Sieh dich um: Thriller (German Edition)
bezweifelte sie, dass die Schauspieler, mit denen richtige Regisseure tagein, tagaus arbeiteten, sich auch nur annähernd so anstellten wie Mario Garabaldi oder Antonio Bellazo. »Genau«, bestätigte Dana, immer noch mit zusammengebissenen Zähnen. »Alles noch mal von vorn. In drei, zwei, eins …«
Zwei Stunden und dreizehn nervenaufreibende Einstellungen später hatte Dana endlich, was sie und Brown brauchten. Die Hollywood-Profis würden die Endbearbeitung übernehmen, danach würde das Video Joseph Tucci zugespielt werden, um den Mafiaboss zufriedenzustellen und ihm zu beweisen, dass Garabaldi den Abräumer der anderen Familie wie gewünscht beseitigt hatte. Dana betete, dass die List funktionieren würde. Ob es ihr gefiel oder nicht, es stand nicht nur Garabaldis Leben auf dem Spiel, sondern auch ihre und Browns Karriere.
Sie drückte die Rückspultaste ihres digitalen Camcorders und beobachtete den Ablauf der inszenierten Ereignisse erneut. Die Einstellung war aus einer Perspektive gedreht, die den Eindruck erweckte, Garabaldi hätte den Camcorder selbst aufgebaut, um seine grausige Tat zu filmen.
Garabaldis Stimme dröhnte aus den überraschend starken Lautsprechern an den Seiten von Danas Hightech-Camcorder, als sie die Wiedergabetaste drückte.
»Hi, Bellazo – tut mir leid, Kumpel, aber ich soll dir eine Nachricht von Joseph Tucci übermitteln«, sagte Garabaldi und machte einen drohenden Schritt auf seinen Gegner zu. »Er sagt, das hier passiert mit Ratten wie dir.«
Erstaunlicherweise wirkte die Panik in Bellazos Augen echt. Er stand an den dicken Stamm einer großen Eiche gefesselt und schwitzte heftig. Auf seiner Neandertalerstirn hatte sich ein glänzender Film gebildet. »Komm schon, Mann!«, wimmerte Bellazo und starrte zu dem sich nähernden Garabaldi hoch. »Ich hab Geld, Mann! Du kannst es haben. Nenn deinen Preis, ja? Du musst das hier nicht tun.«
»Scheiß auf dein Geld, Mann«, schnarrte Garabaldi zur Antwort. »Willst du wissen, was ich von deinem beschissenen Geld halte? Das!« Damit sprang Garabaldi vor und ließ die Gummimachete mit aller Kraft auf Bellazos Hals herabsausen. Sofort sprudelte Blut aus einem Plastikschlauch unter Bellazos Hemd, ausgelöst von Brown durch ein Funksignal der Fernbedienung in seiner Hand.
Dana betätigte die Stopp-Taste erneut, nahm die Speicherkarte aus dem Rekorder, reichte sie Garabaldi und sah ihm in die Augen. »Hier, bringen Sie das direkt zu Tucci«, sagte sie. »Wenn Sie bis Mitternacht nicht tot sind, weiß ich, dass es geklappt hat.«
Garabaldi grinste und nahm die Speicherkarte an sich. »Oh, es wird funktionieren«, sagte er. »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Wie ich schon sagte, ich bin ein großartiger Schauspieler. Sagen Sie mal, was passiert jetzt mit Bellazo? Frei rumlaufen können Sie ihn ja nicht gut lassen, oder?«
Dana ignorierte Garabaldis Frage. Es ärgerte sie, dass er die Unverschämtheit besaß, überhaupt zu fragen. Nicht nur, dass er allmählich viel zu ungezwungen ihr und Brown gegenüber wurde – je weniger er über die Vorgänge wusste, desto besser und desto sicherer für alle Beteiligten. Sie würde ihm auf keinen Fall verraten, dass Bellazo schon bald in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden würde. Tatsächlich wartete drüben am JFK-Flughafen bereits ein gechartertes Flugzeug auf dem schwarzen Asphalt des Vorfelds auf den Abräumer des Colombo-Syndikats. Aus reiner Gehässigkeit hatte Dana veranlasst, dass Bellazo nach Hawaii geschickt würde. Und wenn es nach ihr ginge, würde Garabaldi am Ende dieser Geschichte irgendwo in Alaska enden – so weit weg wie möglich von allem, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit zivilisierter Gesellschaft hatte.
»Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, was aus Bellazo wird«, erwiderte Dana. »Sie haben genügend eigene Probleme, Garabaldi, so viel steht fest. Und sollten Sie ein krummes Ding versuchen – sollten Sie auch nur daran denken , uns aufs Kreuz zu legen –, serviere ich Tucci Ihren dämlichen Arsch höchstpersönlich, haben Sie verstanden?«
Garabaldi grinste und steckte die Speicherkarte in seine Hemdtasche. »Ach, hören Sie doch auf, Agent Whitestone«, sagte er zwinkernd. »Das würden Sie mir doch nie antun. Ich sehe Ihnen an, dass Sie mich tief im Innern viel zu sehr mögen, um mich hängen zu lassen. Wer weiß, was sich zu einer anderen Zeit, in einer anderen Situation ergeben hätte … Vielleicht hätten Sie und ich etwas
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