Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Einschalten des Detektors erhält man das Beugungsmuster A. Dann hat sich das Muster allein aufgrund des Messvorgangs verändert? Genau wie Heinsenberg es vorausgesagt hat. Es klingt unglaublich, ist aber wahr. Diese Versuche wurden zahllose Male wiederholt, immer mit dem gleichen Ergebnis. So lange, bis man es misst, hat das Elektron sowohl Wellten- als auch Teilcheneigenschaften. Der Messvorgang zwingt die Elektronen, sich für einen der beiden Zustände zu entscheiden. Lisa versuchte, sich eine subatomare Welt vorzustellen, in der alles in einem Zustand des Potenziellen verharrte. Das ergab keinen Sinn.
Wenn subatomare Partikel Atome bilden, sagte Lisa, und die Atome wiederum bilden die Welt, die wir kennen und die sich anfassen lässt, wo ist dann die Grenze zwischen dem Reich der Quantenmechanik und der Welt der realer Objekte? Auch hier gilt, dass man etwas messen muss, um das Potenzial zusammenbrechen zu lassen. Solche Messvorgänge finden in unserer Umgebung ständig statt. Teichen prallen gegeneinander, Photonen treffen auf irgendeine Oberfläche. Die Umwelt misst ständig die subatomare Welt und zwingt das Potenzial dazu, sich in harte Fakten zu verwandeln. Betrachten wir zum Beispiel Ihre Hände. Auf der Quantenebene verhalten sich die subatomaren Teilchen, aus denen die Atome bestehen, gemäß den verwirrenden Quantenregeln. Gleichzeitig sind die Atome aber miteinander verflochten, sodass komplexe Gebilde wie beispielweise Ihr Fingernägel entstehen. Die Atome stoßen zusammen, schwingen umher und interagieren – das heißt, sie messen sich gegenseitig und wandeln somit das Potenzial in eindeutige Realität um. Okay … Lisa vermochte ihre Skepsis nicht ganz zu verhehlen.
Ich weiß, das klingt bizarr, sagte Anna, dabei habe ich die verwirrende Welt der Quantentheorie eben nur gestreift. Konzepte wie die Nichtlokalität, den Tunneleffekt oder die multiplen Universen lasse ich völlig außer Acht.
Painter nickte. Da draußen geht es ganz schön seltsam zu. Aber die genannten drei Punkte sollten Sie verstanden haben, erwiderte Anna und zählte an den Fingern ab. Subatomare Teilchen existieren in einem Quantenzustand der Potenziellen. Um das Potenzial zu konkretisieren, muss man eine Messung vornehmen. Und es ist die Umwelt, die ständig solche Messvorgänge vornimmt und auf diese Weise bewirkt, dass die Realität stabil bleibt.
Lisa gab sich damit vorerst zufrieden. Aber was hat das mit der Glocke zu tun, fragte sie. In der Bibliothek haben Sie von Quantenevolution gesprochen. Richtig, sagte Anna. Was ist die DNA? Doch nichts weiter als eine Proteinmaschine, oder? Sie stellt die Bausteine her, aus denen Zellen und Körper bestehen. Einfach ausgedrückt, trifft das zu.
Dann möchte ich es noch einfacher ausdrücken. Die DANN ist ein genetischer Code, der die Form chemischer Bindungen gespeichert ist. Und was löst die Verbindungen und schaltet Gene ein und aus? Lisa rief sich ihre elementaren Chemiekenntnisse in Erinnerung. Die Bewegung der Elektronen und Protonen. Und subatomaren Partikel gehorchen welchen Regeln: denen der klassischen Physik oder der Quantentheorie? Denen der Quantentheorie. Wenn sich ein Proton an einem von zwei Orten befinden muss – an A oder B -, um ein Gen ein- oder auszuschalten, wo ist es dann anzutreffen? Lisa blinzelte. Wenn es das Potenzial besitzt, sich an einem von beiden Orten zu befinden, dann befindet es sich an beiden Orten zugleich. Das Gen ist sowohl ein- als auch ausgeschaltet. Und zwar so lange bis es gemessen wird. Und wodurch wird es gemessen? Durch die Umgebung eines Gens ist … ? Lisas Augen weiteten sich. Das DNA- Molekül als solches. Anna nickte zustimmend. Auf dieser elementaren Ebene verhält sich die lebende Zelle wie ihr eigener Quantenmessapparat. Die ständige Quantenmessung ist der eigentliche Motor der Evolution. Das erklärt, warum Mutationen nicht zufällig sind und weshalb die Evolution schneller abläuft, als wenn sie auf reinem Zufall beruhen würde.
Einen Moment, sagte Lisa. Das müssen Sie näher erläutern. Nehmen wir ein Beispiel. Denken Sie an die Bakterien, die keine Laktose verdauen können – wenn man ihnen Laktose als einziges Nahrungsmittel anbietet, bilden sie mit wundersamer Geschwindigkeit ein Enzym, das die Laktose abbaut. Und das gegen alle Wahrscheinlichkeit. Anna hob die Braue. Kommen Sie selbst auf die Erklärung? Mithilfe der drei Quantenprinzipien? Vielleicht hilft es Ihnen auf die Sprünge, wenn ich
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