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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Dreckskerl. Ich hoffe, er hat ordentlich gelitten. Jedenfalls meinte der Polizist, mit dem Ole sich unterhalten hat, als sie ihn von dem Eisstachel geholt haben, hätte er ausgesehen wie ein riesiger Donut mit einem Loch in der Mitte. Hübsch formuliert, was?»
    «Eingelocht.» Magozzis Miene wurde starr.
    «Genau das dachte ich auch. Es wurde natürlich nie irgendjemand verdächtigt, weil die Sache ja als Unfall lief, aber wenn man die Vergangenheit des Opfers bedenkt, gibt es gleich einen ganzen Haufen Verdächtige. Die werden sich dort mal ein bisschen für uns umhören und das Umfeld des Kerls vernehmen, Freunde, Verwandte, Kollegen, die Eltern seiner Opfer und so weiter. Vielleicht stoßen sie ja auf irgendwelche Verbindungen.»
    Chelsea war sehr still geworden: Sie saß einfach nur am Tisch, den Blick in den Schoß gerichtet, und hörte sich an, wie die beiden Mordermittler ihre alltäglichen Horrorstorys austauschten.
    «Alles klar?»
    Auf Magozzis besorgte Frage hin hob sie den Kopf. «Alles bestens.» Sie klappte ihr Notebook auf, suchte die Datei mit den Vorankündigungen heraus und drehte den Rechner so, dass Gino und Magozzi auf den Bildschirm schauen konnten. «Sehen Sie, hier – genau so sind sie auf den Websites gepostet worden.» Während Magozzi und Gino die Liste erst einmal und dann noch ein zweites Mal lasen, ließ sie keinen Blick von ihren Mienen. «Aufschlussreich, nicht wahr?»
    «Hmpf.» Gino starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Monitor. «Sieh sich das mal einer an. Sie fangen alle mit ‹Stadt der Irgendwas› an und haben die Vertipper alle an derselben Stelle. Fast wie ein Markenzeichen, was ehrlich gesagt ganz schön für meine Theorie vom reisenden Serienmörder spricht.»
    Chelsea bedachte ihn mit einem Blick, den er nicht recht zu deuten wusste, der sich aber anfühlte wie der Tatzenhieb einer kleinen Katze. «Sie müssen sich jetzt die Filme anschauen. Betrachten Sie sie, als wären es Tatorte, an denen Sie ermitteln müssen.»
    Nach einer schwer erträglichen Viertelstunde voller Menschen, die andere Menschen umbrachten, fühlte Magozzi sich selbst so ausgehöhlt wie ein Donut. «Mein Gott.»
    Gino senkte den Kopf und rieb sich die Augen, wie um die scheußlichen Bilder zu vertreiben, die sich ihm ins Gehirn gebrannt hatten. «Nie im Leben war das alles derselbe Täter.»
    Chelsea nickte wie eine Lehrerin, die die richtige Antwort bekommen hat. «Und der Film, den ich Ihnen jetzt zeigen werde, bestätigt das endgültig.»
    Magozzi hob abrupt den Kopf. «O nein. Es gibt einen neuen?»
    «Sie erinnern sich doch, dass es zwei Vorankündigungen ohne passendes Video gab?»
    «Ja», antwortete Gino. «Die eine war für unser Eis am Stiel von der Nordküste.»
    Chelsea wirkte etwas erschrocken über die Formulierung. «Richtig. Und die zweite lautete: ‹Stadt der Rosen. Berts Bardame. Nicht weit vom Tier› und wurde gestern Nacht gepostet. Die Monkeewrench-Leute haben sich sofort dahintergeklemmt, in der Hoffnung, ein mögliches Opfer noch retten zu können. Unglücklicherweise haben sie heute früh diesen Film hier bei MySpace entdeckt.»
    Gino rieb sich erneut die Augen, als hoffte er, dadurch verschwommener zu sehen und nicht alles mitzubekommen. «Und warum bestätigt gerade dieser Film die These, dass es mehrere Täter sein müssen?»
    «Vor allem aus einem Grund: Das Opfer hat überlebt. Die anderen Gründe werden Ihnen klar werden, wenn Sie den Film sehen.» Chelsea drückte ein paar Tasten und drehte den Laptop dann wieder so, dass Gino und Magozzi den Bildschirm sehen konnten und sie ihre Gesichter.
    Für Chelseas Arbeit war es entscheidend, Menschen und ihre Handlungsweisen zu beurteilen. Aber das galt eigentlich für jede Polizeiarbeit. Sie hatte es immer schon merkwürdig gefunden, dass ihre Vorgesetzten sie für diese Fähigkeit so sehr bewunderten. Man musste doch einfach nur aufmerksam sein. Beim Profiling betrachtete man das, was ein Täter hinterließ, und wenn man Verdächtige oder Zeugen vernahm, hörte man sich an, was sie zu sagen hatten, und wenn sie schwiegen, sah man sich ihre Gesichter an. Mehr war nicht dabei.
    Sie hatte schon so viele Agenten beraten, die auf dem absteigenden Ast waren, dass sie bestimmte Verhaltensmuster, die man nur bei Gesetzeshütern und Soldaten fand, auf den ersten Blick erkannte. Solche Berufe brachten es mit sich, dass die Betreffenden ihre Gefühle verschlossen hielten. Ihre Gesichter waren daher besonders schwer zu lesen,

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