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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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präpariert und deponiert hatten und damit schon den ganzen Tag die Welt in Atem hielten. «Kein Kommentar», sagte er und schob sie sanft beiseite, während sich ringsum Dutzende weiterer Stimmen mit Fragen erhoben. Dann beugte er sich zu Gino hinüber und flüsterte: «Ich habe ihm gesagt, er soll sich die Haare kämmen, und ob du’s glaubst oder nicht, er hat gleich einen Kamm aus der Gesäßtasche gezogen. Sah aus wie Fonzie, der sich neben der Musikbox nochmal die Tolle richtet, um für die Mädels bereit zu sein.»
    «Der Mann wird bald sechzig, Leo. Das ist doch kein Fonzie mehr.»
    John Smith blieb ein paar Schritte zurück. Selbst im aktuellen Medienzeitalter hielt das FBI noch an den letzten Resten seiner einstigen Würde fest und mied das Rampenlicht, wo es ging. Gierige Reporter und Kameraleute musterten ihn eingehend, überlegten kurz, ob er wohl jemand Wichtiges war, und wandten sich dann von ihm ab wie von einer unbekannten Begleitperson auf dem roten Teppich, die das Filmmaterial nicht wert ist.
    Als sie ihre Häftlinge schließlich erfolgreich ins Gebäude befördert hatten, war die Stille dort die reinste Wohltat, doch durch die geschlossenen Türen drangen gedämpfte Feiergeräusche. Viele Kollegen waren über das Ende ihrer Schicht hinaus geblieben, um den glücklichen Ausgang dieses albtraumhaften Tages zu feiern, einander auf die Schulter zu klopfen, wie es kampferprobten Recken gebührte, und den neuesten Klatsch nicht zu verpassen.
    «Wir werden uns kurz mit dem Chief unterhalten müssen, John», sagte Magozzi. «Bringen Sie zusammen mit Haig die Häftlinge in die Untersuchungszelle?»
    «Mit Vergnügen.»
    Auf dem Flur vor dem Büro des Chief kam ihnen McLaren entgegen. «Groß-ar-tig!», skandierte er. «Das habt ihr gut gemacht, Jungs!»
    Gino gab sich zwar immer die größte Mühe, den mürrischen Brummbären zu spielen, doch kein Mensch konnte ihm vorhalten, dass er ungerecht oder undankbar wäre. Er sorgte immer dafür, dass die Ehre bei dem landete, dem sie gebührte, und das war auch an diesem Tag nicht anders. «Bist du noch ganz dicht, McLaren? Wir waren doch nur die Laufburschen. Du hast die scharfen Augen beigesteuert, Monkeewrench das Hirnschmalz und wir den Mut, zwei pickelübersäte Helden aufzulesen, die gleich das Kotzen anfangen, sobald sie einen Bullen sehen. Insgesamt ein bisschen wie beim Zauberer von Oz.»
    «Mann, ich wünschte, ich wär dabei gewesen. Haben die echt gekotzt?»
    Gino grinste. «Ja, haben sie, und ich sage dir, mein Freund, es war groß. Ein denkwürdiges Schauspiel. Normalerweise macht man sich ja nicht viel aus schon mal gegessenen Nachos und Schokoriegeln, aber das war doch sehr befriedigend.»
    McLaren bedachte sie beide mit einer High-Five. «Große Klasse. Also, ich bin dann mal weg. Wollte euch nur noch kurz gratulieren.»
    «Gleichfalls», sagte Magozzi. «Trinkst du nachher noch ein Bier mit uns?»
    McLarens blasses Gesicht verfärbte sich rosig, und er grinste. «Tut mir leid, Jungs, aber ich bin mit einer richtig Süßen zum Essen verabredet.»
    Gino nickte wohlwollend. «Im Ernst? Glückwunsch, Kumpel!»
    Johnnys Grinsen wurde noch ein wenig breiter. « JDate ist echt der Bringer.»
    «Ich kann nur hoffen, dass du ihr vor der Verabredung erzählt hast, dass du ein Katholik aus Belfast bist.»
    «Ich kenne ihre Geschichte, und sie kennt meine. Alles ganz koscher.»
    «Na, wenigstens hast du schon die Fachausdrücke drauf. Dann mal viel Glück, mein Freund.» Man merkte Gino an, dass der Wunsch von Herzen kam.
    «Danke. Und wo wir gerade von Süßen reden … Irgendwo läuft hier eine Profilerin vom FBI rum, die auf euch wartet. Das ist ja mal ein heißes Häschen.»
    «Sie heißt Chelsea Thomas», erläuterte Magozzi.
    McLaren hob die rötlichen Augenbrauen. «Ach, du kennst sie also? Du Glückspilz. Mir wär die ja eine Nummer zu groß.»
    Gino zuckte die Achseln. «Ach, ich weiß nicht, McLaren. Vielleicht ist sie ja die Sorte Frau, die sich immer den hässlichsten Weihnachtsbaum auf dem Markt aussucht und blinde, einbeinige Welpen aus dem Tierheim zu sich nimmt.»
    «Du bist so ein Arsch, Rolseth. Na, wie auch immer. Schönen Abend, Jungs, und haltet mir die Daumen.»
    Chelsea Thomas stand vor dem Büro des Chief und sah tatsächlich heiß aus. Und verändert. Sie trug zwar ein Kostüm, das aber eindeutig nicht aus dem FBI-Fundus stammte. Magozzi war kein Modeexperte, doch er erkannte elegante, teure Kleidung, wenn er sie vor sich sah; das

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