Sigma Force 01 - Sandsturm
Wärme blieb bei ihr. Ihre Mutter war nicht mehr da, aber ihre Liebe lebte weiter, in ihr, ihrem Blut, ihrem Herzen.
Sie ging mitten durch den rasenden, flammenden Sturm.
Voller Frieden.
Omaha kniete. Er wusste nicht, wann er auf die Knie gesunken war. Er sah Safia weggehen, schimmernd, zwar noch präsent, aber irgendwie ätherisch. Als sie durch den Schatten unter dem Torbogen hindurchging, war sie für einen Augenblick ganz verschwunden.
Er hielt den Atem an.
Dann tauchte sie hinter der Palastmauer wieder auf, ein Hauch, der sich stetig nach unten bewegte, umrahmt vom Licht des Sturms.
Tränen traten ihm in die Augen.
Ihr Gesicht, das sich nun als Silhouette abzeichnete, wirkte so zufrieden. Wenn er die Chance dazu hätte, würde er den Rest seines Lebens nichts anderes mehr tun, als dafür zu sorgen, dass sie diesen Blick nie mehr verlor.
Painter neben ihm drehte sich um und ging schweigend nach hinten.
Painter ließ Omaha allein, stieg die Treppe in den ersten Stock hoch und ging zu den anderen. Alle Augen waren auf Safia gerichtet, die nun in die untere Stadt ging.
Coral schaute ihn mit besorgter Miene an. Aus gutem Grund.
Der Strudel zuckender Entladungen näherte sich der Seeoberfläche. Der See darunter wirbelte ebenfalls, und in der Mitte wuchs, beleuchtet von den Blitzen von oben, ein Wassertrichter in die Höhe, ein umgekehrter Strudel. Die Energie oben und die Antimaterie unten streckten sich, um sich zu vereinigen.
Wenn sie sich berührten, war dies das Ende von allem: von ihnen selbst, von Arabien, vielleicht der ganzen Welt.
Painter konzentrierte sich auf den Geist einer Frau, die nun gelassen über sturmerhellte Straßen wanderte, als hätte sie alle Zeit der Welt. Wenn sie durch Schatten ging, verschwand sie völlig. Er wünschte sich inständig, dass ihr nichts passierte, aber auch, dass sie etwas schneller gehen würde. Sein Blick flatterte zwischen dem Sturm und der Frau hin und her. Omaha kam die Treppe hoch und eilte sofort zu ihnen, da er Safia von unten nicht mehr sehen konnte. Seine Augen glänzten, vor Hoffnung, Angst und, auch wenn Painter das nicht sehen wollte, Liebe.
Painter schaute wieder zur Höhlendecke hoch.
Safia hatte die Kugel nun schon fast erreicht.
»Na komm …«, stöhnte Omaha.
Es war ein Gefühl, das alle teilten.
Safia ging behutsam die Treppe hinunter. Sie musste vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen. Die rollende Kugel hatte sich mit Gewalt einen Weg gebahnt. Überall auf den Stufen lagen Glassplitter. Sie stachen ihr in Fersen und Zehen.
Mit regelmäßigen Atemzügen kämpfte sie gegen den Schmerz an und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
Vor ihr tauchte die eiserne Kugel auf. Auf ihrer Oberfläche glänzte ein azurblauer Schein. Sie ging hin und betrachtete das Hindernis: der Trümmerhaufen einer eingestürzten Mauer. Die Kugel musste nur gut einen halben Meter nach links bewegt werden, dann würde sie weiter nach unten rollen. Sie sah sich den Rest der Strecke an. Sie war frei bis hinunter zum See. Es gab keine anderen Trümmerhaufen mehr, die die Kugel ein zweites Mal hätten aufhalten können. Safia musste sie nur anschieben. Die Kugel war zwar schwer, aber perfekt gerundet. Ein guter Schubs, und sie würde von alleine weiterrollen.
Sie stellte sich neben die Kugel, suchte sich einen sicheren Stand für die Füße, hob die Hände, atmete noch einmal tief durch und stieß.
Der elektrische Schlag, den das geladene Eisen abgab, schoss in sie, fuhr durch ihren ganzen Körper und bei den Zehen wieder hinaus. Sie zuckte, der Kopf wurde ihr nach hinten gerissen, ihre Knochen brannten. Der Schwung ihres Stoßes und ihre krampfartigen Zuckungen setzten die Kugel in Bewegung, sie fing sofort wieder an zu rollen.
Doch als sich ihre Finger von dem Eisen lösten, traf ein letzter Energieblitz sie wie eine Peitsche. Sie wurde mit Wucht nach hinten geschleudert. Ihr Kopf stieß gegen die Wand hinter ihr. Die Welt wurde dunkel, sie versank im Nichts.
Safia …!
Omaha stockte der Atem. Er hatte den blendend hellen Lichtbogen gesehen, der sie zur Seite schleuderte wie eine Lumpenpuppe. Dann lag sie als schlaffes Häuflein auf dem Boden, jetzt nicht mehr ätherisch, sondern ganz und gar erdverbunden, und rührte sich nicht.
War sie nur bewusstlos von dem elektrischen Schlag oder tot?
O Gott …
Er wirbelte herum.
Painter packte ihn am Arm. »Wo wollen Sie denn verdammt noch mal hin?«
»Ich muss zu ihr.«
Der Griff um seinen Arm
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