Silberband 003 - Der Unsterbliche
kleines Regal, das zur
Inneneinrichtung des Zeltes gehörte.
Etwas störte ihn, als er das Futteral dort hinlegte, aber er wußte nicht, was. Er wandte sich
wieder seinen Gedanken zu und hockte sich auf die Kante des bettähnlichen Gestells, das ihm als
Lager diente.
Sein Blick fiel auf das Regal.
Und plötzlich wußte er, was ihn gestört hatte.
Bevor er mit Deringhouse und Tanner hinausging, hatte er den Taschentelekom auf den gleichen
Platz gelegt, an dem jetzt das Futteral mit dem Fernglas lag.
Jetzt war er nicht mehr da.
Er sprang auf und durchsuchte das Regal. Es war nicht höher als einen halben Meter und hatte
nur zwei Zwischenbretter. Auf keinem von ihnen lag der Telekom. Er suchte in den Taschen seines
Schutzanzugs, unter dem Bett, in der Schleuse, aber das kleine Gerät blieb verschwunden.
Ohne darüber nachzudenken, daß dies ein weiterer telekinetischer Trick des unbekannten Gegners
sein könne, lief er hinaus, um die Wache zu alarmieren. Im Augenblick war er noch fest davon
überzeugt, daß jemand in seinem Zelt gewesen sein und den Telekom mitgenommen haben müsse.
Er stapfte aus der Schleuse hinaus und sah sich um. Die fünf Zelte standen ruhig und
schweigend. Ein Schatten bewegte sich auf der Flanke des südlichen Hügels.
»He, Wache!« schrie Rhodan in das Mikrophon seines Helmsenders.
In diesem Augenblick bekam er einen kräftigen Stoß in den Rücken. Er taumelte vornüber, und
ein blauweißer Blitz blendete seine überraschten Augen. Die Außenmikrophone des Helms übertrugen
den krachenden Donner, der zur gleichen Zeit einsetzte.
Etwas warf ihn mit aller Wucht zu Boden. Er hörte Sand auf seinen Helm prasseln und wußte
nicht, was eigentlich los war.
Ziemlich unsicher kam er wieder auf die Beine. Der Blitz hatte ihn geblendet, und alles, was
er sah, waren tanzende bunte Ringe.
Er rief nach der Wache.
Einen der Posten hatte er kurz vor der Explosion auf dem Hang des südlichen Hügels gesehen.
Das waren nur ein paar Meter – warum war der Mann nicht schon längst hier?
Als seine Augen sich zu beruhigen begannen, sah er den Krater im Sandboden, ein häßliches,
kreisrundes Loch von etwa zehn Metern Durchmesser. Es befand sich dort, wo vor ein paar
Augenblicken noch sein Zelt gestanden hatte, und von dem Zelt war nichts mehr zu sehen.
Die beiden Nachbarzelte hatten schwere Schlagseite. Offenbar hatten sie jedoch dichtgehalten,
denn die Leute, die nun verstört und fluchend herausgestolpert kamen, hätten den Schock einer
explosiven Dekompression nicht überstehen können.
Plötzlich war wirres Durcheinander in Rhodans Helmempfänger. Jedermann schrie seine Fragen in
die Gegend, und es bedurfte mehrmaliger Aufforderung, bis die Leute endlich so ruhig waren, daß
Rhodan sich verständlich machen konnte.
»Jedermann hält sich dem Trichter fern!« befahl Rhodan. »Vielleicht gibt es dort Spuren.
Außerdem verbringen wir den Rest der Nacht im Freien. Deringhouse, suchen Sie einen geeigneten
Ruheplatz. Er soll wenigstens hundert Meter vom Lager entfernt sein. – Wache! Wo sind die
Wachen?«
Drei Männer traten vor.
»Wer von Ihnen war im Augenblick der Explosion in der Nähe meines Zeltes?«
Keiner meldete sich.
»Ich verdächtige niemand«, erklärte Rhodan, so ruhig er konnte. »Ich will wissen, ob der, der
dort drüben gestanden hat, jemanden sehen konnte.«
Keiner der drei wollte derjenige gewesen sein, den Rhodan auf dem Hügelhang gesehen hatte.
Rhodan drang nicht weiter in die Männer. Er würde auch ohne ihre Aussage erfahren, woran er
war.
Am nächsten Morgen gab es eine kurze Beratung über die Marschroute. Rhodan hielt an
seinem ursprünglichen Plan fest.
Etwa im Zentrum des Hügelgebiets wollte er ein festes Ausgangslager aufschlagen und von dort
aus mit aufmerksamen Augen, offenen Ohren und Fellmer Lloyds einzigartiger Begabung nach den
fremden Wesen suchen. Der nächtliche Überfall schien ihm ein Beweis dafür zu sein, daß das
Hügelgebiet tatsächlich die Heimat des Unbekannten war.
Nur über eines waren sie sich alle einig: daß das unbekannte Wesen, das den Anschlag verübt
hatte, zu jenen gehörte, von denen sie weitere Hinweise über die geheimnisvolle Welt des ewigen
Lebens zu bekommen hofften.
Die STARDUST meldete, daß an Bord alles ruhig und in Ordnung sei.
In ruhigem, mehrstündigem Flug bewältigten die drei Shifts die Entfernung bis zu dem von
Rhodan nach der Karte ausgesuchten zentralen Lagerplatz. Rhodan ging
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