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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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ertrunken wäre, hätten wir sie nicht unter Aufbietung aller Kräfte herausgezogen. Das war ein ungeheurer Triumph für Onkel Edi, und ich freute mich mit ihm.
    Da sie sich und ihre Kleider in einem Bach vom Schlamm reinigen wollte, mußten wir Männer uns mit dem Rücken zu ihr ins Schilf hocken. Onkel Eduard schloß die Augen und schlief bereits nach einigen Minuten. Ich jedoch spitzte einige Male nach hinten, weil ich soviel Speck und einen so gewaltigen Hintern im Leben nicht gesehen hatte. Ist es nicht ein Betrug, dachte ich, wenn man ein Mädchen liebt, so zart und schlank wie die Annegret, und dann wird sie auch mal so fett, daß man sich als Ehemann vielleicht vor ihr fürchtet?
    Anscheinend hatte ich vor mich hingesprochen, denn Onkel Edi regte sich plötzlich neben mir. „Wir werden im Alter auch nicht schöner!“ murmelte er. „Sie ist eine gute Frau und Kameradin, und es macht mir gar nichts aus, wenn sie bisweilen ein bißchen grantig ist. Sie meint es nicht bös und leidet oft selbst unter ihrem hitzigen Temperament.“

    Da kriegte ich einen roten Kopf und war froh, als wir in den Wald zogen und ich sie zu dem Platz in der Schlucht führte, von wo aus ich Black Joe mit dem Gammler-Paul belauscht hatte. Im Augenblick war niemand zugegen, sogar die Asche des Feuers war verschwunden. Vielleicht hätten sie es mir nicht geglaubt, wären da nicht Spuren seines Pferdes und sogar eine von ihm selber gewesen. Onkel Eduard zog ein Stück Papier und eine Schere heraus, um diesen Fußabdruck genau auszuschneiden, damit wir ihn immer besitzen und nicht hinter einem pensionierten Opa herlaufen. Das ist ein kriminalistischer Trick von ihm, mit dem er mal den gefährlichen Mörder eines Waffenschmugglers gefangen hatte. Danach setzten wir uns ins Moos, um eine Ruhepause zu halten.
    „Kennst du diesen Black Joe?“ fragte mich Onkel Edi.
    „Nur aus der Ferne.“
    „Hast du ihn gekannt, als er noch Isidor Kalbmaier hieß?“
    „Nein, damals war ich zu klein.“
    „Weißt du, daß er früher ein ordentlicher Mensch gewesen ist wie wir alle?“
    „Mein Vater hat es erzählt.“
    „Und weißt du, wie er so geworden ist?“
    „Die Leute reden viel, und jeder will eine immer schlimmere Einzelheit wissen.“
    „Ach, die Leute!“ sagte Patin Berta verächtlich. „Die quatschen doch über jeden!“
    „Ich habe mein Wissen aus erster Hand bezogen“, sagte Onkel Edi.
    „Von wem?“ fragte ich.
    „Von Inspektor S. Vark .“
    „Ist das der Knülch, der mit seiner Familie und dem unsympathischen Jungen in eurem Haus wohnt?“
    „Ja. Er arbeitet bei der Kripo und hat Einblick in die Polizeiakte.“
    „Und da steht alles drin?“
    „Alles“, bestätigte Onkel Eduard.
    „Sie enthält die Berichte der Ärzte“, erklärte mir Patin Berta, „und die Protokolle der Verhöre und Geständnisse.“
    Dann erzählte mir Onkel Edi, wie es gekommen ist, daß Isidor Kalbmaier , der in einer Fabrik als Buchhalter beschäftigt gewesen war — das ist einer, der aufschreibt, wieviel Geld in einer Firma ausgegeben wird und wieviel hereingeht-, zu einem brutalen Banditen geworden ist. Er hatte von frühester Jugend an immer nur Indianer- und Cowboybücher gelesen, was anfangs nicht außergewöhnlich war; aber als er größer geworden war und seine Altersgenossen sich langsam für andere Themen interessierten, zum Beispiel für Forschung oder Liebe, hatte er mit dem Wilden Westen weitergemacht und nicht nur Bücher gelesen, sondern auch alle Filme gesehen, die davon handelten, und sich nur Western-Songs angehört.
    „Hat er keine Frau geheiratet?“ fragte ich. Patin Berta schüttelte den Kopf.
    „Warum nicht?“
    „Weil ihn d ie Mädchen ausgelacht haben.“
    „Ausgelacht?“
    „Wegen seines Spleens.“
    „Weil er bloß vom Wilden Westen redete und einen Mustang kaufen und Kühe hüten wollte. Dafür kann sich eine Frau nicht sehr erwärmen. Sie lebt lieber in einer hübschen Wohnung als in einem Zelt, wo der Wind durch alle Ritzen bläst und der Regen durch die Löcher sickert.“
    „Und seine Verwandten?“ fragte ich.
    „Er hatte nur seine Mutter, und die starb, als er dreißig Jahre alt war.“
    Onkel Eduard erzählte weiter, daß Isidor Kalbmaier nach dem Tod seiner Mutter immer einsamer wurde. Die Leute verspotteten ihn, anstatt ihm zu helfen, weil er nur noch Kleider trug wie in den Filmen die Trapper und Wildwestbanditen, das heißt einen Sombrero auf dem Kopf, eine Spielzeugpistole im Gürtel und Stiefel, an

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