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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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breiten Rücken und dem von einem Sombrero bedeckten und mit einem Schnurrbart verzierten eckigen Kopf.
    „Mein Name ist Black Joe.“
    „Häuptling Hängende Unterlippe freut sich, den berühmten Trapper kennenzulernen, von dem man sagt, er sei ein guter Freund der Indianer.“
    „Das stimmt.“
    „Und Häuptling Hängende Unterlippe hat das Vergnügen, ihm seine Begleitung vorstellen zu dürfen.“
    „Das ist eine Ehre für Black Joe.“
    Als erste stellte ihm Onkel Edi Patin Berta als Roter Klatschmohn vor.
    „Deine Squaw?“ fragte Black Joe.
    Sie zwinkerte Onkel zu, was bedeuten sollte, daß er nicht die Wahrheit sagen dürfte.
    „Nein, aber meine Schwester.“
    „Eine schöne Blume der Prärie!“ sagte der Bandit und verneigte sich so tief, daß sie ihm leicht hätte eins über die Rübe geben können, um ihn zu überwältigen; aber wenn eine Frau ein Kompliment hört, vergißt sie alles andere. Sie lächelte vor Seligkeit, zumal sie ja keine Schönheit ist, sondern über zwei Zentner wiegt.

    „Dies ist Schneller Pfeil, ein junger, aber sehr tapferer Krieger!“ sagte Onkel Edilein .
    „Uff!“ knurrte ich.
    Aber Black Joe blickte kaum zu mir herüber, sondern glotzte nur meine Patin an wie ein Hund einen Schinken, und nun hätten wir beide Gelegenheit gehabt, über ihn herzufallen, was wir ebenfalls unterließen. Es wäre Feigheit und außerdem Undankbarkeit gewesen, da er uns vorher gegen die Jäger geholfen hatte. Dann drehte er sich um und marschierte zurück in den Wald, wo wir kurz danach schnelles Hufgetrappel hörten.
    „Ein netter Mensch!“ flüsterte Patin Berta.
    „Verdammt!“ fluchte Onkel Edi.
    „Uff!“ sagte ich nur.
    Dann sprachen wir nicht mehr, sondern schwiegen. Meine Patin briet den Stallhasen, den wir mitgebracht hatten, und als er knusprig geworden war, aßen wir ihn ohne ein Wort und überlegten, ob wir nicht besser die Jagd beenden sollten, wenn wir es doch nicht übers Herz brächten, ihn zu schnappen. Oder was sonst?

Kapitel 9
    Ich hielt meine Wache. Patin Berta und Onkel Eduard lagen in ihre Decken eingerollt und schnarchten zweistimmig, sie meist noch lauter als er. Ich war ziemlich deprimiert, weil ich nun merkte, daß es nicht einfach ist im Leben. So ein brutaler Bursche kann sich plötzlich hilfsbereit zeigen, während ordentliche Leute wie diese Jäger gemein und gehässig sein können. Wie soll sich ein Junge von zwölf Jahren da auskennen auf der Welt, wo sich alles umkehrt. In der Natur verhält es sich auch so: Helles Feuer hinterläßt schwarze Asche und Sonnenschein dunkle Nacht, die gerade um mich herrschte. Es schienen weder Mond noch Sterne, denn der Himmel war bewölkt, und der Wind blies über mir in den Bäumen, daß es ächzte und raschelte, summte und knackte. Man gewann den Eindruck, der Feind schliche von allen Seiten heran.
    Plötzlich hörte ich einen Ast ganz in der Nähe brechen! Ich hatte das Gefühl, daß da einer stünde, obgleich ich in der Finsternis niemanden erkennen konnte. Die andern wollte ich nicht wecken, da sie mir Halluzinationen unterstellt und mich als Feigling und Angsthasen verspottet hätten. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Aufzustehen und zu der Stelle hinzugehen, wagte ich aber nicht, sondern ich blieb mucksmäuschenstill hocken, als ob ich nichts bemerkt hätte. Man soll ja in einer Gefahr nichts Unüberlegtes tun, sondern kaltes Blut bewahren, besonders wenn man dem Stamme der tapferen Komantschen angehört.
    Als dann aber ein Pfeil heranschwirrte und neben meinem Kopf in den Baumstamm schlug, fürchtete ich mich doch — das gebe ich ehrlich zu — und weckte rasch die anderen. Sie kapierten zuerst nicht, was ich ihnen sagte, sondern rieben die Augen und schüttelten ungläubig die Köpfe. Bis sie schließlich den Pfeil erblickten und erkannten, daß es kein Traum oder eine angstvolle Einbildung von mir gewesen war. Onkel Edi entdeckte als erster den zusammengefalteten Zettel, der am Schaft befestigt war. Er löste ihn ab, wickelte ihn auf und betrachtete ihn, um dann leise vor sich hin zu kichern.

    „Roter Klatschmohn, Du liebliche Blume der Prärie und des Wilden Westens!“ las dann Patin Berta mit halblauter Stimme. „Ich habe Dich erblickt, schönes Indianerkind, und bin gleich in Liebe zu Dir entbrannt. Zwar bin ich ein Bleichgesicht, jedoch ein Freund Deines Volkes, und ich will Dich heiraten, sofern Du dieses auch magst. Dann werde ich ein glücklicher Trapper sein und den teuersten Schmuck Dir zu

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