Silberband 003 - Der Unsterbliche
Sie überhaupt zu?«
Lloyd war weiterspaziert. Jetzt stand er am anderen Ende des Zeltraums, Rhodan den Rücken
zugekehrt, und die Lampe, die in Rhodans Nähe stand, beleuchtete ihn kaum noch.
Nur seinen Hinterkopf.
Rhodan stutzte. Etwas fiel ihm auf.
Dann war keine Zeit mehr zum Nachdenken. Im selben Augenblick, in dem Rhodan mit einem
kräftigen Satz das Bett verließ und in die Deckung eines Tisches sprang, fuhr Fellmer Lloyd
herum. Er hielt einen Thermoblaster in der Hand, und der nadelfeine Strahl erfaßte mit
erstaunlicher Genauigkeit die Stelle des Feldbetts, auf der Rhodan eine Zehntelsekunde zuvor noch
gesessen hatte.
Der Tisch, hinter dem Rhodan Schutz gesucht hatte, wurde polternd umgeworfen. Neben der
Tischplatte hervor schoß Rhodan, und er ging dabei kein Risiko mehr ein. Der leuchtende Strahl
seiner Impulswaffe erfaßte Lloyd mitten auf der Brust. Es gelang Lloyd, seinen Arm noch einmal zu
heben, aber zum Abdrücken kam er nicht mehr. Polternd stürzte er zu Boden.
Rhodan wartete eine Weile, bevor er langsam und vorsichtig hinter dem Tisch hervorkam.
Dann stieg er über den Toten hinweg, verließ das Zelt und rief nach der Wache.
Einer der Männer war Arzt.
»Untersuchen Sie ihn!« befahl Rhodan.
Mittlerweile war das Lager auf den Beinen. Die Leute redeten nicht viel. Der Schreck darüber,
daß einer der eigenen Männer es gewagt hatte, auf Rhodan zu schießen, saß ihnen ziemlich tief in
den Gliedern.
Rhodan und Deringhouse waren dabei, als der Arzt den Toten untersuchte.
»Sie haben ihm eine Spritze gegeben, nicht wahr?« fragte Rhodan.
»Eine?« antwortete der Mediziner. »Er war so fertig, daß er fünf brauchte, bis er wenigstens
wußte, wie er hieß.«
Er entkleidete Lloyds Körper und legte ihn auf einen langen schmalen Tisch.
»Schneiden Sie ihn auseinander!« befahl Rhodan.
»Wie? Was – das kann ich nicht!«
Deringhouse starrte Rhodan von der Seite her an. »Erwarten Sie irgend etwas Besonderes?«
Rhodan nickte.
»Haben Sie sich Lloyd einmal von hinten betrachtet?« fragte er.
Deringhouse wußte mit der Frage nichts anzufangen.
»Nein«, antwortete er zögernd.
»Das ist schade. Lloyd hatte auf dem Hinterkopf eine kahle Stelle – so groß wie ein
Halb-Dollar-Stück. Es war ziemlich seltsam, weil er auf dem übrigen Schädel ziemlich dichten
Haarwuchs hatte.«
Deringhouse kniff die Augen zusammen. »Ja – und?«
Rhodan deutete auf die Leiche. »Dieser Lloyd hat keine kahle Stelle. Er hat Haar auf dem
ganzen Kopf.«
Der Arzt hatte zu arbeiten angefangen.
»Kein – Blut, Sir«, würgte der Mann. »Kein einziger Tropfen.«
Rhodan stellte sich vor den Tisch und nahm das amputierte Bein hoch. Im Querschnitt sah es gar
nicht mehr wie ein Bein aus. Ein etwa fünf Zentimeter dicker Kreis hautähnlicher Plastikmasse
umhüllte einen Knochen, dessen Schnittstelle im Licht der Lampe glänzte.
»Metall!« stöhnte Deringhouse.
Rhodan nickte. »Dieses Biest ist ein vollendeter Robot.«
29.
Daraufhin war niemand mehr darüber im Zweifel gewesen, daß der richtige Fellmer
Lloyd längst nicht mehr am Leben war.
Jemand hatte ihn gefangen und ihn dazu benutzt, nach seinem Aussehen in unwahrscheinlich
kurzer Zeit einen Roboter anzufertigen, der wenigstens so lange nicht als Fälschung erkannt
werden sollte, bis er den Anführer der Eindringlinge umgebracht hatte.
Aber allen Prognosen zum Trotz kam Fellmer Lloyd am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang
von einem der nördlichen Hügel herabgetorkelt. Er war so schwach auf den Beinen, daß er sich
einfach fallen ließ, als er sah, daß ein paar Männer auf ihn aufmerksam geworden waren.
Dr. Ormsby, der in der Nacht das Malheur mit Robot-Lloyd gehabt hatte, bekam aufs neue zu tun.
Aber dieser Lloyd hatte die kahle Stelle auf dem Hinterkopf, und er blutete auch.
Rhodan wartete fieberhaft darauf, daß er Lloyd ausfragen konnte. Reginald Bulls Appelle von
der STARDUST her wurden immer drängender. Der Gegner hatte einen der leichteren Impulsstrahler in
Betrieb gesetzt und damit eine hundert Meter lange Furche in den Sand gebrannt, bevor jemand
darauf aufmerksam wurde und das Gerät wieder abschaltete.
Wahrscheinlich hatte Lloyd den Schlüssel zu dem Geheimnis in der Hand. Rhodan nahm sich vor,
die Suche sofort abzubrechen und Tramp wenigstens für eine Weile zu verlassen, wenn Lloyd keinen
Hinweis liefern konnte.
Ormsby wandte all seine Kunst an, und kurz vor Mittag war Lloyd vernehmungsfähig.
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