Sigma Force 01 - Sandsturm
Luft an seinem Gesicht vorbei in die Höhe schießen, zwar kanalisiert von den Wänden des tiefen Schlundlochs, aber auch am Rand noch mächtig genug, um ihn nach hinten zu schleudern.
Um ihn herum erhoben sich Schreie.
Die Säule blauen Feuers traf den letzten Hubschrauber genau in den Bauch und schleuderte ihn trudelnd himmelwärts. Der Treibstofftank explodierte in einem roten Aufflammen, ein drastischer Kontrast im Blau. Das Wrack des Hubschraubers zerstob, aber nicht in Bruchstücken, sondern in Strahlen flüssigen Feuers. Das ganze Gefährt war in dem kobaltblauen Flammenbad geschmolzen.
Vom Rand des Schlundlochs sah Painter nun, wie die prekär über dem westlichen Ende hängende Zitadelle in sich zusammen- und in das Loch stürzte. Und unten am Boden, erhellt von den langsam verlöschenden Flammennestern, taumelten zwei Gestalten durch den Regen der Steine.
Safia und Omaha.
11:22
Benommen stützte Omaha sich auf Safia. Sie taumelten über den Sand. Seine Augen tränten noch von dem sengenden Lichtblitz, aber langsam kehrte sein Sehvermögen zurück. Zuerst nur ein schwaches Leuchten, stumpf, bläulich. Dann sah er dunkle Schatten, die herabprasselten, in den Sand fielen, abprallten.
Ein Regen aus Steinen. Eine biblische Plage.
»Wir müssen weg!«, schrie Safia. Es klang, als wäre sie unter Wasser.
Etwas traf ihn hinten an seinem gesunden Bein. Sie wurden beide in den Sand geworfen. Ein tiefes Grollen ertönte hinter ihnen, über ihnen, ein zorniger Gott.
»Die Zitadelle stürzt ein!«
11:23
Painter rannte Hals über Kopf in das Schlundloch.
Links von ihm stürzte die Rückseite der Zitadelle in den Abgrund. Sie ächzte und polterte. Sand und Steine ergossen sich in die Grube. Painter hatte einmal während eines Wolkenbruchs eine Schlammlawine miterlebt, eine ganze Hügelflanke, die sich verflüssigte. Das hier war genauso. Nur etwas langsamer. Steine waren einfach widerspenstiger.
Wie in Momentaufnahmen, die aus dem Dämmerlicht des Sturms hervorblitzten, sah er Safia und Omaha vor der langsam auf sie zuwachsenden Lawine davontaumeln. Wieder fielen sie hin, als Omaha an der Schulter getroffen und herumgewirbelt wurde.
Painter würde es nie rechtzeitig bis zu ihnen schaffen.
Dann hörte er hinter sich ein kehliges Knurren und einen Schrei: »Aus dem Weg.«
Er wirbelte herum. Ein Licht flammte auf und stach ihm genau in die Augen. Er war geblendet, doch in dem Sekundenbruchteil davor sah er genug, um zur Seite zu springen.
Ein Sand-Bike rauschte an ihm vorbei den Abhang hinab. Painter hatte die über den Lenker gebeugte Fahrerin erkannt. Es war Coral Novak, mit Schutzbrille und flatterndem Umhang, die Kapuze zurückgeworfen, sodass die hellen Haare flatterten.
Painter rannte hinterher und sah, wie das Bike an der Zunge der Lawine entlangraste. Sein Lichtkegel zuckte, Coral musste Hindernissen ausweichen. Dann war sie bei dem Paar, bremste und schlitterte auf sie zu. Er hörte ihren Schrei.
»Festhalten!«
Und schon schoss sie wieder davon, quer über den Boden des Lochs, weg von den prasselnden Steinen, Safia und Omaha hinter sich herschleifend, die sich, Füße und Beine im Sand, an der Sitzbank festklammerten.
Die Steinlawine blieb hinter ihnen zurück.
Als Painter den Grund des Lochs erreichte, war alles vorbei. Der Kollaps von Hügel und Zitadelle war zum Stillstand gekommen. Der einstige Steilabbruch war jetzt ein sanfter Hang.
Mit einem letzten Blick auf das breite Delta aus Steinen und Sand rannte Painter zu dem jetzt im Leerlauf schnurrenden Bike. Safia hatte sich aufgerappelt. Omaha stützte eine Hand auf die Sitzbank. Coral saß noch auf der Maschine.
Alle starrten sie zu dem Loch vor ihnen im Boden. Es dampfte und blubberte, als wäre es der Eingang zur Hölle. Es war der Eingang zur Trilithenkammer. Nur hatte er jetzt einen Durchmesser von drei Metern, die Explosion hatte ihn aufgerissen.
Und in ihm sprudelte Wasser.
Der Scheinwerferkegel des Bikes beleuchtete die dampfende Oberfläche.
Doch Painter sah, dass der Wasserspiegel sank, sehr schnell zurückwich.
Und was sich nun zeigte, ließ alle verstummen.
11:23
Cassandra starrte gebannt durch die Windschutzscheibe des M4-Traktors. Eben hatte sie gesehen, wie ein blauer Feuerblitz himmelwärts schoss. Direkt vor ihr. Unweit der Ruinen.
»Was zum Teufel war denn das?«, fragte Kane vom Fahrersitz aus.
Sie standen etwa hundert Meter entfernt. Links von ihnen flackerten im Dorf noch einige Feuer. Die Ruinen vor ihnen
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