Silberband 010 - Thora
Andruckabsorber. Es war
ein Wunder, daß der äquatoriale Ringwulst sich noch nicht selbständig gemacht hatte.
Noch zehn Sekunden bis zum Sprung.
Fünf Impulsstrahlen zischten vorbei. Die BURMA schien mit ihrem Kurs genau in die Vernichtung
zu stürmen.
Jetzt kam die Transition.
Im Moment des Sprunges in den Hyperraum kam der Treffer – ein Volltreffer.
Er traf das Schiff, als es entmaterialisierte.
Die volle Energiemenge eines Desintegratorstrahls aus dem Geschütz eines arkonidischen
Superschlachtschiffs ging eine natürliche Verbindung mit der Sprungenergie der BURMA ein. Die
zerstörende Wirkung wurde eliminiert, aber die Sprungenergie des Leichten Kreuzers um ein
Vielfaches gesteigert.
Der quälende Transitionsschock peinigte die gesamte Besatzung. Thora war es, die erschreckt
ausrief: »Wir rasen auf eine Sonne zu!«
Hendrik Olavson nahm eine Nottransition vor – ohne Sprungdaten, ohne lange zu fragen, und
erst nach dem zweiten Eintauchen in den normalen Weltraum fragte er und rieb sich dabei mit einer
Hand den schmerzenden Nacken: »Hätte ich Ihren Befehl abwarten müssen, General?«
Bevor Deringhouse antwortete, überschaute er schnell den großen Rundsichtschirm. Die Sonne,
auf die sie vor wenigen Sekunden noch zugerast waren, stand als winzige, leuchtende Scheibe
hinter ihnen.
»Es ist verdammt strapaziös, mit Ihnen zu fliegen, Olavson.«
Über Interkom kam die Meldung, daß es sich bei den drei Gefangenen um Taa-Rell und zwei Aras
handelte.
Pasgin lächelte zufrieden.
»Rhodan wird sich freuen«, sagte er.
Deringhouse kaute an seiner Unterlippe.
»Und wie Rhodan sich freuen wird«, sagte er schwer. »Ausgerechnet mit einem Arkoniden und zwei
Aras müssen wir zurückkommen. Ich hätte ihm lieber hundert nagelneue Raumer gebracht. Was machen
wir mit den Burschen? Zurückbringen können wir sie nicht.«
»Ich sehe sie mir einmal an!« rief Thora. »Vorher ist jedoch meine Untersuchung durch die
Bordärzte fällig.«
So hatte Thora entschieden, und schon hatte sich das Schott hinter ihr geschlossen.
Deringhouse brummte: »Ich möchte wissen, was die Mediziner bei Thora festgestellt haben. Wenn
sie krank ist, dann stehen wir alle dicht vor dem Sterben. Da soll einer draus klug werden. Ich
gebe es auf.«
»Du lieber Himmel«, stöhnte Pasgin, »verrate mir einer, wo wir uns befinden!« Er sah Hendrik
Olavson mißtrauisch an.
Aber der junge Leutnant ließ sich so leicht nicht aus der Fassung bringen. »Wir leben alle
noch, und von Arkonraumern ist weit und breit nichts festzustellen. Ich schätze, das ist doch
ausschlaggebend.«
Deringhouse wartete auf die Auswertung der Bordpositronik. Erst eine halbe Stunde später
gelang es, die neue Position zu bestimmen.
Die BURMA hatte in einem Sprung 15.000 Lichtjahre zurückgelegt.
Betrug die Entfernung von der Erde zum Arkonsystem 34.000 Lichtjahre, so waren sie jetzt
49.000 Lichtjahre entfernt, und der Kugelsternhaufen M-13 lag zwischen Terra und ihnen.
Bei der ersten Transition mußte die BURMA durch den Desintegratorvolltreffer eine
Kursabweichung um 180 Grad auf einer Ebene erfahren haben. Wenn die alarmierten robotbemannten
Arkonschiffe den Leichten Kreuzer suchten, dann bestimmt nicht 15.000 Lichtjahre von ihrem System
entfernt.
»Wir können in Ruhe die nächste Transition vorbereiten«, ordnete Deringhouse an, »aber mit
eingeschaltetem Eigenfrequenzdämpfer. Ich möchte ohne Zwischenfälle zur Erde kommen und von da
aus zur Venus. Dort habe ich mich mit Doktor Villnoess zu unterhalten.«
Das klang nicht besonders freundlich, obwohl Deringhouse allen Grund hatte, sich über Thora
Rhodan zu freuen. Aber er erinnerte sich seiner Sorgen und seiner Angst, denn er hatte Villnoess'
Warnung nicht vergessen, die lautete: »Je gesünder Thora aussehen wird, um so kränker ist
sie.«
Er erhob sich. »Pasgin, Sie übernehmen das Schiff. Ich besuche Thora und sehe mir einmal
unsere Gäste an.«
Auf dem Weg zu Thoras Kabine wurde er von den Bordärzten aufgehalten. Ihre Gesichter zeigten
Verwirrung.
Doktor Brain machte eine hilflose Geste. »General, entweder sind meine beiden Kollegen und ich
Stümper, oder mit Thora ist ein Wunder geschehen.«
»Unsinn«, fiel Doktor Elslow erregt ein. »Wunder gibt es nicht. Ich bleibe bei meiner
Behauptung, daß sowohl die Leukämieerscheinungen als auch das sogenannte Sarkom F Arkon nichts
anderes gewesen sind als Spätreaktionen des lebensverlängernden Serums der
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