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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Leiche den Kopf abgeschnitten hat. Damit Rom nicht davon erfährt, dass dieser Philippos ermordet an einer Raststation an der Grenze zu Raetien aufgefunden wurde. Damit es keine Nachforschungen gibt. So ist es nur eine beliebige Leiche ohne Kopf. Erschlagen von einem Raubmörder. Oder von einem Wahnsinnigen. Kommt ja vor. Die Leute in der Gegend schließen ein paar Monate lang ihre Türen etwas sorgfältiger ab und im nächsten Frühjahr ist alles vergessen.«
    Â»Du meinst also, jemand hat den Boten erkannt und ermordet?«, hakte Caius nach.
    Â»Könnte doch sein? Haben die Boten des Princeps immer die gleichen Schatullen?«
    Â»Keine Ahnung. Bei den beiden, die ich gesehen habe, war es jedenfalls so.«
    Â»Und haben die alle ein Geheimfach?«
    Caius überlegte angestrengt und nach und nach fielen ihm die Einzelheiten des Nachmittags bei Augustus wieder ein. »Also, zuerst kam dieser Patroklos, der hat einen Brief mitgenommen, und bei der Gelegenheit hat der Princeps uns erklärt, wie das mit dem Geheimfach funktioniert, aber nur so nebenbei. Das Gespräch ging weiter, dann kam Rullianus und schließlich irgendwann dieser Philippos mit seiner Schatulle.« Caius legte die Stirn in Falten und rief sich die Situation in Erinnerung. »Ja«, fuhr er schließlich fort, »er steckte den Brief in seine Schatulle und zog an diesem Band. Damit verschließt man das Geheimfach.« Caius nahm die Schatulle, die immer noch unter dem Tisch auf dem Boden stand. Er betastete mit den Fingern den Rand und die kleine Öffnung, aus der das Ende des Lederbandes schaute.
    Lucius war blass geworden und starrte seinen Freund mit offenem Mund an. »Das kann nicht wahr sein«, sagte er schließlich tonlos.
    Â»Was?«, fragte Caius.
    Lucius packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Bist du so schwer von Begriff? Der Mörder wusste,dass er einen Boten des Princeps vor sich hatte, weil er ihn beim Princeps gesehen hatte. Er konnte aber nichts von dem Geheimfach wissen, weil er noch nicht anwesend war, als der Princeps davon sprach.«
    Â»Rullianus«, stieß Caius hervor. Er dachte an die Begegnung mit dem Legaten vor wenigen Stunden und spürte, wie eine Gänsehaut über seinen ganzen Körper kroch.

10
    Die Reise zog sich hin. Sie fuhren die meiste Zeit über auf den neuen und gut ausgebauten Straßen entlang des Rheins. Der Strom glitzerte zu ihrer Rechten in der Sonne. Er durchschnitt ein Flusstal, das am Horizont von Höhenzügen begrenzt wurde, die abrupt aus der Tiefebene aufragten. Caius war überrascht von der Breite des Flusses, der schon nach wenigen Tagen deutlich mächtiger war als der Tiber in Rom. Wie groß mag erst das dahinterliegende Land sein, dachte er. Lucius, der durch das monotone Rasseln der Räder schnell müde wurde, verschlief die halbe Fahrt, sodass Caius viel Zeit hatte, aus dem Fenster zu blicken. Seine Gedanken kreisten um Rullianus. Hatte er wirklich den Boten ermordet? Hatte er jemanden beauftragt? Je weiter sie sich vom Ort des Leichenfundes entfernten, desto absurder kam ihm der Verdacht vor. Ging ihre Vermutung nicht doch in eine völlig falsche Richtung? War es am Ende ein ganz gewöhnlicher Raubmörder gewesen, der in der Schatulle nach Geld gesucht hatte? Aber warum hätte er seinem Opfer den Kopf abschneidensollen? Während der Wagen dahinfuhr, schweiften seine Gedanken immer wieder ab.
    Das gegenüberliegende östliche Ufer des Stroms war fast vollständig von Wäldern bedeckt, die sich dunkelgrün und schweigend bis zum Horizont erhoben. Hier und da entdeckte Caius kleine Kähne, die zwischen Bäumen und Buschwerk auf die Böschung gezogen worden waren. Vereinzelte Fischer glitten mit Einbäumen in Ufernähe über das Wasser und legten Netze aus oder holten sie ein. Einmal erschien ein schwer bewaffneter Reiter auf dem schmalen Strand, tränkte sein Pferd im seichten Wasser, dann hieb er dem Tier die Fersen in die Flanken und verschwand wieder in der geheimnisvollen Kulisse aus Baumstämmen, die so dicht standen, dass sie den Reiter nach wenigen Augenblicken verschluckten. Ansonsten waren kaum Menschen unterwegs. Man möchte diesen ganzen Wald auf den Kopf stellen und schütteln, dachte Caius. Wäre doch interessant zu sehen, was da alles rausfällt.
    Der Strom trennte in der Tat zwei Welten voneinander. Während das Ostufer die ganze Dauer der

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