Sigi Wulle 1 - Sigi Wulle und die Bankraeuber
was gegessen?“ fragte mich Karlchen mit raffiniertem Tonfall.
„Ja“, sagte ich.
„Was?“
„Ein paar Falläpfel und Maiskolben“, sagte ich. „Alles andere mußte ich stehenlassen.“
„Dann hauch mich mal an!“
Ich mußte jeden anblasen, aber sie merkten nichts, da ich ja den Mund ausgespült hatte und sie selber mit dem Rauch ihren Geruch verdorben hatten. Sie tranken und pafften, und es war stockdunkel um uns herum. Nur einige Sterne funkelten am Himmel, und einige Lichter flimmerten, wo das Dorf lag. Mir wurde immer heißer wie bei Fieber, weil ich furchtbar gespannt war, ob alles so klappen würde, wie ich es mir ausgedacht hatte. Mein Strups schnurrte vergnügt unter der Jacke.
„Weshalb hast du uns keine Maiskolben gebracht?“ fragte Kitty plötzlich.
„Weil ich ganz durcheinander war“, stotterte ich und errötete, was sie aber in der Dunkelheit nicht bemerkten.
„Morgen kann er uns welche klauen!“ kicherte Karlchen.
Kapitel 17
Es entstand eine Heiterkeit unter den Gangstern, die mit jedem Schluck anschwoll. Die Unterhaltung wurde immer munterer. Schließlich erzählten sie mir ihre Ganovenstücke, um ihre Schläue zu beweisen; daß sie den Leuten ihr Geld wegnehmen könnten, ohne daß diese es merkten, und wenn sie es merkten, sei es zu spät. Doch der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht, was ich zu verwirklichen gedachte. Ich tat, als bewunderte ich sie, um noch mehr Geschichten aus ihnen herauszulocken und der Polizei hinterher einige Tips geben zu können und um sie zum Trinken zu animieren.
,,Dies ist das feinste Bier, das ich im Leben getrunken habe!“ sagte Karlchen und rülpste unflätig.
„Stimmt“, brummte Lulu vergnügt. „Morgen will ich wieder so was zu mir nehmen.“
„Es wird mir ein Vergnügen sein, neues zu besorgen“, sagte ich artig, um nur ja keinen Verdacht in ihren Gehirnen aufkommen zu lassen.
Es dauerte eine Weile, bis das Bier alle war. Um uns herum quakten viele Frösche im Schilf, und der Mond stand nun über dem Weiher, so daß es nicht mehr so dunkel war, weil er uns leuchtete. Jetzt konnten wir uns gegenseitig erkennen, und ich mußte feststellen, daß meine Entführer ziemlich verwahrlost aussahen, nämlich abgemagert, dreckig, voller Schrammen und die Männer mit Stoppelbärten um die Mäuler. Doch nun hatten sie alle Schmerzen vergessen. Sie lachten und rauchten Zigaretten, deren Rauch sie zum rabenschwarzen Himmel bliesen.
Dann kam die Schnapsflasche an die Reihe. Ihr Inhalt war so stark, daß sie husten mußten, als sie die ersten Schlucke nahmen. Aber er schmeckte ihnen, und so dauerte es nicht lange, bis sie besoffen waren. Ein Gekicher erhob sich, das wie Hühnergackern klang, wobei Kitty am lautesten gackerte. Karlchen trug ein Gedicht vor, das die Ballade „Der Taucher“ von Schiller verulkte. Am Anfang hieß es, daß einer in eine fürchterlich stinkende Jauche hinabspringen sollte, um einen leeren Geldbeutel herauszuholen, was alles schön gereimt war; aber Karlchen machte so heftige Bewegungen dabei, daß das Schilf nachgab. Er stolperte und purzelte ins Wasser, das an dieser Stelle ziemlich schlammig war. Wir mußten so lachen, daß er fast ertrunken wäre; aber schließlich grapschten wir ihn am Hintern und zogen ihn heraus. Er brauchte einige Schnäpschen, bis seine Stimmung wieder lustig wurde.
„Ist so ein Räuberleben nicht schön?“ fragte Lulu.
„Herrlich!“ log ich mit gespielter Begeisterung.
„Willst du nicht auch mal trinken?“ fragte Kitty und hielt mir die Schnapsflasche hin.
„Wenn ich darf ,“
„Bei uns darfst du alles!“ sagte sie und kicherte dabei. „Nur nicht abhauen!“
Ich nahm die Flasche und trank einen Schluck, den ich allerdings nicht in meinen Hals, sondern über das Kinn laufen ließ, von wo er in die Jacke tropfte, so daß Strups ganz nervös wurde; Tiere mögen nämlich keinen Alkohol, nur Menschen, weil ein Tier normal bleiben und ein Mensch verrückt werden will, damit er sich für etwas besseres halten kann in seinem Suff; in Wirklichkeit ist er vielleicht nur eine jämmerliche Figur oder ein Strolch und Verbrecher, wie meine Entführer, die sich freuten, weil ich mitmachte und keine Opposition betrieb.
Karlchen war wieder sehr lustig und wollte eine Arie singen, aber Lulu meinte, er solle besser die Klappe halten, da man das Geplärr eventuell im Dorf hören könnte. Doch Karlchen war so betrunken, daß er sich nicht von seinem Gesang abbringen lassen wollte und
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