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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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anforderten, antwortete Officer Haig, was Gino und Magozzi ausnehmend freute. Der Mann absolvierte gerade das letzte von zwanzig Jahren als unermüdliches Arbeitstier im Streifendienst, und es konnte kein schöneres Pensionierungsgeschenk geben, als vor laufender Kamera zwei dringend gesuchte Kriminelle ins Gefängnis zu bringen. Magozzi ging voraus, um kurz mit ihm zu reden, während Gino und John die beiden kleinen Monster festnahmen.
    «Sie haben den Jackpot erwischt, Haig.»
    «Ach ja? Was haben Sie denn für mich?»
    «Die Jungs mit den Kartons.»
    Haig legte die Stirn in Falten. «Meinen Sie diese Jugendlichen, die einem im Supermarkt die Einkäufe in Kartons packen?» Doch nachdem er Magozzis breites Grinsen noch eine Sekunde länger betrachtet hatte, wanderten seine ergrauten Brauen so weit die Stirn hinauf, als wollten sie dem Haaransatz guten Tag sagen. «Und Sie nehmen mich auch nicht auf den Arm?»
    «Nicht im Geringsten. Haben Sie die vielen Kameras und Reporter vorm Revier gesehen?»
    «Die, die uns schon den ganzen Tag die Straße, den Bürgersteig und den Eingang blockieren, meinen Sie? Nee, sind mir nicht weiter aufgefallen.»
    «Inzwischen ist es noch sehr viel schlimmer als heute früh, als Sie losgefahren sind. Alle offiziellen Fernsehsender sind dort, dazu ein Haufen Kabelsender, und es haben auch schon ein paar ausländische Sender ihre Satellitenwagen aufgestellt. Sieht aus, als wären die Marsmenschen gelandet.»
    «Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Ich fahre einfach direkt in die Tiefgarage, so wie immer …»
    «Nein.»
    «Wie, nein?»
    «Ich möchte, dass Sie die Jungs am Haupteingang ausladen. Von mir aus können Sie auch erst ein paarmal um den Block fahren, damit die Fernsehfritzen Sie auch garantiert bemerken. Wir sind direkt hinter Ihnen und helfen dann, sie die Stufen hochzuführen, aber Sie gehen mit einem der beiden voraus. Und zwar schön langsam, verstanden?»
    «Mensch! Ich komme ins Fernsehen.»
    «Kämmen Sie sich nochmal die Haare, Haig. Spätestens morgen früh sieht Sie die ganze Welt.»
    «Ich bin platt.»

Kapitel 36
    Die Reihen der Berichterstatter waren in den letzten paar Stunden noch deutlich angewachsen. Übertragungswagen verstopften die Straße, und auf dem Bürgersteig und den Stufen der City Hall traten sich Fotografen und Reporter auf die Füße. Magozzi wusste, dass sie allesamt den Polizeifunk abhörten und mitbekommen haben mussten, dass die mutmaßlichen Täter im Kartonfiasko aufs Revier gebracht wurden. Das war ja auch der Plan.
    Gino sah zu den Fenstern hinauf und entdeckte hinter praktisch jedem Gesichter, die beobachteten, was sich unten tat. «Viel größer geht’s nicht mehr, Leo», sagte er. «Wir werden in allen Nachrichten sein.»
    «Hoffen wir, dass es funktioniert.»
    «Natürlich wird es nicht funktionieren. Wir bringen die Jungs vor laufender Kamera ins Bundesgefängnis, und die vielen tausend Idioten da draußen werden trotzdem noch denken, dass sie’s genauso machen können, ohne erwischt zu werden. Die Nachwirkungen werden uns noch jahrelang verfolgen. Was für ein Trip, eine ganze Stadt lahmzulegen und dafür weltweite Aufmerksamkeit zu kriegen. Sieh dir das doch mal an. Innerhalb einer Woche haben wir Filmchen von echten Morden und einen vorgetäuschten Terrorangriff, und ohne das Internet wäre wahrscheinlich nichts davon passiert. Dieses beschissene Netz treibt alles auf die Spitze, genau wie Chelsea gesagt hat. Irgendwer muss das in den Griff kriegen. Ungeschehen machen können wir’s nicht mehr.»
    Officer Haig führte Clark die Stufen zur City Hall hinauf und blieb alle paar Schritte stehen, um sich nach den Männern umzusehen, die ihm folgten, und dem Blitzlichtgewitter hinter sich dadurch vorteilhafte Profilaufnahmen zu ermöglichen.
    Gino und Magozzi, die Kyle zwischen sich hatten, mussten jedes Mal, wenn Haig stoppte, ebenfalls stehen bleiben, und die Fernsehleute verbrauchten meterweise Film für die Aufnahmen von den verängstigten Jungs, die von den Satellitenwagen dann ins ganze Land und den Rest der Welt übertragen wurden.
    «Mensch, Leo», murmelte Gino, als ein Blitz genau vor ihm aufleuchtete. «Was ist denn mit Haigs Haaren passiert?»
    Magozzi war vollauf damit beschäftigt, professionell und ein klein wenig gefährlich dreinzuschauen. Eine ziemlich attraktive Frau, deren Mikrophon mit BBC-Logos gepflastert war, hatte sich auf ihn gestürzt und fragte ihn, ob dies die beiden Täter seien, die die Kartons

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