Sigma Force 01 - Sandsturm
sich, wie das eiserne Herz sich auf dem Marmoraltar in Imrans Grab gedreht hatte. Es hatte sich tatsächlich wie ein Kompass bewegt, sich an einer Achse ausgerichtet.
Wieder war von oben ein Krachen zu hören.
Omaha machte einen Schritt auf die Tür zu. »Egal, wie sie geöffnet wurde, jetzt sollten wir sie benutzen.«
Da der Riegel nun entfernt war, packte er den Griff und zog daran. Die Tür schwang auf geölten Angeln leicht auf. Dahinter war eine dunkle, in den Stein gehauene Treppe zu sehen, die nach unten führte.
Nachdem er die Tür wieder verschlossen und blockiert hatte, ging Omaha mit seiner Taschenlampe voran. Safia ging neben ihm, die anderen folgten.
Der Tunnel war schnurgerade, aber steil. Er führte noch einmal gut dreißig Meter in die Tiefe und endete schließlich in einer Höhle, die viermal so groß war wie die erste. Auch in dieser Höhle befand sich eine Wasserfläche, dunkel und glasig. Die Luft roch merkwürdig. Natürlich feucht, aber auch ein wenig nach Ozon, wie bei einem Gewitter.
Doch dies alles registrierte Safia nur nebenbei.
Wenige Schritte vor ihnen ragte ein steinerner Pier ins Wasser. An seinem Ende schwamm eine wunderschöne hölzerne Dhau, ein arabisches Segelschiff, gut zehn Meter lang. Die Seitenwände schimmerten vor Öl, das im Strahl ihrer Taschenlampen hell aufleuchtete. Reling und Masten waren mit Blattgold verziert. Segel, hier zwar nutzlos, aber dennoch vorhanden, waren ordentlich zusammengefaltet und vertäut.
Aus der Gruppe erhob sich ehrfurchtsvolles Raunen.
Links führte eine breite Tunnelröhre in die Dunkelheit.
Vom Bug des Schiffes ragte eine Frauengestalt übers Wasser, mit nackter Brust, die Arme züchtig vor dem Busen verschränkt, das Gesicht auf die dunkle Röhre gerichtet.
Sogar von hier aus erkannte Safia die Züge der Frau.
Die Königin von Saba.
»Eisen«, sagte Omaha, der neben ihr stand und sah, wohin sie schaute. Er richtete seine Taschenlampe auf die Galionsfigur des Bootes. Die Statue war zur Gänze aus Eisen gegossen. »Wie’s aussieht, gehen wir wieder segeln.«
12:32
Am Boden des Schlundlochs starrte Cassandra auf die verstümmelte Leiche. Sie wusste nicht, was sie empfinden sollte. Bedauern, Wut, eine Spur von Angst. Sie hatte keine Zeit, sich darüber klar zu werden. Stattdessen überlegte sie verbissen, wie sie diese Situation zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
»Holt ihn raus, und steckt ihn in einen Leichensack.«
Zwei Elitesoldaten holten ihren früheren Commander aus dem Wrack des Traktors. Andere kletterten am Heck umher, um an Ausrüstung zu retten, was noch zu retten war, und um die Sprengladungen anzubringen, die das Wrack in die Luft jagen sollten. Wieder andere schafften mit den Sand-Buggys Schutt und Trümmer aus dem Weg. Zwei Soldaten ließen durch eine Lücke zwischen den Wrackteilen ein langes Kabel in die Tiefe.
Alles lief nach Plan.
Cassandra ging zu einem Sand-Bike und bestieg es. Dann rückte sie Mundschutz und Brille zurecht und fuhr in Richtung Kraterrand. Es würde noch fünfzehn Minuten dauern, bis die Sprengladungen so weit wären. Sie fuhr den Pfad hoch und aus dem Schlundloch heraus.
Kaum war sie über den Rand hinaus, wirbelte die Gewalt des Sandsturms sie herum. Mist, er war bereits stärker geworden. Sie kämpfte um Bodenhaftung, fand sie und raste zum Kommandostand, der in einem der wenigen noch stehenden Schlackensteinhäuser untergebracht war. Lastwagen und Transporter standen im Kreis um das Gebäude.
Sie bremste, kam schlitternd zum Stehen, stieg ab und lehnte das Bike an die Wand.
Dann ging sie durch die Tür.
Drinnen lagen Verletzte auf Pritschen und Decken. Viele waren bei dem Feuergefecht mit Painters merkwürdigem Team verletzt worden. Sie kannte die Berichte über das Kampfgeschick dieser Frauen. Dass sie wie aus dem Nichts auftauchten und ebenso schnell wieder verschwanden. Es gab nicht einmal eine Schätzung, wie viele es sein könnten.
Aber jetzt waren sie alle verschwunden. In dem Loch.
Cassandra ging zu einer der Pritschen. Ein Sanitäter versorgte einen bewusstlosen Mann und klebte eben ein letztes Butterfly-Pflaster über einen Riss in der Wange. Gegen die große Beule auf der Stirn des Bewusstlosen konnte der Sanitäter nichts tun.
Painter mochte wie eine Katze neun Leben haben, aber diesmal war er nicht auf den Füßen gelandet. Er hatte einen heftigen Schlag auf den Kopf abbekommen. Der einzige Grund, warum er noch lebte, war der lockere Sand am Rand des Schlundlochs, der
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