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Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Sieh mir beim Sterben zu (German Edition)

Titel: Sieh mir beim Sterben zu (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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aber knapp.»
    Huttinger sagte kein Wort, doch sein Lächeln war verschwunden.

Kapitel 25
    Gino hatte sich im Schreibtischstuhl zurückgelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt und beide Handballen gegen die Augen gedrückt. «Bluten meine Augen eigentlich? Fühlt sich nämlich fast so an.»
    Magozzi lugte um die Papierberge herum, die die freie Fläche zwischen ihren beiden Schreibtischen beherrschten, um den aktuellen Zustand der Augen seines Partners besser beurteilen zu können. «Kann ich nicht sehen, du hast ja die Fäuste davor. Aber falls deine Augen vorher noch nicht geblutet haben, tun sie das jetzt bestimmt.»
    Gino setzte sich wieder gerade hin, nahm ein weiteres Blatt von seinem Stapel und starrte es an wie seinen persönlichen Erzfeind. «Ist eigentlich ein allgemeiner Tintennotstand ausgebrochen oder was? Ich schwör dir, gedruckte Texte werden mit jedem Tag kleiner. Früher habe ich mich immer gefragt, was für Leute eigentlich diese billigen Lesebrillen kaufen, die immer in den Körben im Drogeriemarkt an der Kasse stehen. Inzwischen weiß ich’s.»
    «Alte Säcke wie wir.»
    «Ja, genau. Was versuchst du denn gerade zu entziffern?»
    «Das Nordufer und Chicago.»
    «Irgendwelche Verbindungen?»
    Magozzi lehnte sich zurück und massierte mit einer Hand die verspannten Stellen im Nacken, die entsetzliche Knacklaute von sich gaben, sobald er darauf drückte. «Die beiden haben absolut nichts gemeinsam. Keine Überschneidungen bei den zuständigen Beamten und zwei komplett unterschiedliche Verbrechen: Der eine ist ein Kinderschänder, der andere ein Serienvergewaltiger. Was ist mit dir?»
    «Ich hatte mir die Vernehmungsprotokolle von Elmore Sweet vorgenommen, aber davon ist mir erst fast schlecht geworden, und dann war ich irgendwann nur noch stinksauer, also dachte ich mir, ich lese zwischendurch lieber mal was Leichteres.»
    «Krieg und Frieden? »
    «Nein, Los Angeles. Das ist der Typ, der vor ein paar Jahren nach dem fünften Führerscheinentzug wegen Trunkenheit am Steuer immer noch gefahren ist und auf der 35W eine Familie totgefahren hat. Anscheinend hat er sich danach zu einem Umzug entschlossen.»
    «Vielleicht wurde er ja von den Angehörigen der Opfer bedroht?»
    Gino zuckte die Achseln. «Werd ich mir mal anschauen.»
    «Irgendwelche Überlappungen mit Sweet?»
    «Soweit ich sehe, nein. Zumindest bis jetzt nicht. Aber ich hab ja auch noch etliche tote Bäume abzuarbeiten, bevor ich das mit Sicherheit sagen kann.»
    Magozzi seufzte und konzentrierte sich wieder auf die Akte, in der er gerade las. «Wahrscheinlich müssen wir einfach für jeden unserer Akteure eine Liste machen und dann vergleichen, was wir herausgefunden haben, wenn wir mit dem ganzen Papier durch sind.»
    «Was noch eine Ewigkeit dauern wird. Mir brummt schon jetzt der Kopf von den vielen Namen. Täter, Opfer, nächste Angehörige, Zeugen, Verwandte, Anwälte, Cops … Das ist ein Albtraum.»
    «Vielleicht sollten wir Smith an Bord holen. Er teilt seine Informationen mit uns, da ist es doch nur fair, wenn wir ihm auch was von unseren abgeben. Sind schließlich auch seine Fälle.»
    Ginos Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. «Guter Gedanke, Leo. Sehr niederträchtig. Könnte glatt von mir sein. Los, ruf ihn an.»
    Während Magozzi noch John Smith zu erreichen versuchte, kam Detective Johnny McLaren herein und stellte einen großen Karton Donuts auf Ginos Schreibtisch. «Hier kommt das große Klischee des Tages. Greift zu.»
    Gino spürte förmlich, wie ihm die Augen aus dem Kopf fielen. «Im Ernst, Johnny? Willst du demnächst seliggesprochen werden oder was?»
    «Ich habe diese Woche den Donut-Jackpot gewonnen und dachte mir, ich lasse euch an meinem Reichtum teilhaben.»
    «Was ist denn ein Donut-Jackpot? Und wieso zum Geier weiß ich nichts davon?»
    «Weil du nie zu meinen Pokerabenden kommst. Der große Verlierer der Woche muss für den großen Gewinner Donuts kaufen.»
    Gino hob andächtig den Deckel und wählte einen der zuckergussglänzenden paradiesischen Kringel aus. «Mein Held!»
    McLaren beäugte unterdessen die Papierstapel auf den Schreibtischen. «Ach du Schande. Dafür muss ja der halbe Muir-Wald draufgegangen sein. Gab’s gerade fünfzig neue Mordfälle, von denen ich nichts mitbekommen habe?»
    «Nur unsere eine Braut aus dem Fluss. Aber die hängt womöglich mit einer Handvoll anderer Fälle landesweit zusammen.»
    «Nee, oder?»
    «Doch, oder. Das könnte eine Riesensache sein. Wir arbeiten zusammen

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