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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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hatte er von Annie Belinsky gelernt.
    «Detectives. Das war sehr gute Arbeit heute.»
    Ihr Strahlen war ansteckend, und weder Magozzi noch Gino gaben sich Mühe, zu widerstehen. «Stimmt. Alle haben zusammengearbeitet, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.»
    «Allerdings. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wichtig so etwas als Abschreckungsmaßnahme ist. Was für einen Eindruck haben Sie denn im Verhör von den beiden gewonnen?»
    Magozzi dachte einen Augenblick nach. «Eigentlich sind sie gar nicht solche Ungeheuer, wie ich gedacht hätte.»
    «Das ist nur eine neue Sorte Ungeheuer», warf Gino ein. «Blöde kleine Hurensöhne, die viel zu oft allein sind und kein Gefühl für die Konsequenzen ihres Handelns haben. Die glauben, sie kommen mit allem durch.»
    Chelsea nickte. «Das Gehirn ist in diesem Alter noch nicht vollständig entwickelt. Hinzu kommt, dass es Jungen sind, also entwickelt sich ihr Gehirn wahrscheinlich nie vollständig.» Ihr Lächeln erstrahlte wieder.
    Magozzi zog die Augenbrauen hoch. «Sie haben aber heute gute Laune.»
    «Sie etwa nicht?»
    «Und ob. Wollen Sie nachher noch ein Bier mit uns trinken?»
    «Liebend gern, nur muss ich leider zum Flughafen. Der Direktor will mich gleich morgen im Frühstücksfernsehen haben, um der Sache möglichst viel Öffentlichkeit zu verschaffen. Aber heben Sie die Aufnahmen vom Verhör für mich auf, ja? Und nochmals herzlichen Glückwunsch.»
    Gino sah Magozzi an. «Jetzt steht es zwei zu null gegen uns, was die Happy-Hour-Gesellschaft angeht. Da müssen wir uns wohl miteinander begnügen.»
    «Wahrscheinlich sitzen wir eh den ganzen Abend hier fest.»

Kapitel 37
    Grace stand vor der marmornen Arbeitsplatte in Harleys Küche und verzehrte bedächtig eine Hühnerpastete. Sie aß nicht zum Vergnügen, sondern aus reiner Notwendigkeit, deshalb schien es ihr passend, es im Stehen zu tun. Die Festplatten von Huttingers Rechnern waren eingetroffen, und sie hatten eine arbeitsreiche Nacht vor sich.
    Als ein paar Minuten später John Smith hereinkam, sah sie auf. Er war sichtlich erschöpft, was nur allzu verständlich war, und doch lag etwas fast Friedliches in seiner Miene, als hätte der Ernst ihm eine kleine Erholungspause gewährt.
    «Sie hatten ja einen aufregenden Abend», sagte sie. «Wir haben es in den Nachrichten gesehen. Herzlichen Glückwunsch.»
    «Völlig unverdient. Die Lorbeeren gebühren Ihnen und Ihrer großartigen Software und natürlich den Detectives Magozzi und Rolseth. Die beiden sind ein eindrucksvolles Team.»
    «O ja, das sind sie. Aber ich wette, sie haben Ihnen nichts zu essen gegeben.» Grace hob einladend ihren Teller. «Im Ofen ist noch mehr, falls Sie hungrig sind.»
    «Wo stecken denn die anderen?»
    «Die haben schon gegessen.» Sie wollte zum Herd gehen, doch er hielt sie mit einer leichten Berührung an der Schulter davon ab.
    «Essen Sie ruhig weiter. Ich nehme mir selbst. Vielen Dank dafür, es duftet köstlich. Wie haben Sie heute bloß Zeit gefunden, so etwas zuzubereiten?»
    «Ich mache immer mal ein paar davon und friere sie dann in Harleys Truhe ein, für Tage wie diesen.»
    Nachdem er seinen Teller gefüllt hatte, fragte er Grace, ob er sich setzen dürfe, und sie zog zwei Barhocker heran. Sie saßen nebeneinander, schauten vor sich hin und aßen in einem Schweigen, das sich merkwürdig angenehm anfühlte, wenn man bedachte, dass sie einander kaum kannten.
    Dann sagte John unvermittelt: «Ich habe ein Boot», und ruinierte damit alles.
    Grace schob ein Stück Karotte auf ihrem Teller herum und ließ die Bemerkung einfach in der Luft hängen. Verflixt. Dabei hatte es sich so gut angelassen. Sie hätte wissen müssen, dass er letztlich genauso war wie jeder andere auch. Das war einer der Gründe, weshalb sie Menschen mied. Jedes schlichte «Hallo» führte direkt in ein geistloses Gespräch, das sie völlig kaltließ. Was interessierte es sie, dass er ein Boot besaß? Als Nächstes würde er ihr erzählen, wie lang das Boot war, wie es hieß, wo er es geparkt oder angelegt hatte oder wie man das bei Booten nannte. Als ob ihr auch nur eine dieser Informationen etwas bedeutet hätte.
    «Das ist wichtig», fuhr er fort, was mindestens so seltsam war wie die Aussage, dass er ein Boot habe.
    Grace sah von ihrem Teller auf und ärgerte sich, weil sie trotz allem ein wenig neugierig war. «Ich interessiere mich nicht für Boote», sagte sie. Es war immer das Beste, solche Gespräche gleich im Keim zu

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