Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
prägnanten Stichwörtern auf schmale
Plastikstreifen ausgedruckt.
Schon nach einer halben Stunde stand fest, daß Jean-Pierre Mouselet über die Welt des ewigen
Lebens tatsächlich nichts gewußt hatte.
Das enttäuschte Etztak so sehr, daß er darüber in Wut geriet. Er war drauf und dran, die
bedruckten Plastikstreifen, mit denen der große Tisch übersät war, auf den Boden zu fegen, als
Orlgans ihm hastig in den Arm fiel und rief: »Hier! Das ist ein Hinweis!«
Etztak beruhigte sich nur schwer. Ärgerlich riß er Orlgans den Streifen aus der Hand und hielt
ihn vor die Augen.
»Es steht fest«, las er murmelnd, »daß die Erde keine Ahnung von den Plänen der Springer hat.
Wenn Rhodan sich um diese Sache zu kümmern beginnt, wird er sich zuerst um Informationen
bemühen.«
»Na und?« knurrte Etztak. »Das ist trivial.«
Orlgans reichte ihm einen zweiten Streifen. Über die Informationen, die der Analysator außer
dem Ausgedruckten noch geliefert hatte, stand in einer Randbemerkung zu lesen: Grundhaltung – spöttisch.
»Wie ich Rhodan kenne«, las Etztak weiter, »wird er den Springern einen Spion so dicht vor die
Nase setzen, daß sie ihn gar nicht sehen können. Und wie ich Tifflor kenne, wäre der Junge genau
das Richtige für eine solche Aufgabe.«
Etztak ruckte in die Höhe.
»Das – das …«, keuchte er.
Orlgans machte ein bedeutungsvolles Gesicht.
»Das muß nicht unbedingt bedeuten«, unterbrach er den Alten, »daß wir auf dem falschen Weg
sind. Der Gefangene weiß nichts von der Welt des ewigen Lebens, er kann also auch nicht wissen,
ob Tifflor solche Informationen besitzt. Aber der Gedanke erscheint mir trotzdem wichtig.«
»Und ob er das ist!« röhrte Etztak und schlug mit der Faust donnernd auf den Tisch. »Das
Wichtigste war es von jeher, die Mentalität des Gegners zu kennen. Der Gefangene kannte diesen
Rhodan besser als wir. Wenn er meint, daß Rhodan so vorgehen würde, dann ist es wahrscheinlich
richtig. Wir werden die Umgebung unserer Landeplätze auf das Genaueste absuchen lassen.«
Orlgans war damit einverstanden.
»Ich würde vorschlagen«, fügte er jedoch hinzu, »auch die Umgebung jener Stelle, an der die
Flüchtlinge ein Patrouillenboot der ORLA XI erbeutet haben.«
Etztak stimmte sofort zu.
»Auch das«, bestätigte er.
Vorbereitungen wurden sofort getroffen. Etztak zog aus der Lehre, die Orlgans erhalten hatte,
seine Konsequenzen: Er befahl den Bootsbesatzungen, die zur Suche ausgeschickt wurden, die
Fahrzeuge in keinem Fall zu verlassen. Darüber hinaus mußten mindestens jeweils zwei Boote in
Sichtweite nebeneinander eine Suchstrecke abfliegen.
»Wenn der Gefangene recht gehabt hat«, dröhnte Etztaks Stimme über Interkom, nachdem er seine
Befehle ausgegeben hatte, »kann es nicht länger dauern als ein paar Stunden, bis wir die
Flüchtlinge gefunden haben.«
Hollorans Beiboot schoß mit beachtlicher Geschwindigkeit in das dunkel gähnende
Loch der großen Hangarschleuse hinein.
Gucky entnahm aus Hollorans Gedankeninhalt, daß der Springer nicht etwa die Absicht hatte,
sich selbst und seinem aufdringlichen Fahrgast das Leben zu nehmen.
Er flog in durchaus üblicher Manier. Das kleine Boot wurde schnell, aber sanft abgebremst und
schwebte in einen weiten Stollen hinein, der zu den einzelnen Hangars der kleinen
Patrouillenboote führte. Von einer gewissen Stelle an schien das Manövrieren automatisch zu
geschehen. Holloran betätigte keine Kontrolle mehr, trotzdem hing das Boot wenige Augenblicke
später in einer Wandnische des Zufahrtsstollens, in der es, offenbar durch ein stationäres
Gravitationsfeld, fest und sicher gehalten wurde.
»Wir sind da«, erklärte Holloran.
Gucky bedankte sich ironisch. Einen Augenblick blieb er noch still sitzen und informierte sich
aus Hollorans Bewußtsein in groben Umrissen über den Aufbau des Riesenschiffs. Um sich zunächst
einmal in aller Ruhe zu informieren, war Gucky nicht direkt in die ETZ XXI gesprungen, sondern
hatte sich Holloran als Opfer ausgesucht. In Hollorans Gehirn fand er auch Hinweise auf sein
vorläufiges Ziel – einen Ersatzteil-Lagerraum in der Heckgegend der ETZ XXI.
Gerade als Holloran sich zum Aussteigen anschickte und sich bei seinem Fahrgast nach dessen
weiteren Plänen erkundigen wollte, sprang Gucky. Holloran starrte voller Entsetzen auf den
Sessel, in dem das Pelzwesen eben noch gesessen hatte.
Ihm brach der Schweiß aus, als er daran dachte, welches
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