Sigma Force 01 - Sandsturm
Danach kam es zu Mutationen in Flora und Fauna der Gegend. Die eingeborenen Ewenken-Stämme entwickelten genetische Anomalitäten in ihrem Blut, vor allem bei den Rhesusfaktoren. Das alles wurde verursacht von der Gammastrahlung einer Antimaterie-Annihilierung.« Mit ausgestrecktem Arm deutete sie auf den wütenden Sturm. »Hier passierte dasselbe. Über wer weiß wie viele Generationen hinweg war die hier wohnende Bevölkerung Gammastrahlung ausgesetzt. Und plötzlich passierte es. Irgendeine Frau entwickelte eine Mutation – nicht in ihrer eigenen DNS, sondern in der DNS ihrer zellulären Mitochondrien.«
»Mitochondrien?«, fragte Safia und versuchte, sich an ihren Chemie-Grundkurs zu erinnern.
»Das sind kleine Organellen in allen Zellen, die im Zytoplasma treiben, kleine Maschinen, die zelluläre Energie produzieren. Sie sind quasi die Batterien einer Zelle, um einen etwas unscharfen Vergleich zu benutzen. Aber sie haben ihre eigene DNS, die unabhängig ist vom genetischen Code einer Person. Man geht allgemein davon aus, dass die Mitochondrien früher einmal eine Art Bakterien waren, die irgendwann im Verlauf der Evolution von Säugetierzellen absorbiert wurden. Dieses kleine Stück DNS ist ein Überbleibsel aus dem früheren unabhängigen Leben der Mitochondrien. Und da Mitochondrien nur im Zytoplasma von Zellen zu finden sind, werden die Mitochondrien im Ei einer Mutter zu den Mitochondrien des Kindes. Deshalb wird diese Fähigkeit nur innerhalb der Blutlinie der Königin weitergegeben.«
Coral deutete zu den Rahim.
»Und diese Mitochondrien sind durch den Einfluss der Gammastrahlung mutiert?«, fragte Omaha.
»Ja. Nur eine winzige Mutation. Die Mitochondrien produzieren noch immer die Energie für die Zelle, aber sie erzeugen auch einen kleinen Funken, wenn man so will, der dafür sorgt, dass Buckyball-Konfigurationen aufrechterhalten werden. Ich schätze, dass dieser Effekt etwas mit den Energiefeldern in dieser Kaverne zu tun hat. Die Mitochondrien sind darauf abgestimmt, sie richten die Ladung der Buckyballs so aus, dass sie dem Energiefeld hier entspricht.«
»Und diese geladenen Buckyballs schenken den Frauen spezielle mentale Kräfte?«, fragte Painter skeptisch.
»Das Gehirn besteht zu neunzig Prozent aus Wasser«, sagte Coral. »Wenn man dieses System mit Buckyballs auflädt, kann alles Mögliche passieren. Wir haben gesehen, wie diese Frauen Magnetfelder beeinflussen können. Diese vom menschlichen Willen und Denken gesteuerte Übertragung magnetischer Kraft scheint Einfluss zu haben auf das Wasser in den Hirnen niederer Lebewesen und irgendwie auch auf uns. Sie beeinflusst unseren Willen und unsere Wahrnehmung.«
Coral schaute zu den Rahim hinüber. »Und wird diese magnetische Kraft nach innen gerichtet, kann sie den meiotischen Prozess in den Eiern dieser Frauen stoppen und so ein selbst befruchtetes Ei produzieren.«
»Parthenogenese«, flüsterte Safia.
»Okay«, sagte Painter. »Auch wenn ich das alles einfach so hinnehmen würde, wie hilft uns das aus diesem Schlamassel hier raus?«
»Haben Sie denn nicht zugehört?«, fragte Coral und schaute über die Schulter zu den beiden Trichtern hinüber, die von der Decke und vom See her allmählich zusammenwuchsen. Die Zeit lief ihnen davon. Sie hatten nur noch wenige Minuten. »Wenn eine der Rahim sich konzentriert, kann sie sich auf diese Energie abstimmen und ihre magnetische Kraft so ändern, dass sie dem elektromagnetischen Suchfeld entspricht. Und dann sollte sie in der Lage sein, sicher hindurchzugehen.«
»Und wie machen diese Frauen das?«
»Indem Sie sich mit ihrer Willenskraft unsichtbar machen.«
»Und welche Frau hat so viel Willenskraft, dass sie dieses Risiko auf sich nimmt?«, fragte Omaha.
Die hodja trat vor. »Ich. Ich spüre die Wahrheit in Ihren Worten.«
Coral atmete einmal tief durch, leckte sich über die Lippen und sagte dann: »Ich fürchte, Sie sind zu schwach. Und ich meine jetzt nicht körperlich … zumindest nicht im engeren Sinne.«
Lu’lu runzelte die Stirn.
Coral erklärte es: »Bei diesem Sturm sind die Kräfte da draußen sehr stark. Da braucht man mehr als nur Erfahrung. Man braucht jemanden, der extrem viele Buckyballs in sich trägt.«
Coral wandte sich um und schaute Safia in die Augen. »Wie Sie wissen, habe ich mehrere Rahim untersucht, darunter auch die Älteren. Sie alle haben nur ein Zehntel der Buckyballs, die ich in Ihren Zellen gefunden habe.«
Safia runzelte die Stirn. »Wie kann
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