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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Lichtung kam in Sicht, über die sich ein langer, nachlässig aufgeworfener Wall mit einem unregelmäßig tiefen Graben zog. Brandgeruch wehte herüber, und noch bevor Fastrada das schützende Halbdunkel der Baumkronen hinter sich ließ, sah sie Rauchwolken träge in den wolkenlosen und windstillen Himmel steigen. Sie trabte näher heran, ritt durch eine Lücke im Wall und fand sich mitten in einem riesigen Lager wieder. Halb verkohlten Wracks von Hunderten von Wagen standen zusammengeschobenund ineinander verkeilt herum, hier und da loderten noch kleine Flammen. Auf dem Boden zeichneten sich die Abdrücke von Zelten, Räderspuren und Hufen ab, dazwischen ragten die Schäfte von Brandpfeilen aus der Erde. Der Gestank wurde stärker und fraß sich in ihre Nase.
    Am anderen Ende des Lagers führte eine breite Spur auf den gegenüberliegenden Waldrand zu. Die Römer mussten die Anlage nach kurzer Rast noch in der Nacht verlassen haben, schoss es Fastrada durch den Kopf. Die Kolonne kann nicht weit sein. Sie hieb ihrem Pferd die Fersen in die Flanken und folgte der Fährte.

33
    Nachdem die überall aufflackernden Brände gelöscht worden waren, hatte man die Wachen noch einmal verdoppelt. Während die einen versuchten Ruhe zu finden, tuschelten die anderen in der Dunkelheit. Vor vielen Zelten saßen die Soldaten an heruntergebrannten Feuern zusammen, übermüdet, aber zu aufgewühlt und zu misstrauisch, um sich dem Schlaf anzuvertrauen.
    Männer, Frauen und Kinder wankten umher und suchten nach Angehörigen. Auf dem riesigen Areal herrschte eine unwirkliche Stimmung.
    Caius eilte durch das Lager, ohne nach rechts und nach links zu sehen. Silanus hatte ihm den Namen des Lagerpräfekten genannt, Aulus Sempronius Galata. Caius hoffte, von ihm endlich etwas über den Verbleib seines Freundes zu erfahren. Im Stab hatte man ihm nicht weiterhelfen können. Lucius schien im Augenblick des ersten Angriffs vom Erdboden verschluckt worden zu sein.
    Vor dem Zelt des Präfekten standen zwei Legionäre und hielten eine Menschentraube zurück, die sich dort versammelthatte, um Informationen über Angehörige zu bekommen. Sie bestürmten die Soldaten mit Fragen, auf die diese keine Antworten geben konnten. Caius schob sich durch die Menge nach vorn und fuhr eine der beiden Wachen in barschem Ton an, er habe eine dringende Meldung vom Tribun Publius Cornelius Silanus, woraufhin er tatsächlich eingelassen wurde.
    Der Präfekt saß auf einem Klappstuhl, neben ihm stand ein Schreiber, der auf einer Wachstafel Notizen machte, während ein Centurio Bericht über Gefallene und Vermisste erstattete. Galata war knapp fünfzig Jahre alt und hatte ein schmales Gesicht mit stark vorspringendem Kinn. Er trug immer noch seine Rüstung, und die Ärmel seiner Tunika waren mit Blut verschmiert. Sein linkes Bein war verbunden. »Was gibt es?«, fragte er.
    Â»Ich bin Caius Cornelius Castor.«
    Â»Aha.«
    Â»Ich bin auf der Suche nach meinen Freund Lucius Flavius Verucla.«
    Â»Jeder sucht hier irgendwen«, sagte Galata unfreundlich. Er streckte den Kopf vor und musterte Caius, dann hellten sich seine Züge etwas auf. »Du bist der Neffe von Silanus?«
    Â»Genau.«
    Â»Und dieser Verucla ist der mit der Bleimine?«
    Â»Genau der.« Caius fürchtete einen Moment das Schlimmste, aber der Präfekt schüttelte nur langsam den Kopf.
    Â»Er wird vermisst. Genau wie du bis gerade eben. Ehrlich gesagt, waren wir überzeugt, dass es euch beide erwischt hätte.«
    Â»Hat ihn denn niemand gesehen?«, fragte Caius verzweifelt.
    Â»Nein. Die Barbaren haben als Erstes versucht den Wagen des Statthalters in ihre Gewalt zu bekommen. Wir hatten alle Hände voll zu tun, Varus und den Rest des Stabes da rauszuhauen. Es tut mir leid, aber so wichtig wart ihr in diesem Moment nicht. Außerdem hattet ihr eigene Leibwächter.«
    Â»Die waren hinten beim Tross.«
    Â»Da waren sie ja gut aufgehoben. Oder auch nicht. Ich nehme an, sie sind niedergemacht worden, als sie euer Eigentum verteidigt haben.«
    Von hinten drängelte sich ein weiterer Ankömmling ins Zelt, ein abenteuerlich aussehender Trossknecht mit wirrem Haar und abgerissener Kleidung.
    Â»Er soll warten«, schnauzte Galata in Richtung der Wachen, dann wandte er sich erneut Caius zu. »Junge, du siehst, was hier los ist. Ich kann leider nichts für dich

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