Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)
sein … zumindest in gewisser Weise. Das Format der Ankündigungen ist wie eine Art Geheimcode. Wenn man auf den einschlägigen Seiten unterwegs ist und eine Mitteilung in diesem Format sieht, weiß man: Das ist echt.»
«Aber ist das nun eine organisierte Gruppe oder nur eine Horde Perverser, die sich gegenseitig nachahmen?», fragte Gino.
«Beides möglich. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem.»
Magozzi unterbrach seinen Marsch und bedachte seine Füße mit einem tadelnden Kopfschütteln. «Die Opfer wurden alle vorab ausgewählt. Die Mörder wussten, wo sie sich aufhalten, und in manchen Fällen auch, was sie anhaben würden. Und sie wussten, wie sie sterben würden. Die Ankündigungen beweisen das.»
Gino zuckte die Achseln. «Dann haben sie sich eben leichte Ziele ausgesucht, diese Opfer ein paar Tage lang verfolgt, das Vorhaben angekündigt und es dann in die Tat umgesetzt. Das heißt noch lange nicht, dass sie ihre Opfer kannten oder irgendwie gezielt umbringen wollten.»
Magozzi sah seinen Partner an. «Oder aber sie haben sie doch aus einem bestimmten Grund aufs Korn genommen. Das müssen wir uns nochmal genauer ansehen. Und beten, dass es irgendeine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern gibt. Denn wenn wir es hier einfach mit einer Serie unzusammenhängender Morde zu tun haben, sind wir gearscht. Dann werden wir die Typen niemals erwischen.»
«Wir könnten Tommy bitten, dass er die Namen der Opfer durch die Monkeewrench-Software laufen lässt», schlug Gino vor. «Genau für so was ist das Programm doch gemacht.»
«Was ist das für ein Programm?», erkundigte sich Chelsea.
«Es kann ganze Berge von Informationen finden und zusammenstellen. Und ist dabei sehr viel schneller als jeder Polizist.» Gino zuckte erneut die Achseln. «Einen Versuch ist es wert.»
Als Chelsea fort war, kehrten Magozzi und Gino an ihre Schreibtische zurück, um die Namen der Opfer für Tommy zusammenzustellen.
«Mann, ist das alles beschissen», brummte Gino, während er in seiner Schreibtischschublade nach einem Stift suchte, der nicht nur dicke Tintenkleckse auf dem Blatt hinterließ. «Aber eins muss man schon sagen: Chelsea Thomas sieht klasse aus.»
Magozzi reagierte nicht.
«Dir ist ja wohl aufgefallen, dass sie total in dich verknallt ist, oder?»
«Hör auf damit, Gino.»
«Das ist mein voller Ernst. Weißt du, woran ich das gemerkt habe? Sie hat mit ihren Haaren gespielt. Das machen Frauen immer, wenn sie die Jagd eröffnet haben. Klassische Körpersprache. Hab ich im Fernsehen gesehen. Hast du den Namen von dem Toten aus Cleveland? Das ist der Einzige, der mir noch fehlt.»
Magozzi blätterte die Akte durch, die Chelsea ihm auf dem Weg nach draußen noch in die Hand gedrückt hatte, zog ein Blatt Papier heraus und betrachtete es stirnrunzelnd. «Erinnerst du dich noch an diesen Typen aus Ely vor fünfzehn Jahren …?»
«Vor fünfzehn Jahren war ich doch noch ein halbes Kind!»
Magozzi schnaubte verächtlich. «Das war der Hauptverdächtige in diesem Fall von Missbrauch und Kindesentführung, der den ganzen Staat monatelang in Atem gehalten hat …»
Gino schlug sich mit der Hand an die Stirn. «Gott, ja, jetzt weiß ich’s wieder. Das perverse Schwein war schuldig bis dorthinaus, und so ein einzelner unfähiger Geschworener hat auf ‹nicht schuldig› plädiert. Der schlimmste Justizirrtum seit O. J. Simpson.»
«Weißt du noch, wie er hieß?»
Gino kratzte sich am Kinn. «Irgendein komischer Name. Elmer? Nein, Elmore. Elmore Sweet. Möge er in der Hölle schmoren.»
Magozzi nickte. «Das Opfer aus Cleveland heißt auch Elmore Sweet. Ich frage mich, ob das vielleicht derselbe ist.»
Die hochgezogenen Augenbrauen verwandelten Ginos Gesicht in den Inbegriff einer glücklichen Miene. «O Mann, wenn das stimmt, schick ich den Eltern des Jungen eine Kopie des Videos aus Cleveland. Aber das wird Tommy uns sicher sagen können.»
Magozzis Blick fiel auf das Post-It in Neonorange, das auf Ginos Schreibtisch klebte. In großen Buchstaben stand «Richter Jim» darauf. «Was ist denn mit Richter Jim?»
«Ach Mist! Das habe ich ja total vergessen!»
«Was genau?»
«Dem müssen wir heute noch einen Besuch abstatten.»
Magozzi runzelte die Stirn. «Wieso das denn?»
«Als ich nach dem Gespräch mit Ole gerade aufgelegt hatte, rief mich ein Officer Rondestvedt an. Anscheinend hat sich unser Freund gestern Nacht wieder am Fluss herumgetrieben, samt Knarre und Visier.»
«Geladen?»
«Nee.» Gino
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