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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Er dachte an das Haus in Rom und an seinen Vater. War es am Ende doch falsch gewesen, einfach abzureisen? Obwohl er noch am Vortag voller Abenteuerlustgewesen war, überkam ihn ein unbequemes Gefühl von Heimweh. Lucius schien, wie so oft, seine Gedanken zu erraten und zu spüren, dass dies nicht der richtige Moment für launige Tiraden war. Einmal mehr war Caius überrascht, dass sein Freund, der von allen irgendwie gemocht, von vielen aber wegen seiner lauten Fröhlichkeit für oberflächlich gehalten wurde, ein feines Gespür für die Stimmungen anderer hatte. Lucius legte ihm die Hand auf die Schulter. So standen sie eine Weile an die Bordwand gelehnt.
    Â»Mein Onkel hatte vor ein paar Jahren auch einen Schlaganfall«, sagte Lucius irgendwann wie aus heiterem Himmel. »Er war damals Quaestor. Nach vier Wochen saß er schon wieder in seiner Amtsstube und ließ die Untergebenen strammstehen. Es gibt Leute, die sind nicht kleinzukriegen.«
    Caius verstand, was Lucius ihm sagen wollte, und lächelte dankbar. Die Geschichte mit dem Onkel hatte Lucius sich wahrscheinlich mehr oder weniger ausgedacht. Dennoch tat es gut, einen Freund zu haben, vor dem man sich nicht verstellen musste.
    Endlich, es ging auf Mittag zu, kam hinter einer besonders engen Flussbiegung am linken Ufer eine Insel in Sicht, die einen großen Hafen mit Lagerbauten und belebten Anlegern beherbergte. Wie in Mogontiacum lagen auch hier dicht an dicht die Kriegsschiffe vertäut, daneben Lastkähne in allen Größen. Eine Brücke verband die Insel mit dem benachbarten Flussufer. Dahinter wurdeim Näherkommen eine Stadt sichtbar, die größer war als alles, was sie seit der Überquerung der Alpen gesehen hatten. Mehrstöckige Gebäude aus Ziegeln ragten aus dem Gewürfel von Holzhäusern empor. Ein Palisadenwall begrenzte die Stadt scharf nach außen und reichte bis zum Ufer, wo er durch einen wuchtigen Wehrturm abgeschlossen wurde. Grauer Rauch stieg in kleinen, fast schnurgeraden Säulen überall aus dem Dächermeer zum Himmel. Neben der Brücke erhob sich auf einem gewaltigen Sockel ein Tempel, dessen von schlanken Säulen gebildete Fassade über den Fluss blickte wie ein Sprachrohr, das die Stimme der Götter ans andere Ufer des Flusses tragen sollte. Oppidum Ubiorum.
    An Bord erwachte nun alles zum Leben. Der fette Kapitän bequemte sich auf das Achterkastell und rief einen unverständlichen Befehl in eine offen stehende Luke hinein. Unter Deck waren Kommandos zu hören, und die Ruderer wechselten den Takt, um das Schiff von der Mitte des Flusses behutsam nach links zu schieben. Der Hafen schien sich zu öffnen wie ein flacher Schlund. Es dauerte nicht lange, dann lag das Schiff an einem der Stege fest, und die Mannschaft machte sich daran, die Vertäuung der Wagen zu lösen. Caius und Lucius schickten einen der Leibwächter in die Stadt, um eine geeignete Herberge zu suchen. Als er zurückkehrte, waren die Wagen von Bord gebracht und die Pferde angespannt. Die beiden Jungen nahmen in ihrem Reisewagen Platz, und die kleine Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Es gingdurch großzügig angelegte Straßen, die anders als in den gewachsenen Städten Italiens genug Platz für zwei in entgegengesetzter Richtung verkehrende Fuhrwerke boten. Eine Baustelle reihte sich an die nächste. Überall entstanden Geschäfte, Inschriften wurden angebracht. Und obwohl ihm alles von der Architektur der Gebäude bis hin zur Kleidung der Arbeiter vertraut vorkam, hatte Caius das merkwürdige Gefühl, dass hier etwas anders war als zu Hause. Es dauerte eine Weile, bis er dahinterkam, was ihm unterbewusst aufgefallen war: Hier gab es keine Müßiggänger. Jeder hatte irgendetwas zu tun.
    Nach fünf oder sechs Biegungen hielten die Wagen an. Sie standen vor einer Herberge. Vor dem Wagenschlag erschien ein Mann, der sie mit fremdartigem Akzent überschwänglich begrüßte und dann unaufgefordert begann den Komfort des Hauses anzupreisen. Seinem Wortschwall konnte man entnehmen, dass es hier neben zahllosen anderen Annehmlichkeiten eine eigene kleine Thermalanlage gab. Das aufdringliche Gerede des Mannes unterschied sich in nichts von den wortreichen Ausschmückungen, mit denen die Wirte zu Hause noch die schimmligste Absteige als komfortable Unterkunft verkauften. Sie lernen wirklich schnell in der Provinz, dachte Caius.
    Nachdem das

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