Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
seufzte. Du hast Probleme, Mann. Vielleicht musst du ja noch irgendwas mit deinem Vater aufarbeiten. Ich weiß auch nicht. Das läuten der Sprechanlage rettete Gray. Der Pilot meldete: Landung in etwa dreißig Minuten. Wir beginnen den Sinkflug. Gray sah aus dem Fenster. Im Osten ging die Sonne auf. Ich glaub, ich mach ein Nickerchen, murmelte Gray zum Fenster gewandt. Bis zur Landung. Gute Idee.
Gray drehte den Kopf zu Monk herum. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, entschied sich jedoch für die Wahrheit. Aber ich liebe Rachel. Monk stellte die Sitzlehne zurück und legte sich brummend auf die Seite. Ich weiß. Das macht es dir ja so schwer.
05:45
Tierreservat Hluhluwe-Umfolozi
Khamisi Taylor trank Tee im kleinen Gemeinschaftsraum. Obwohl der starke Tee mit Honig gesüßt war, schmeckte er nach nichts. Und es ist völlig ausgeschlossen, dass Marcia noch lebt, fragte Paula Kane.
Khamsisi schüttelte den Kopf. Er war nach der Abreibung durch Kellogg nicht deshalb hergekommen, um vor der Realität zu flüchten. Ursprünglich hatte er sich in sein Zwei-Zimmer-Haus am Rande des Reservats zurückziehen wollen, wo die Wildhüter kleine Mietshäuser bewohnten. Khamisi fragte sich, wie lange er dort würde wohnen bleiben können, falls die Suspendierung eine Entlassung nach sich ziehen sollte.
Doch er war nicht nach Hause gefahren, sondern zu einer anderen Fertighaussiedlung, wo die Tierkundler während ihres Forschungsaufenthalts wohnten. Khamsis war schon häufiger in dem weiß getünchten zweistöckigen Kolonialgebäude mit den großen, Schatten spendenden Akazien und dem kleinen Hof mit den freilaufenden Hühnern gewesen. Bei seinem Besuch hatte er das zehnjährige Jubiläum der beiden Frauen gefeiert. Für die wissenschaftliche Gemeinde gehörten sie ebenso zum Inventar von Hluhluwe-Umfolozi wie die fünf großen Wildtierarten.
Jetzt aber war nur noch eine Frau übrig. Dr. Paula Kane saß auf einem kleinen Diwan, durch einen niedrigen Tisch von Khamsisi getrennt. Ihr standen die Tränen in den Augen, doch ihre Wangen blieben trocken. Es geht schon, sagte sie. Ihr Blick wanderte zu den Fotos an der Wand, dem Panorama eines glücklichen Lebens. Er wusste, dass die beiden ein paar waren, seit sie vor vielen Jahren in Osford einen Abschluss gemacht hatten. Ich hatte ohnehin nur wenig Hoffnung.
Paula Kane war eine groß gewachsene, schlanke Frau mit graumeliertem Haar, das in Schulterhöhe glatt abgeschnitten war. Obwohl er wusste, dass sie ende fünfzig war, wirkte sie zehn Jahre jünger. Sie hatte eine gewisse strenge Schönheit bewahren können und strahlte ein Selbstvertrauen aus, das die Wirkung jedes noch so raffinierten Make-ups übertraf. Heute Morgen aber wirkte sie blass, ein Schatten ihrer selbst. Irgendetwas fehlte. Sie sah aus, als hätte sie in den Khakishorts und der weiten weißen Bluse geschlafen. Khamisi konnte ihre Trauer, die sich in jeder Faser ihres Körpers ausdrückte, nicht lindern, doch er konnte seiner Anteilnahme Ausdruck verleihen. < Es tut mir leid. >
Paula sah ihn an. Ich weiß, Sie haben getan, was Sie konnten. Ich habe mitbekommen, was hier geredet wird. Eine Weiße stirbt, aber ein schwarzer überlebt. Mit bestimmten Leuten möchte ich hier lieber nichts zu tun haben. Khamisi wusste, dass sie den Wildhüterchef meinte. Paula und Marcia waren schon mit ihm aneinandergeraten. Paula wusste über seine Beziehungen und Verbindungen so gut Bescheid wie jeder andere. Die Apartheid mochte zwar in den Städten und Townships überwunden sein, doch der Mythos des Großen Weißen Jägers hatte nach wie vor Bestand.
Sie trifft keine Schuld an ihrem Tod, sagte Paula, wobei sie ihm aufmerksam in die Augen blickte. Er wandte das Gesicht ab. Er wusste zu schätzen, dass sie Verständnis für sein Verhalten hatte, doch Kelloggs Vorwürfe hatten seinen Schuldgefühlen neue Nahrung gegeben. Sein Verstand sagte ihm, er habe sich nach Kräften bemüht, Dr. Fairfield zu beschützen. Aber er war lebend aus dem Busch zurückgekommen, und sie nicht. Das waren die Fakten.
Khamisi erhob sich. Er wollte nicht länger stören. Er war hergekommen, um Dr. Kane sein Beileid zu bekunden und ihr persönlich zu berichten, was vorgefallen war. Das hatte er getan. Ich sollte jetzt wohl besser gehen, sagte er. Paula erhob sich ebenfalls und geleitete ihn zum Fliegengitter. Bevor er hinaustrat, berührte sie ihn am Ellbogen. Was glauben Sie, was das
Weitere Kostenlose Bücher