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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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sich genommen.«
    Â»Es hört sich eher so an, als hätte es ihm jemand gegeben, dieses vergiftete Geschenk des Schicksals, wie er es nennt.«
    Â»Kann ja sein, dass es für den Princeps bestimmt war, Varus es aber nicht abgeliefert hat«, schlug Lucius vor.
    Â»Gut möglich. Aber nicht aus Habgier und Ehrgeiz, sondern um es als eine Art Pfand zu benutzen, falls der Princeps ihm seine Gönnerschaft entzieht. Hier: Du kennst mein Misstrauen gegenüber den Gunsterweisen anderer.«
    Â»Was meint er denn mit dem Ende seines Vaters?«
    Â»Sein Vater war auf der Seite der Gegner des Princeps und hat nach einer Niederlage Selbstmord begangen. Daher wahrscheinlich auch sein Misstrauen. Und sein schlechtes Gewissen. Ohne Augustus wäre er nämlich nichts.«
    Wieder dachten sie eine Weile nach. Und wieder war es Lucius, der das Schweigen brach. »Eins haben wir uns noch gar nicht gefragt: Wo war Varus eigentlich vor fünfzehn Jahren?«
    Â»Richtig.« Caius versuchte sich an die vielen Gespräche zu erinnern, die im Haus seines Vaters geführt worden waren. Es kam ihm vor, als sei das alles eine Ewigkeit her und überdies in einer anderen Welt passiert: die Vorbereitung der Reise, die vielen Gäste und dann der Schlaganfall. Langsam ordneten sich seine Erinnerungen. Sein Vater hatte unter anderem ausführliche Lebensläufe von Varus und seinen Legaten angefordert. Caius sah die eng beschriebenen Wachstafeln noch genau vor sich. Varus hatte die übliche Ämterlaufbahn absolviert, wahrscheinlich beschleunigt durch seine Ehe mit einer Großnichte des Princeps. Er war Quaestor gewesen. Dann Praetor. Legionslegat. Konsul. Prokonsul in Afrika. Propraetor in Syrien. Syrien. Das war es! »Syrien«, sagte Caius laut. »Vor fünfzehn Jahren war Varus Statthalter in Syrien! Was auch immer er bei sich hat – er muss es in Syrien bekommen haben!«
    Â»Das ist doch schon was. Fällt dir irgendetwas ein, das in dieser Zeit dort verschwunden sein könnte?«
    Â»Na, wenn ich schon davon wüsste, dann wäre in der langen Zeit wohl auch jemand anders dahintergekommen.«
    Â»Wir drehen uns im Kreis. Lies den Brief noch mal. Vielleicht versteckt sich irgendwo ein weiterer Hinweis.«
    Caius las den Brief erneut vor, flüssiger als beim ersten Mal, aber leiser, denn die Geräuschkulisse im Hintergrund hatte an Lautstärke eingebüßt. Es waren vielleicht noch zehn Gäste da, verteilt auf mehrere Tische.
    Â»Komme nunmehr, wer besseren Rat zu sagen vermeinet, Jüngling oder auch Greis, mir sei er herzlich willkommen«, murmelte Lucius. »Passt gar nicht zum Rest. Das hat er doch nicht selbst geschrieben.«
    Â»Es stammt aus der
Ilias
«, erwiderte Caius. »Das sagt Agamemnon zu Odysseus.«
    Â»Und warum schreibt er das?«, fragte Lucius.
    Â»Könnte er damit auf irgendeine gemeinsame Erinnerung anspielen? Mit dem Geheimnis hat es jedenfalls nichts zu tun. Und andere versteckte Hinweise kann ich hier beim besten Willen nicht entdecken. Warum sollte Varus auch welche einbauen? Sie wissen ja offenbar beide, wovon die Rede ist.«
    Eine junge Bedienung trat an den Tisch, um die Weinkaraffe abzuräumen. Sie hatte ein hübsches Gesicht und schwarzes Haar, das ihr in einem dicken Zopf über die Schulter fiel, doch Lucius beachtete sie gar nicht.
    Caius blickte wieder auf den Brief. »So kommen wir nicht weiter.« Er grinste breit. »Da müssen wir uns wohlselbst auf die Suche machen. Der Herr Statthalter scheint sein Geheimnis ja wie seinen Augapfel zu hüten. Und wenn er demnächst über den Rhein geht, wer ist dann mit von der Partie?«
    Â»Wir!« Lucius lachte und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Einen Moment vergaßen sie, was für ein schauriger Fund den Anfang dieses Abenteuers markierte. Dann fiel es beiden gleichzeitig wieder ein und ihr Lachen erstarb. Jeder wusste, was in diesem Moment in dem anderen vorging.
    Â»Was ist, wenn wir doch nicht die Einzigen sind, die von der Sache wissen?«, gab Lucius zu bedenken. »Immerhin hat jemand den Boten ermordet.«
    Â»Aber er hat die eigentliche Nachricht nicht gefunden«, entgegnete Caius. »Er hat einen Brief mit völlig uninteressantem Inhalt aus der Schatulle gezogen. Darin besteht ja der Trick.«
    Â»Er muss jedoch vermutet haben, dass der Bote eine wichtige Mitteilung bei sich hat. Das würde erklären, warum er der

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