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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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verübt worden seien, nickte Black Joe und machte damit ein erstes Geständnis. Anschließend brach er in Tränen aus und bedauerte es, soviel Unrecht getan zu haben. Das rührte uns, vor allem meine Patin, die ihm ihre Unterstützung versprach. Sie wollte sich darum kümmern, daß man ihn richtig behandelte, damit er nach Verbüßung seiner Strafe in das normale Leben zurückkehren konnte.

Kapitel 20
    Wir ließen das Moor links liegen, wo sich blaugrünes Schilf im frischen Wind bewegte. Das sah aus, als ob sich die Wellen eines Sees bewegten. Dann durchquerten wir Wiesen, von denen letztes Gras abgemäht worden war, und Felder, die teils gerade abgeerntet waren, wenn es sich um Rüben- und Kartoffeläcker handelte, teils schon wieder umgepflügt und gemistet waren, wodurch ein herzhaftes Aroma entstand. Der Weg war von Lehmschollen bedeckt, die in den Rädern der Traktoren hängengeblieben und dann abgefallen waren. Aber seltsamerweise entdeckten wir nirgends eine Menschenseele.
    „Warum ist niemand zu sehen?“ fragte ich.
    „Weil gerade Sonntagmittag ist“, antwortete der Polizeihauptmann, „und außerdem Kirmes in eurem Dorf gefeiert wird.“
    „Das hatte ich ganz vergessen!“ rief ich.
    „Vor lauter Kriegspfad!“ sagte er lachend.
    Ich ritt an der Spitze. Strups, der unter meine Jacke gekrabbelt war, weil es dort gut warm war, schaute neugierig hinter dem Kragen hervor. Hinter uns fuhr ein Jeep mit dem Hauptmann, zwei weiteren Polizisten und dem gefesselten Black Joe, dessen schwarzer Schnurrbart traurig rechts und links des Mundes herabhing. In einem weiteren Jeep folgten meine Patin und Onkel Edi, die immer noch glücklich waren, weil sie einander unversehrt wiedergefunden hatten, und den Schluß machte ein Lastwagen voller bewaffneter Polizisten, die lauthals sangen, wohl weil sie sich darüber freuten, den Sonntagnachmittag nicht im Wald, sondern auf unserer Kirmes verbringen zu dürfen.
    Als erst einmal der Zwiebelturm unserer Kirche vor uns in die Bläue des Himmels stach, tauchten auch die anderen Dächer bald auf. Musikfetzen wurden vom Wind herübergetrieben, und wir hörten das Sirenengeheul der Karussells, die sich bereits drehten und wo sicher Annegret mit ihren Freundinnen herumspazierte und sich mit ihnen über mich unterhielt.
    Plötzlich rasten einige Fahrräder um die Kurve und den Weg auf uns zu; wahrscheinlich hatte es sich bereits herumgesprochen, daß Black Joe gefangen war. Meine Freunde Maxi und Fred waren auch darunter und ärgerten sich ein bißchen, weil sie nicht mitgemacht hatten, obwohl sie versuchten, es nicht zu zeigen.
    „Wie war’s?“ fragte Maxi, der rechts neben mir fuhr, während Fred auf der linken Seite radelte.
    „Na ja!“ sagte ich nur.
    „Gefährlich?“
    „Seht ihn euch an!“
    „Wie habt ihr ihn gekriegt?“
    „Halt überwältigt.“
    „Wo?“
    „In seiner Höhle.“
    Sie wollten noch mehr wissen, aber ich sagte, daß ich nicht die ganze Geschichte vom Pferd herunter erzählen könne, zumal immer mehr Jungen dazukamen, die alle die gleichen Fragen stellten. Vielleicht würde ich das Ganze aufschreiben, damit jeder etwas davon hätte. Dann könnten die Leute auch mal sehen, wie riskant es ist, wenn einer nur verlogene Wildwest-Schmarren anschaut und am Ende im Wilden Westen zu leben glaubt und dabei gegen unsere Gesetze verstößt.
    Manche Buben versuchten, Black Joe zu foppen und seinen Zorn herauszufordern, aber der kümmerte sich nicht darum, und der Polizeihauptmann jagte sie weg. Das waren welche, die nur dann mutig sind, wenn nichts mehr passieren kann.
    Schließlich erreichten wir die ersten Häuser, lauter niedrige ehemalige Bauernhäuser mit umgebauten Scheunen, welche von Gärten umgeben sind, in denen Dahlien, Strohblumen und Astern blühten. Lieblicher Duft von Roll-braten, Hähnchen und Rouladen schwebte um sie herum, während die Leute an den Haustüren standen oder im Fenster lagen und über mich redeten.
    „Alle Achtung vor dem Sigi Wulle !“
    „Erst zwölf Jahre alt und schon so viel Courage!“
    „Tritt mutig gegen ein so brutales Mannsbild an!“
    „Wer hätte das gedacht!“
    „Ein Kerl, dieser Sigi Wulle !“
    Ich erinnerte mich daran, das dieselben Leute dumm gelacht hatten, als wir, wie Indianer hergerichtet, auf Kriegspfad ausgezogen waren. So ist es immer mit der Menge: Wenn einer etwas Großes erreichen will, lacht sie ihn aus und verspottet ihn, solange er noch nicht am Ziel ist; doch wenn er seinen Sieg erkämpft

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