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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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geklebt, die leuchteten, wenn es Abend wurde. Er merkte, dass ich auch nach oben sah.
    »Die hat mir Mama geklebt, da war ich noch ein Kind.«
    »Das sieht tröstlich aus. Wann war denn der Punkt, als es aus dem Ruder lief?«
    »Als die Mutter kein Geld mehr für Essen hatte. Wir haben alle zu Hause Essenssachen geklaut, aber irgendwie ging das auch nicht, weil es ja nicht reichte. Und die Mutter ist dann ausgeflippt.«
    »Wann war denn das ungefähr?«
    Er antwortete nicht, er legte den rechten Arm über sein Gesicht. Dann sprang er unvermittelt auf und sagte: »Ich hol dir mal einen Aschenbecher.« Er ging hinaus. Als er zurückkam, brachte er mir einen Becher Kaffee und den Aschenbecher mit und legte sich wieder auf das Bett. Nicht auf den Rücken, sondern zusammengefaltet wie ein ganz kleines Menschlein auf die Seite.
    »Es gibt Dinge, die man nicht erfahren muss. Dann gibt es aber auch Dinge, die man erfahren sollte. Also ich zum Beispiel kann nur schreiben, wenn du mir Auskunft gibst. Ich werde niemals sagen, von wem die Auskunft kommt. Aber das weißt du ja schon. Wie lange habt ihr eigentlich in der Clique gelebt, ohne eine Ahnung zu haben, was bei Jamie-Lee los war?«
    »Das muss Monate so gelaufen sein.«
    »War das schlimm?«
    »Schlimm? Ich weiß nicht. Man konnte ja nichts machen, und es war ja auch nur der Vater, anfangs.«
    »Was macht dieser Vater eigentlich? Beruflich, meine ich.«
    »Der hat ein Geschäft in Aachen, Autoersatzteile.«
    »Und das ging den Bach runter?«
    »Ja, total. Aber das wusste niemand. Jamie-Lee hat gesagt, dass das anfangs niemand wusste, auch nicht ihre Mutter.«
    »Seit wann lief denn das, wann haben sie davon erfahren?«
    »Also, ich denke mal, das muss nach meinem Geburtstag gewesen sein. Und der ist im Februar.«
    »Der Vater fing an zu trinken, nehme ich an.«
    »Nein, getrunken hat der schon immer. Das war die Hölle. Weil er dann rumpöbelte und auch prügelte. Also einmal hat er Jamie-Lee ins Gesicht geschlagen, sie hatte an der Augenbraue einen richtigen Riss. Dann kam der Gerichtsvollzieher und hat gesagt, sie müssten raus aus dem Haus.«
    »War das gemietet?«
    »Nein, war es nicht. Stimmt das, was alle sagen? Ist die Pilla mit dem Messer losgegangen?«
    »Ja, stimmt.«
    »Wird er sterben? Sie sagen, er kann sterben.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Er war ein Schwein.« Das kam vollkommen trocken daher. »Es wäre gut, wenn er stirbt.«
    »Vielleicht war er krank. Ich meine: Krank im Kopf. Was denkst du?«
    »Er war abartig. Er hat sie auch geschlagen. Pilla meine ich.«
    »Gab es einen Deal zwischen Jamie-Lee und ihnen?«
    »Ja, gab es. Fünfhundert die Sitzung.«
    »Weißt du das genau?«
    »Ich war dabei.«
    »Kannst du erzählen, wie das lief?«
    »Es war so, dass der Vater immer mehr trank, und dass die Mutter irgendwelche Medikamente einwarf. Es war das Chaos. Und sie hatten nichts zu essen, und Jamie-Lee sagte, sie müsste das ändern. Und ich sagte: >Okay, aber wie?< Und sie sagte: >Ich kassiere jetzt mal.< Dann sind wir rüber zu Imre und haben ihm gesagt: Fünfhundert, oder nichts mehr. Keine Sitzung mehr mit Fotos und so.«
    »Und er hat gesagt, okay?«
    »Ja, nicht sofort, aber dann konnte er nichts machen. Und ich habe gesagt, wenn er nicht den Mund hält, gebe ich meinem Vater mein Tagebuch.«
    »Du hast ein Tagebuch?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich finde Tagebuch blöde.«
    »Wie oft passierte denn das?«
    »Zweimal die Woche. Jamie-Lee hat jedes Mal in der Schule gefehlt, weil, das ging ja nicht anders. Die Schule schrieb auch Briefe, aber die Eltern haben sie gar nicht gelesen.«
    »Jamie-Lee hat also verdient, damit die Familie etwas zu essen hatte?«
    »Genau.«
    »Und der Vater hat weiter getrunken?«
    »Ja, klar. Jamie-Lee sagte: >Er hat immer Geld für seinen Schnaps!< Sie war sauer. Und da war noch eine andere Frau, die er hatte. In dem Geschäft in Aachen. Jamie-Lee wusste davon, aber ich weiß nicht, woher.«
    »An dem Morgen, als Jamie-Lee starb, da schminkte sie sich in dem kleinen Holzhaus im Garten. Ihr habt das Traumhaus genannt. Dann ging sie. Aber sie wollte nicht nach Hause, sie wollte zu Imre und Pilla.«
    »Ja, sie hatten ein Date. Also, die Leute warteten schon. Imre hat sie Kunden genannt. Und es war immer morgens, weil die Nachbarn dann nicht so stark darauf achteten, also dass sie nicht so neugierig waren.«
    »Wie viele waren das?«
    »Jedes Mal vier, drei Männer und eine Frau. Immer dieselben.«
    »Und du weißt, wer sie

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