Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
unterziehen. Tifflor wird zum galaktischen Sender werden.
Jetzt will ich nur noch hoffen, daß er von den Unbekannten gefaßt wird. Der Überfall deutet
darauf hin, daß man ihn bereits als Geheimkurier verdächtigt. Halten Sie diese Meinung aufrecht,
Adams. Vordringlich aber Tifflor gegenüber. In seinem Erinnerungsvermögen darf es nichts geben,
was bei einem hypnotischen Zwangsverhör zum unfreiwilligen Verrat führen könnte. Er muß
ahnungslos bleiben.«
Adams nickte stumm.
»Schalten Sie bitte um auf den Operationssaal«, forderte Rhodan ihn auf.
Adams' Hände begannen zu arbeiten. Auf einem anderen Bildschirm erschien die GCC-Klinik, die
innerhalb des Hochhauses untergebracht war.
Professor Kärner, der geniale Chirurg, fungierte als Operateur. Dr. Haggard und Dr. Eric
Manoli assistierten.
Die Operationstechnik hätte auf jeden anderen Arzt befremdend gewirkt. Allein das Narkosegerät
war ein Wunderwerk der Mikro-Positronik.
Tifflors rechtes Nierenbecken war bereits geöffnet worden. Das arkonidische Antikörper-Serum
garantierte für die völlig gefahrlose Transplantation körperfremder Stoffe. Als Adams
einschaltete, war Professor Kärner eben dabei, einen fingerhutgroßen, mit zahlreichen Tastflächen
umgebenen Gegenstand einzupflanzen.
Im Lautsprecher war das schwere Atmen des geschulten Operateurs zu hören, als das halb
organische und halb mechanische Gebilde begann, seine mikroskopisch feinen Taster mit dem
Nervengewebe nahe der Lendenwirbelsäule zu verbinden. Der Kontakt mit dem Blutkreislauf wurde
ebenfalls ohne Zutun der Ärzte hergestellt. Der Prozeß dauerte knapp fünf Minuten. Von da an
hatte sich das fremde Etwas nahezu unsichtbar mit Tiffs Gewebe vereint.
»Fertig«, sagte Manoli stockend. »Fangen wir an?«
Homer G. Adams schaltete ab. Er wandte sich wieder der zweiten Bildfläche zu.
»Ein unheimliches Ding«, flüsterte er. »Wie kann man so etwas herstellen? Es sieht aus, als
hätte es Verstand.«
Rhodan lachte auf. »Fragen Sie mich nicht. Auf Wanderer scheint alles möglich zu sein. Wann
wird die Wunde verheilt sein?«
»In zwölf Stunden. Wenigstens wird es von Haggard behauptet. Das arkonidische Gewebeplasma
besorgt die unsichtbare Verheilung unter Umständen noch schneller.«
»Warten Sie die zwölf Stunden ab. Wenn er erwacht, erklären Sie ihm, das geheimnisvolle Gas
hätte die lange Ohnmacht bewirkt. Adams, verlieren Sie nicht den Kopf. Leutnant Everson ist
längst gestartet. Er steht zur Zeit nahe der Pluto-Bahn und bereitet den Überlichtsprung zum
Wega-System vor. Bisher ist er weder angegriffen noch geortet worden. Mir scheint, als hätte man
auf Tifflor angebissen. Sobald er wieder in Ordnung ist, schicken Sie ihn schleunigst zum
Mondstützpunkt. Dort wartet Major Deringhouse mit der K-9. Ist alles klar?«
Adams bestätigte. Mit letzten, recht mysteriösen Bemerkungen war die Unterhaltung beendet.
Kadett Julian Tifflor, SpA-Student im letzten Semester, begann eine wichtige Rolle in der
Geschichte der Menschheit zu spielen.
Noch wußte er es nicht. Es wußte überhaupt niemand genau, was Perry Rhodan mit Tiffs Einsatz
bezweckte. Für Adams stand es nur fest, daß Rhodan gerade so viel getan hatte, um Tifflor
verdächtig erscheinen zu lassen.
Adams, genial und entschlossen in allen möglichen Finanzfragen, begann innerlich zu schaudern.
Er dachte an die Nachrichten, die der Kadett mit in den Raum nehmen sollte. Das positronische
Supergehirn der Venusbasis hatte drei Wochen Terrazeit benötigt, um die auf Mikroband
festgehaltenen Unterlagen glaubwürdig zu berechnen. Drei Wochen waren bei der Rechenkapazität
dieser Maschine eine ungeheure Zeitspanne.
Rhodans Gesicht verschwand. Es wurde still in dem seltsamen Raum, den außer Rhodan nur ein
einziger Mann betreten konnte.
Adams erhob sich aus dem schwenkbaren Sitz. Die Transplantation war noch nicht beendet, wovon
ihn ein kurzer Blick auf die noch eingeschaltete OP-Beobachtung überzeugte.
Kärner und Haggard waren eben dabei, die Wunde mit arkonidischem Bioplasma zu verkleben. Eine
Narbenbildung war ausgeschlossen. Der Heilprozeß geschah mit atemberaubender Schnelligkeit. Er
setzte praktisch im Moment der Plasma-Aufsprühung ein.
Adams fuhr zusammen, als wimmernde Laute aus dem Lautsprecher brachen. Hastig schaltete er auf
Weitwinkel-Erfassung.
Der Telepath John Marshall, der während der Einpflanzungszeit als stiller Beobachter fungiert
hatte, wurde von zwei Ärzten
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