Sigma Force 01 - Sandsturm
flach auf den Boden, suchten Deckung hinter Felsbrocken und Mauerresten. Cassandra wartete, bis alle ihre Positionen eingenommen hatten, und lauschte den Funkmeldungen, die die Männer in ihre Kehlkopfmikros flüsterten.
»In Position, Quadrant drei …«
»Mungo vier, auf dem Turm …«
»Raketengranaten bereit …«
Cassandra drückte »Strg Q« auf ihrem Keyboard, und einundzwanzig Dreiecke leuchteten auf der Karte auf ihrem Monitor auf. Jeder der Männer hatte einen Lokalisierungssender an der Hose. Sie beobachtete, wie das Team in Position ging, schnell, effizient, ohne jedes Zögern.
Kane dirigierte seine Männer vom Traktor aus. Er stand da, die Hände auf dem Armaturenbrett, und beugte sich vor, um durch die Windschutzscheibe hinauszustarren.
»Alle in Position. Unten keine Bewegung zu erkennen. Alles dunkel.«
Cassandra wusste, dass Safia noch da unten war, sich offensichtlich unter der Erde versteckte. »Licht an.«
Kane gab den Befehl weiter.
Entlang des Rands sprangen nun Flutlichtstrahler an, die die Soldaten bei sich trugen. Der Krater erstrahlte im Sturm.
Kane hielt sich die Hand über seinen Ohrhörer. Er hörte kurz zu und meldete dann: »Noch immer keine Gegner zu sehen. Unten stehen Bikes und Buggys.«
»Können Sie dort unten einen Höhleneingang entdecken?«
Kane nickte. »Dort, wo die Fahrzeuge stehen. Ein schwarzes Loch. Die Videoübertragung sollte schon laufen. Kanal drei.«
Cassandra öffnete auf ihrem Laptop ein neues Fenster. Echtzeit-Videoübertragung. Das Bild war zittrig und grobkörnig. Statische Interferenz. Auf der Außenantenne des Traktors tanzten Funken.
Jetzt machte der Sturm Ernst.
Cassandra beugte sich über den Monitor. In dem Fenster sah sie schwankende Bilder vom Grund des Schlundlochs. Sand-Bikes mit riesigen Profilreifen. Einige Sand-Buggys. Aber sie waren alle verlassen. Wo waren die ganzen Leute? Die Kamera schwenkte und zeigte nun ein dunkles, drei Meter breites Loch. Es sah aus wie eine frische Ausgrabung und glitzerte im Licht der Scheinwerfer.
Eine Tunnelöffnung.
Alle Kaninchen waren im Bau verschwunden.
Das Videobild verschwamm, stabilisierte sich wieder, verschwand erneut. Cassandra biss sich auf die Lippen. Sie wollte das mit eigenen Augen sehen. Sie schloss das grobkörnige Fenster und schaute sich die Verteilung von Kanes Männern auf der Karte an. Sie hatte das Areal fest im Griff.
Cassandra löste den Sicherheitsgurt. »Ich schau mir das mal selber an. Halten Sie die Stellung.«
Sie zwängte sich nach hinten durch und schob die Seitentür auf. Der Wind schlug ihr voll ins Gesicht und warf sie zurück. Mit einer Grimasse stemmte sie sich dagegen, zog sich ihr Tuch über den Mund und zwängte sich hinaus. Sie stellte einen Fuß auf die Kette und sprang in den Sand.
Während sie sich mit einer Hand an der Kette abstützte, stapfte sie zur Front des Traktors. Der Sturm umpeitschte sie. Ihr Respekt für Kanes Männer wuchs. Als sie noch sicher und geschützt im Kommandofahrzeug saß, hatte ihr Aufmarsch zufriedenstellend gewirkt: schnell, effizient, zielstrebig. Jetzt wirkte er außergewöhnlich.
Cassandra stellte sich zwischen die Scheinwerfer des Traktors. Dann ging sie zwischen den beiden Lichtkegeln auf das Schlundloch zu. Es waren nur wenige Schritte, aber als sie den Rand erreicht hatte, war der Motor des Traktors durch den Sturm kaum mehr zu hören.
»Wie sieht’s aus?«, fragte Kane über Funk.
Sie kniete sich hin und spähte nach unten. Der Krater breitete sich vor ihr aus. Die gegenüberliegende Wand war jetzt ein sanft abfallendes Geschiebe aus Steinen. Ein frischer Erdrutsch. Was zum Teufel war da passiert? Dann senkte sie den Blick direkt nach unten.
Der Tunneleingang starrte ihr entgegen, ein glitzerndes, kristallines Auge.
Glas.
Bei diesem Anblick beschleunigte sich ihr Puls. Das musste der Eingang zur unterirdischen Schatzkammer sein. Ihr Blick wanderte über die abgestellten Fahrzeuge. Sie konnte nicht zulassen, dass man ihr die Beute stahl.
Sie berührte ihr Kehlkopfmikro. »Kane, ich will, dass ein komplettes Team in fünf Minuten in diesen Tunnel eindringt.«
Keine Antwort.
»Kane«, rief sie lauter und drehte sich um.
Die Scheinwerfer des Traktors blendeten sie. Sie drehte den Kopf zur Seite. Argwohn flammte in ihr auf.
Sie ging wieder auf den Traktor zu, und erst jetzt sah sie, dass im Windschatten der Mauer, halb mit Sand bedeckt, etwas lag.
Ein umgeworfenes Sand-Bike.
Nur ein Mensch konnte so gerissen
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