Sigma Force 02 - Feuermönche
Kölner Anschlag überlebt hatten.
Gray hatte vor, die restlichen Gebeine aus der Mailänder Kathedrale zu bergen, sie in den Vatikan zu schaffen und anschließend Kontakt mit Sigma aufzunehmen. Hatten sie sich erst einmal in Rom versteckt, würden sie sich neu formieren und mit ihren jeweiligen Vorgesetzten eine Strategie ausarbeiten. Ungeachtet der Befürchtung, es könnte eine undichte Stelle geben, musste Gray Washington von den Ereignissen in Köln informieren und die Einsatzparameter neu bestimmen.
Eigentlich hatten sie sich auf der Fahrt von Köln nach Mailand am Steuer abwechseln wollen, um jedem die Möglichkei t z u geben, ein kleines Nickerchen zu machen. Das aber hatte nicht funktioniert.
Monk stand vorgebeugt am Rand des Platzes, die Hände auf die Knie gestützt, leicht grün im Gesicht.
» Das kommt von ihrem Fahrstil «, meinte Vigor und klopfte Monk auf den Rücken. » Sie fährt ziemlich schnell. «
» Ich bin schon in Kampfjets mitgeflogen und hab Loopings mitgemacht «, grummelte Monk. » Aber das hier … war schlimmer. «
Rachel stieg aus und schloss die Tür des Mietwagens. Sie war die ganze Strecke in halsbrecherischem Tempo gefahren, war über die deutsche Autobahn gejagt und auf den Haarnadelkurven der Alpenstraßen an die Grenzen der Physik gegangen.
Sie schob sich die blau getönte Sonnenbrille in die Stirn . » Wenn Sie gefrühstückt haben, wird es Ihnen gleich besser gehen «, versicherte sie Monk. » Ich kenne da ein nettes Bistro an der Piazza Cavour. «
Trotz einiger Bedenken hatte Gray eingewilligt, einen Zwischenstopp einzulegen und etwas zu essen. Sie mussten tanken, außerdem war der Ort abgeschieden. Und da der Anschlag erst wenige Stunden zurücklag, herrschte in Köln noch immer Chaos. Wenn sich herausstellte, dass ihre Leichen nicht unter den Toten zu finden waren, wären sie bereits in Rom. In ein paar Stunden bestünde kein Grund mehr, ihr Überleben zu verschleiern.
Jetzt aber waren sie müde und hungrig.
Rachel führte sie über den Platz zum Seeufer. Gray beobachtete sie. Obwohl sie die ganze Nacht gefahren war, zeigte sie keine Anzeichen von Müdigkeit. Die alpine Raserei hatte sie allenfalls belebt, als wäre das ihre Form des Yoga. Mit jedem flüchtigen Lächeln verblasste der gehetzte Ausdruck in ihren Augen, Folge der Schreckensnacht, ein bisschen mehr.
Über ihre Unverwüstlichkeit war er einerseits erleichtert, andererseits verspürte er eine gewisse Enttäuschung. Er dachte daran, wie sie auf der Flucht seine Hand gedrück t h atte. An die Angst in ihren Augen, als sie auf dem Sims des Glockenturms gestanden hatte. An den Moment, da sie ihm vertraut und ihn gebraucht hatte.
Diese Frau war verschwunden.
Vor ihnen öffnete sich der Blick. Der See war ein blaues Juwel, eingelassen in die schroffen Gipfel der Voralpen. Auf einigen Bergspitzen lag noch Schnee, der sich im glatten See widerspiegelte.
» Lago di Como «, sagte Vigor, der an Grays Seite ging . » Vergil hat ihn mal als den größten See der Welt bezeichnet. «
Sie erreichten die Promenade. Am Rand blühten Kamelien, Azaleen, Rhododendren und Magnolien. Der gepflasterte Weg führte am Seeufer entlang und war gesäumt von Walnussbäumen, italienischen Zypressen und Lorbeerbäumen. Auf dem Wasser schipperten kleine Segelboote im schwachen Morgenwind. Oberhalb steiler Felshänge thronten auf den grünen Hügeln cremeweiße, goldene und terrakottafarbene Häuser.
Gray bemerkte, dass die Schönheit der Landschaft und die frische Luft Monk belebten. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Kat blickte sich ebenfalls aufmerksam um.
» Das Ristorante Imbarcadero «, sagte Rachel und zeigte zur anderen Seite der Piazza.
» Ein Drive-in würde mir reichen «, meinte Gray mit Blick auf die Uhr.
» Dir vielleicht «, bemerkte Monk mürrisch.
Vigor trat neben ihn. » Wir liegen gut in der Zeit. In einer Stunde sind wir in Mailand. «
» Aber die Gebeine … «
Vigor fiel ihm ins Wort. » Commander, der Vatikan ist sich der Gefahr, die den Reliquien in der Basilika Sant’Eustorgio drohten, wohl bewusst. Ich hatte bereits Anweisung, auf dem Rückweg nach Rom einen Zwischenstopp in Mailand einzulegen und die Gebeine mitzunehmen. Inzwischen hat der Vatikan die Reliquien im Kirchensafe weggesperrt, die Kirche wurde geschlossen und wird von der Polizei bewacht. «
» Das muss für den Drachenorden kein Hinderungsgrund sein «, erwiderte Gray
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