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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hatte keinen Nagellack aufgetragen und schmetterte sofort einen Volley: »Meinen Mann haben die Bullen heute Morgen zu einem schnellen Gespräch gebeten.« Ihre Stimme war angenehm tief. »Ich hoffe nicht, dass er Schaden nimmt.«
    Es klang so, als rede sie von einer kostbaren Vase, und ich hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. »Das weiß ich nicht«, sagte ich. »Ich habe keine Ahnung, was Ihren Mann betrifft.«
    »Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie keine Ahnung.«
    »Vielleicht essen wir nebenbei einen Happen«, sagte der Anwalt. »Ich bitte, sich zu bedienen.«
    »Ich nehme das Gespräch auf«, sagte ich und legte den kleinen Recorder auf den Tisch.
    Niemand reagierte.
    Die Frau stand auf und ging sich etwas zu essen holen. Dann kam sie wieder, setzte sich und schaute mich einfach an.
    »Es war eine Liebesgeschichte, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Das stimmt, das habe ich angenommen«, murmelte sie und aß einen Bissen hartes Ei mit Kaviar.
    »Aber Jakob wollte das nicht? Oder er hat es abgelehnt? Oder er hat sich zurückgezogen?«
    »Es war eine Liebesgeschichte«, wiederholte sie. »Wir machten zusammen eine Reise. Er wollte im Süden Chiles nach bestimmten Pflanzen suchen. Wir haben sie nicht gefunden.«
    »Wie wollten Sie das mit Ihrem Mann regeln?«
    »Die Wahrheit sagen und gehen«, sagte sie einfach. »Wie man so etwas mit Anstand macht. Regeln gibt es ja nicht.«
    »Das ist richtig. Und Jakob Stern wollte diese Verbindung?«
    »Ja«, sagte sie. »Das hat er gesagt.«
    »Also, Sie waren sich Jakob Sterns sicher?«
    »Ja«, nickte sie. Dann zeigte sie mir ein strahlend schönes Gesicht und setzte hinzu: »Dämlich wie wir Frauen so sind.«
    »Wie ging das auseinander?«
    »Schleichend«, sagte sie. »Sehr schleichend. Er machte die nächste Reise allein.«
    »Und Sie hatten Ihrem Mann schon angedeutet, was folgen würde?«
    »Angedeutet?«, fragte sie voll Hohn. »Ich habe ihm gesagt, was war, ich habe ihm gesagt: >Ich will in Frieden gehen, ich will dir keinen Schaden zufügen, ich rede kein dummes Zeug über dich, ich gehe einfach, und das war es dann.<«
    »Wie reagierte er?«
    Sie überlegte einen Augenblick. Dann antwortete sie: »Er reagierte wie Manni Luchmann. Ihm ist Liebe oder das, was wir darunter verstehen, einfach fremd. Deshalb macht er seine Puffs so gut. Er kann seine eigenen Kunden gar nicht begreifen. Er war, um es mal einfach auszudrücken, verdattert. Es ist nicht seine Welt.«
    »Das habe ich schon in unserem ersten Gespräch angedeutet«, hauchte Stromberg und hob dabei einen Zeigefinger.
    »Ich will es nur verstehen«, sagte ich. »Jakob war Ihre große Liebe und …«
    »Und sie kam verdammt spät«, sagte sie. »Ich bin immerhin achtunddreißig. Und ich habe nicht geglaubt, dass mir so etwas noch einmal passiert. Ich dachte schon, ich wäre frigide oder Ähnliches.«
    »Sie haben Ihrem Mann gesagt, Sie gehen. Ist das richtig so?«
    »Ja, das ist so korrekt.«
    »Und Ihr Mann hat dann etwas für Sie getan?«
    »Oh nein, oh nein. So einfach ist das nicht, Herr Baumeister. Erst einmal habe ich Jakob erzählen wollen, dass ich klare Fronten geschaffen habe.«
    »Und er wollte das gar nicht?«
    »Das kann man so sagen. Vorsichtig ausgedrückt hat er den Schwanz eingekniffen und die nächste Reise geplant, auf der ich ihn eigentlich begleiten sollte. Dann war er weg, und ich war fassungslos.«
    »Sie konnten ihn auch nicht mehr erreichen?« Ich dachte etwas panisch, dass Jakob da von bodenlosem Leichtsinn gewesen war.
    »Nein. Er hatte beide Handys gewechselt, ich wusste nicht, wie er zu erreichen war. Und für ihn machte das ja auch Sinn, er wollte sich nicht auseinandersetzen. Er war feige.«
    »Aber noch immer lief diese Firma, noch immer standen die Gelder Ihres Mannes bereit?«
    »Ja«, bestätigte sie.
    »Das erwähnte ich schon«, sagte Stromberg wieder dezent.
    »Sie waren die Geschäftsführerin, wie besprochen?«
    »So ist es. Und mein Mann stand dazu, um gleich klarzustellen, wie er reagierte.«
    »Und dann tauchte Vonnegut auf und übernahm die Rolle Ihres Mannes, stellte das Geld, machte die neuen Verträge, und Sie waren draußen.«
    »Ja.« Sie steckte sich ein Stück Toastbrot in den Mund und sagte mit Widerwillen: »Das Zeug ist trocken, Stromberg.« Dann legte sie ein kleines Pillendöschen neben ihren Teller, hübsche Emaillearbeit.
    »Ich lasse Neues kommen«, sagte Stromberg hastig und zog ein Handy aus der Tasche.
    »Quatsch«, sagte sie. »Wir müssen es

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