Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
seinen Handschellen.
    Und auf einmal kamen die Schmerzen dann doch. Und zwar geballt. So schlagartig und heftig, dass ich in Ohnmacht fiel.
     
    Der Mann in Weiß sagte: »Alle Ihre Werte sind in Ordnung. Kreislauf gut, Herz gut, die Lunge klar. Das Röntgenbild ist auch okay. Wenn Sie ein bisschen weniger wackelig sind, dürfen Sie sogar in die Freiheit. Allerdings nicht Autofahren, das wäre im Augenblick etwas riskant. Eine Frage habe ich noch: Die modernen Gipsbinden sind stark und für die Ewigkeit gebaut. Wie haben Sie es geschafft, ein mordsmäßig großes Stück aus diesen Gipslagen herauszubrechen?«
    »Das war jemand mit einem Totschläger«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Er war vollkommen verunsichert. »Na, da frage ich lieber nicht weiter«, stammelte er lahm.
    »Eine weise Entscheidung«, stimmte ich ihm zu.
    Ich saß auf einem OP-Tisch, der Arzt hatte mir einen neuen Gips gemacht, diesmal in einem kräftigen Rot. Schmerzen spürte ich keine mehr.
    »Können Sie mir ein Schmerzmittel mitgeben?«, bat ich. Die jüngsten Erfahrungen hatten mich etwas vorsichtiger gemacht.
    »Selbstverständlich«, sagte er. »Und draußen wartet ein Freund auf Sie.« Er drückte auf einen Knopf, und der Tisch unter mir begann sich in der Längsachse zu neigen, er schubste mich gewissermaßen ins Leben zurück.
    In einem Wartezimmer saß Gregor Bleibtreu und lächelte mir entgegen. »Alles klar?«, fragte er. Er trug noch immer die Lederschürze wie Schmiede sie tragen.
    »Alles klar«, antwortete ich. »Wer ist der Mann, den wir haben?«
    »Dieser Kriminalist sagt, er ist eine große Nummer im Gewerbe von Köln. Er ist bei der Polizei bekannt, und er ist vorbestraft, dauernd Körperverletzungen, Überfälle und so was. Er behauptet, sie hätten dich mit einem Mann verwechselt, der in irgendeiner Kölner Bar Zechprellerei begangen hat. Und sie würden sich entschuldigen, und ihr Chef würde wegen der Entschädigung sicherlich ein paar Scheine springen lassen. Ich habe noch nie jemanden in kurzer Zeit so gut lügen hören. Er heißt übrigens Peter Baum und wird in der Kölner Unterwelt nur Pitter genannt. Ich soll dich von einem gewissen Kischkewitz grüßen.«
    »Kölner Unterwelt?« Plötzlich hatte ich eine Ahnung, wer mir die freundlichen Besucher geschickt haben könnte. »In diesem Fall wurde von allen von Beginn an gelogen. Es gab niemanden, der alles sagte, und die meisten ritten auf halben Wahrheiten herum.« Ich war wütend.
    »Das ist mir zu hoch«, erklärte er etwas verlegen. »Also, dein Beruf wäre nichts für mich. Und jetzt brauchst du auch kein Foto von dieser Judith mehr, oder?«
    »Doch, doch«, betonte ich. »Das brauchen wir schon.«
    »Dann fahre ich dich mal in meine Schmiede. Da steht dein Auto rum. Ich brauche jetzt einen Schnaps, ich muss mich erholen.«
    »Hast du das Amulett verkauft?«
    »Ja«, sagte er. »Nicht verkauft, verschenkt. Ich war so erleichtert. Und sie wollten es nicht annehmen. Dann hat der Mann gesagt, er wirft das Geld in den Opferstock unserer Kirche. War mir recht.«
    »Du warst unwahrscheinlich gut mit diesem fiesen, heißen Eisen.«
    »Man tut, was man kann«, sagte er. » Aber richtig Spaß gemacht hat es nicht. Da hat eine gewisse Emma angerufen. Ich soll dir sagen, es wäre alles bestens. Sie wollte das nicht erklären, sie sagte: »Baumeister weiß schon, was ich meine.<«
    »Ja, ich denke, das weiß ich. Hast du ein Stück Brot zu Hause?«
    »Aber immer«, sagte er.
    Er fuhr mich auf seinen Hof, wir gingen in dem Wohnhaus in seine Küche. Da saß eine junge Frau an einem großen Tisch vor einem Becher Kaffee. Sie war dunkelhaarig, vielleicht fünfunddreißig Jahre alt, mit einem runden, freundlichen, sehr hübschen Gesicht.
    »Das ist Gertie« erklärte Gregor. »Sie passt zurzeit auf mich auf.«
    »Aber nicht, wenn du dich rumprügelst«, sagte Gertie sauer. »Wo sind wir denn hier?«
    »Er hat mich gerettet«, bemerkte ich.
    »Das ist mir von Herzen scheißegal«, sagte Gertie bissig. »Ich führe keinen Haushalt, in dem so was passiert. Prügelnde Männer kann ich nicht leiden.«
    »Ist ja gut«, murmelte Gregor besänftigend.
    »Ich muss mal eben telefonieren«, sagte ich und marschierte wieder aus der Küche hinaus. Ich rief Emma an, sie meldete sich nicht. Ich rief Jennifer an, sie meldete sich.
    »Was ist der Stand der Dinge?«, fragte ich.
    »Es geht besser«, sagte sie. »Emma sagt, er kommt bald auf die Wachstation. Sie ist jetzt bei ihm. Sie hat immer

Weitere Kostenlose Bücher