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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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gelang ihm tatsächlich, im Sattel zu bleiben. Er griff nach den Zügeln und lenkte das Pferd auf den Grasstreifen zwischen dem aufgeweichten Weg und dem Waldrand.
    Nachdem er eine scharfe Biegung hinter sich gelassen hatte, hörte Caius auf einmal Stimmen. Er brachte das Pferd zum Stehen, aber da war es schon zu spät: Vier Germanen, die sich zwanzig Schritte vor ihm an der Plane eines umgestürzten Wagens zu schaffen machten, starrten ihn an. Einen Moment verharrten sie, schienen noch nichtbegriffen zu haben, wen sie vor sich hatten. Caius wollte das Pferd gerade herumreißen, da sah er aus dem Augenwinkel zwei weitere Gestalten schräg hinter sich, die ihm den Rückzug versperrten. In einem plötzlichen Entschluss riss er das Schwert aus der Scheide und rammte dem Pferd die Fersen in die Flanken. Das Tier machte einen Satz nach vorn und galoppierte los, die Germanen schrien irgendetwas, griffen nach ihren Waffen, doch da war Caius schon zwischen ihnen, ließ das Schwert kreisen, die Männer sprangen in Deckung, dann war er auch schon vorbei. Er trieb das Pferd weiter an. Leichen, Tierkadaver und Gepäckwagen flirrten an ihm vorbei. Erst nach einer weiteren Biegung ließ er das Tier in den Schritt zurückfallen. Er keuchte, in seinem Kopf hämmerte es wieder. Du musst vorsichtiger sein, sagte er zu sich selbst.
    Nach einer Weile waren keine Kampfspuren mehr zu sehen, die Abdrücke der Räder und Hufe zogen sich jedoch unbeirrbar weiter durch den Wald. Ein gutes Zeichen, dachte Caius. Offenbar war tatsächlich ein großer Teil des Heeres dem Überfall entkommen. Es begann zu dämmern. Umso besser. Auf diese Weise war es leichter, plündernd umherstreifenden Gruppen von Kriegern auszuweichen.
    Als es bereits stockdunkel war, erblickte er vor sich eine Reihe von schwachen Lichtern. Vorsichtig ritt er näher. Während er noch überlegte, ob es besser war, sich zu Fuß heranzupirschen, erklang ein Horn. Ein vertrautes Signal. Wachwechsel. Er hatte das Lager erreicht! Eine unbeschreiblicheErleichterung ergriff ihn. Er ließ das Pferd antraben. Die Bäume traten zurück und gaben den Blick frei auf eine Wallfront. Vier Gestalten mit Fackeln lösten sich aus dem Dunkel und traten Caius entgegen.
    Â»Wer ist da?«, rief eine Männerstimme grimmig und nervös zugleich. Das schleifende Geräusch von mehreren aus Metallscheiden gezogenen Schwertern war zu hören.
    Â»Caius Cornelius Castor«, antwortete Caius.
    Â»Näher kommen!«, kam es barsch zurück. »Und absitzen, sofort!«
    Caius schwang sich vom Pferd und bewegte sich langsam auf die Gruppe zu.
    Ein Legionär trat an ihn heran und leuchtete ihm ins Gesicht, dann drehte er sich zu den anderen um. »Der Senatorensohn!«, rief er.
    Â»Durchlassen!«, kam die Antwort.
    Caius nahm das Pferd am Zügel und ging zwischen den Männern durch. Hinter der Palisade tat sich eine weite Fläche auf, Zelte standen dicht an dicht. Lagerfeuer brannten und tauchten das Gewühl aus Tausenden von umherlaufenden Soldaten in ein schummeriges Licht. Hier und da wurde Essen zubereitet, und überall schwirrten Gespräche durch die Luft.
    Caius ging auf einen herumstehenden Centurio zu und hob die Hand zum Gruß. »Ich suche Publius Cornelius Silanus«, sagte er.
    Â»Den Tribun? Der ist verwundet. Kommt aber durch. Liegt in dem kleinen Zelt rechts neben dem von Varus.«Der Centurio musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Dein Onkel, oder?«
    Caius nickte.
    Â»Wird sich freuen«, sagte der Offizier und lächelte. »Wir dachten, es hätte dich erwischt.« Caius war überrascht, dass man ihn überhaupt kannte und sich Gedanken über seinen Verbleib gemacht hatte.
    Das Kommandozelt in der Mitte des Lagers war hell erleuchtet, Schatten geisterten undeutlich an der Innenseite der Stoffbahnen entlang. Anscheinend war eine große Lagebesprechung im Gange. Rechts daneben befand sich ein kleines Zelt, vor dem zwei Soldaten Wache hielten. Sie ließen Caius passieren, ohne Fragen zu stellen.
    Im dämmerigen Fackelschein lag Silanus ausgestreckt auf einer Kline. Seine schmutzige Tunika war bis unter die Brust hochgeschoben. Ein Sklave kniete vor ihm und war damit beschäftigt, eine Bauchwunde zu versorgen. Ohne sich umzuschauen, warf er blutige Binden hinter sich in einen Metalleimer. Caius trat näher. Silanus war bei Bewusstsein. Er sah bleich aus, brachte aber ein

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