Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
über das allein er und seine Begleiter Bescheid wüssten. Er hatte gehofft, bei ihren Gegnern werde die Vorsicht die Oberhand über die Rachsucht gewinnen. Offenbar hatte er sich geirrt. Er war am Leben. Aber wo steckten die anderen? Monk, Fiona und Rayn?
Gray blickte sich um. Der Raum war zweckmäßig-nüchtern eingerichtet. Eine Pritsche, eine Toilette, eine offene Dusche. Keine Fenster. Der Eingang war mit zentimeterdicken Gitterstäben verschlossen. Dahinter lag ein von Neoröhren erhellter Gang. Gray blickte an sich hinunter. Man hatte ihn nackt ausgezogen, doch auf einem am Fußende des Bettes festgeschraubten Stuhl lag ein Stapel frischer Kleidung.
Er warf die Decke ab und richtete sich auf. Die Zelle schwankte, doch nach ein paar Atemzügen ging der Schwindel vorbei. Eine leichte Übelkeit blieb zurück. Aufgrund der Nachwirkungen des Giftgases fiel ihm das Atmen schwer.
Außerdem schmerzte ihn die Hüfte. Vorsichtig berührte er die faustgroße Quetschung und ertastete mehrere verschorfte Nadeleinstiche. Am linken Handrücken klebte ein Heftpflaster. Von einer Infusion? Offenbar hatte man ihn medizinisch versorgt und ihm damit das Leben gerettet. Gedämpftes Geschnatter und Geschrei waren zu vernehmen. Wilde Affen. Es hörte sich nicht so an, als wären das Käfigtiere. Eher als erwachte die Natur.
Aber wo befand er sich? Die Luft war hier trockener, wärmer als tags zuvor. Es roch irgendwie modrig. Er befand sich in einem wärmeren Klima. Vielleicht irgendwo in Afrika. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Die Armbanduhr hatte man ihm gelassen, somit wusste er die Tageszeit, nicht jedoch, welcher Tag heute war. Das sagte ihm sein Stoppelbart.
Er trat zum Kleiderstapel und bückte sich. Die Bewegung ließ jemand aufmerksam werden. An der gegenüberliegenden Seite des Flurs trat Monk an die Gitterstäbe seiner Gefängniszelle. Gray nahm es mit großer Erleichterung auf, dass sein Partner am Leben war. Gott sei Dank … flüsterte er. Alles okay bei dir? Bin ziemlich groggy … total schlapp. Monk war bereits angekleidet und trug einen weißen Overall. Gray zog einen gleichartigen Overall an.
Monk hob den linken Arm und zeigte den Stummel mit den Biokontak-Implantaten aus Titan vor, an denen normalerweise die Handprothese befestigt war. Die Scheißkerle haben mir nicht mal die beschissene Hand gelassen.
Monks fehlende Prothese war jedoch die kleinere ihrer Sorgen. Vielleicht könnte sich das sogar zu ihrem Vorteil auswirken. Aber immer der Reihe nach … Was ist mit Fiona und Rayn? Keine Ahnung. Vielleicht sind sie in einer anderen Zelle … oder an einem ganz anderen Ort. Oder sie sind tot, setzte Gray im Stillen hinzu. Was jetzt Boss, fragte Monk. Viele Möglichkeiten haben wir nicht. Wir lassen unsere Gegner den ersten Schritt tun. Sie wollen Informationen von uns haben. Wir warten ab, was sie dafür bieten.
Monk nickte. Er wusste, dass Gray in der Burg geblufft hatte, doch sie mussten weiter so tun als ob. Der Zellentrakt wurde bestimmt abgehört.
Wie zum Beweis wurde am Ende des Gangs eine Tür geöffnet, Schritte näherten sich. Eine ganze Gruppe. Dann gelangten sie in Sicht: Männer in grün-schwarzen Tarnuniformen, die von einem hochgewachsenen blonden Mann angeführt wurden. Es war der Bieter von der Auktion. Seine Erscheinung war ausgesprochen elegant. Mit seiner Hose aus schwarzem Körper, den weißen Lederslippern und der Strickjacke aus weißer Kaschmirwolle war er passend für eine Gartenparty gekleidet.
Zehn Bewaffnete begleiten ihn. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf, jeweils eine für jede Zelle. Gray und Monk traten barfuß auf den Gang, die Arme mit Plastikriemen auf den Rücken gefesselt. Der Anführer nahm vor ihnen Aufstellung. Mit seinen eisblauen Augen musterte er Gray. Guten Morgen, sagte er steif und ein wenig geziert, als werde er von den Überwachungskameras gehemmt. Mein Großvater wünscht Sie zu sprechen.
Trotz seines höflichen Auftretens sprach aus seinen Worten nur mühsam gezügelte Wut. Eine unausgesprochene Drohung schwang darin mit. Man hatte es ihm verwehrt, die Beute zu erlegen, und jetzt wartete er auf die nächste Gelegenheit. Aber was war der eigentliche Grund für diese Wut? Der Tod seines Bruders … oder der Umstand, dass Gray ihn in der Wewelsburg ausgetrickst hatte? Wie auch immer, hinter seinem kultivierten Äußeren und seiner Gereiztheit lauerte eine barbarische Wildheit.
Bitte folgen Sie mir, sagte er und
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