leben! Und dafür liebe ich dich mehr als irgendeine Überzeugung. Du bist mir wichtiger als irgendein Krieg oder eine Schlacht. Wenn ich dir in die Augen sehe, erkenne ich darin, daß du dich wirklich um die anderen sorgst, und auch darum liebe ich dich. Wir sind keine Feinde. Wir wissen beide, daß der Krieg der falsche Weg ist. Du hast mir alles zurückgegeben, sogar das Vertrauen in meine Mitmenschen. Wo immer du auch bist, da will ich sein.«
Der Mond stand nun schon hoch am Himmel, und die Wasseroberfläche glänzte silbrig. Die Reflexionen des Nachtlichts spielten in Julians Augen, und er sah sie lange an, bevor er sich über sie beugte und küßte. Dann flüsterte er mit den Lippen ganz nah über ihren: »Ich kann es noch gar nicht fassen. Niemals hätte ich gedacht, daß es mir gelingen würde, Richards Geist zu vertreiben. Es war die Hölle. Vom ersten Moment an, als ich dich sah, stand ich in deinem Bann. Ich begehrte dich so sehr, war einfach hingerissen von dir - denn du bist eine betörende Hexe, mein Schatz. Jede Minute, die ich nicht bei dir sein konnte, ließ mich nur noch mehr ins Netz deines Zaubers geraten, bis ich schon dachte, ich müßte sterben, weil ich dich so sehr liebte und nicht haben konnte ...«
Darauf antwortete sie ihm nicht mit Worten. Ihre Seele schien vom Licht des Mondes belebt, das auf der Wasseroberfläche glitzerte. Sie legte die Arme um ihn, fuhr ihm sanft über den Rücken, fühlte die Bewegungen seiner Muskulatur, als sie seine Schultern liebkoste, drängte sich an ihn, küßte, berührte, streichelte ihn, bis seine Männlichkeit wieder erblühte...
Dann konnte auch er die Hände nicht mehr von ihr lassen. Die Berührung seiner Zunge hinterließ eine feuchte Spur alles versengender Lust auf ihrem Körper. Er verführte sie nun seinerseits, berührte sie überall, wurde immer fordernder und machte auch vor ihrer intimsten Stelle nicht halt. Dann war er wieder in ihr, und die Welt um sie herum war erfüllt von Magie. Sie war überglücklich, diesen wilden, verruchten Himmel auf Erden genießen zu dürfen, während ringsum der Sturm des Lebens tobte. Und mit einemmal wußte Rhiannon, daß Liebe und Frieden etwas waren, das von der Seele ausging. Auch wenn sie die Welt, wie sie war, nicht ändern konnte, hatte sie doch sich selbst verändert.
Julian und sie liebten sich bis in die frühen Morgenstunden. Als sie sich schließlich anzogen und vom Wasser weggingen, war es, als seien sie noch einmal getauft worden, um nun neuerlich gereinigt ihr gemeinsames Leben zu begehen.
Es folgten ein paar ruhige Tage, während deren das Lagerleben wiederaufgenommen wurde. Hin und wieder brachte man Verwundete ins Camp, aber sonst vergingen die Tage ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Ein gewisser Hauptmann Dixie, eigentlich Jonathan Dickinson, der Anführer der Miliz, der es ohne größere Schwierigkeiten geschafft hatte, einen Großteil von Florida unter Kontrolle der Rebellen zu halten, kam mit einigen Verwundeten vorbei und berichtete davon, was sich in letzter Zeit im Staat zugetragen hatte. Es stimmte, daß
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