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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Reise über von dem undurchdringlichen Teppich aus Bäumen bedeckt blieb, konnte man am Westufer fast glauben in Italien zu sein. An den Hängen der Hügel in der Ferne sah man sanft geschwungene Ketten von Weinstöcken talwärts laufen. In der Landschaft, die sie passierten, herrschte reger Betrieb. Überall wurde gebaut und in der Umgebung der Ortschaften waren die Straßen fast genauso verstopft wie zu Hause. Transportkarren beförderten Ziegel und Bauholz,Bleirohre für Wasserleitungen, Dachpfannen aus Ton, zerlegte Baukräne oder aufgerollte Hanfseile. Die Reisegruppe nächtigte in den Herbergen in der Nachbarschaft der Flusshäfen, wo Tag und Nacht Fässer, Säcke, Kisten, Amphoren, Stoffballen und Baumstämme entladen wurden. Transportarbeiter fluchten in ihrer fremden Sprache, doch mit dem gleichen derben und flegelhaften Tonfall wie in Rom und anderswo. An den Anlegern drängten sich die Lastkähne und auch auf dem Rhein selbst herrschte Hochbetrieb.
    Eines Morgens, kurz bevor das Stromtal zwischen den Bergen verschwand, erreichten sie die Vorstadt des Legionslagers von Mogontiacum, das oberhalb des Flusses etwa eine Meile vom Ufer entfernt auf einer Anhöhe thronte. Der Palisadenwall mit den Wachtürmen folgte den Unebenheiten des Geländes in sanftem Schwung, und aus dem Haupttor des Lagers schlängelte sich eine Straße die Anhöhe hinunter in die Vorstadt und verschwand zwischen den Gebäuden, die in lockerer Streuung in einen Flusshafen übergingen. Die Wagenkolonne passierte Lagerhallen und Tavernen, arbeitete sich durch kreuz und quer rangierende Transportkarren und eine Abteilung Legionäre, die im Gleichschritt auf einen der Anleger zuhielt, an dem mehrere Liburnen mit eingezogenen Rudern und gerefften Segeln lagen. Im Hafen war das Gedränge noch größer als in den Straßen der Vorstadt. Ein kleines Heer von Seeleuten war damit beschäftigt, die Schiffe auf Vordermann zu bringen. Transportarbeiter holten unablässigWaren von Bord und türmten sie auf ihre Karren oder umgekehrt. Von überall ertönten Zurufe, während das Schrammen der Schiffskörper an den Stegen, das Knarren der Planken und das Ächzen des Tauwerks, das sich im Takt der Wellenbewegungen spannte und lockerte, die Geräuschkulisse bildeten.
    Solange die Wagen auf das Deck eines Transportschiffes verladen wurden, nahmen Caius und Lucius in einer der vielen Tavernen ein üppiges Frühstück mit Fladenbroten, Käse, Eiern, Honig und Milch zu sich. Am nächsten Morgen sollten sie das erste Etappenziel ihrer Reise erreichen: Oppidum Ubiorum, die neue Hauptstadt der Provinz Germanien. Nach dem Essen saßen sie noch eine Weile schweigend an dem schlichten Holztisch der Taverne und beobachteten durch ein Fenster, wie der letzte Wagen über eine breite Rampe auf das Deck des bauchigen Schiffes kroch, während der fette gallische Kapitän vom Achterkastell aus Befehle brüllte, die niemand zu beachten schien. Als die Zugpferde endlich ausgespannt und die Wagen an den Bordwänden festgezurrt waren, trudelten nach und nach die Ruderer ein und verschwanden unter Deck.
    Â»Was ist das eigentlich für ein Verwandter von dir, der uns in Empfang nimmt?«, fragte Lucius beiläufig.
    Â»Publius Cornelius Silanus«, gab Caius nicht weniger teilnahmslos zurück. »Tribun bei der XVIII. Viel mehr weiß ich auch nicht, er ist so eine Art Onkel zweiten Grades von mir. Mein Vater hat ihm geschrieben, dass wir kommen.«
    Â»Und hat er geantwortet?«
    Â»Woher soll ich das wissen? Mein Vater hat den Brief kurz vor unserem Aufbruch abgeschickt. Wahrscheinlich hat Silanus ihn gerade erst erhalten. Quintus hat die Angewohnheit, den Leuten einfach mitzuteilen, was er von ihnen will.«
    Â»Und davon auszugehen, dass sie es tun.«
    Â»Ja«, sagte Caius nicht ohne Stolz.
    Â»Vielleicht kann er uns helfen Rullianus auf die Schliche zu kommen«, erwiderte Lucius und lächelte verschwörerisch.
    Â»Wir sollten ihn auf keinen Fall einweihen, bevor wir wissen, ob man ihm vertrauen kann«, gab Caius abwehrend zurück.
    Â»Na hör mal – immerhin ist er dein Onkel.«
    Â»Zweiten Grades. Angeheiratet. Wie gesagt, ich kenne ihn nicht. Ich kenne nur seine Schwägerin, eine Cousine meines Vaters. Mit diesem Zweig der Familie haben wir nicht viel zu tun. Sie spekulieren mit Grundstücken und werfen mit Geld um sich. Einer

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