Silberband 012 - Der Anti
dringend ersuchen möchte, Euer unsinniges Vorhaben aufzugeben. Ich bin
unverwundbar.«
Ich blickte zu Rhodan hinüber. Er lag etwa dreißig Meter entfernt hinter einem massiven
Felsblock. Von Segno Kaata war augenblicklich nichts zu sehen. Er schien in einer Bodenvertiefung
Deckung gefunden zu haben.
Rhodan winkte heftig ab. Ich sah, daß er unter dem halbkugeligen Druckhelm den Kopf
schüttelte.
Ich blickte auf die Uhr. Meine Zeit lief ab. Ich hatte noch eine knappe Stunde. Wie lange
würde die aufpeitschende Wirkung des Parastimulins anhalten? Sicherlich war mein totaler
Kräftezerfall von diesem Mittel nicht aufzuhalten.
Ich nahm mir vor, fest und sicher zu sprechen. Bedächtig drückte ich die Sendetaste nach
unten.
»Atlan an Segno Kaata«, meldete ich mich. »Ihr seid umzingelt. Hinter Eurer Deckung fährt
soeben ein schwerbewaffneter Kampfwagen auf, dessen starke Schutzschirme Ihr mit Eurer schwachen
Waffe keinesfalls durchdringen könnt. Ihr solltet aufgeben.«
Sein Lachen ließ mich zusammenfahren. Langsam wurde ich nervös. Der Gedanke an die
verstreichenden Minuten ließ sich nicht mehr unterdrücken, obwohl ich mir alle Mühe gab. Wenn
dieser teuflische Bursche nur nicht so überlegen gelacht hätte.
»Ihr haltet meine Waffe für schwach, Euer Erhabenheit? Es handelt sich um eine
Spezialkonstruktion. Wenn ich Euch nur einmal voll treffe, wird Euer Individualschirm
zusammenbrechen. Ihr habt noch achtundfünfzig Minuten Zeit, meine Vorschläge zu akzeptieren.«
Ich hielt überrascht den Atem an. Erschreckt sah ich auf das Zählwerk meiner Uhr. Kaata war
vortrefflich informiert. Er hatte sich nur um drei Minuten verrechnet, denn meine Frist lief
bereits in fünfundfünfzig Minuten ab. Ich hätte schreien mögen. Mein Selbsterhaltungstrieb wurde
übermächtig, die klaren Denkvorgänge ließen nach. Trotzdem konnte ich mich noch einmal
fangen.
»Ihr kennt mein Angebot«, entgegnete ich. »Liefert das Gerät aus, und ich lasse Euch Eurer
Wege ziehen.«
Er lachte schon wieder. Weit hinten tauchte der von Goratschin gesteuerte Geländepanzer auf.
Er besaß ein Desintegratorgeschütz, dessen Wirkung darin bestand, die Molekülverbände der Materie
zu zerstören. Nach Treffern aus dieser Waffe löste sich jedes Material in Staub auf.
Es war, als könnte der Hohepriester Gedanken lesen. Er meldete sich erneut. »Ich fordere
freien Abzug und Euer Raumschiff. Dafür will ich versprechen, Euer Gerät kurz vor meinem Start
auf den Boden zu werfen, wo Ihr es später finden werdet. Selbstverständlich erkläre ich mich
nicht bereit, den Aktivator schon vorher auszuliefern.«
Alles in mir verlangte danach, auf dieses Angebot einzugehen. Fast hätte ich mich
aufgerichtet. Rhodan winkte wieder ab. Abrupt schaltete er sich in das Funkgespräch ein.
»Hier spricht Perry Rhodan, Erster Administrator des Solaren Imperiums«, stellte er sich vor.
Seine Stimme klang kalt und drohend. »Ihr Angebot ist abgelehnt, Kaata. Verzichten Sie gefälligst
darauf, in meiner Gegenwart mit Tricks arbeiten zu wollen. Ich habe Sie entdeckt, und ich werde
Sie auch vernichten.«
»Oh, der terranische Barbar«, sagte der Priester.
Diesmal lachte Rhodan. »Ich gebe Ihnen noch fünf Minuten, Kaata. Wenn Sie bis dahin nicht mit
erhobenen Armen aus Ihrem Loch hervorkommen, erleben Sie das, was wir Barbaren die Hölle
nennen.«
»Ihr mischt Euch in die interne Politik des Reiches ein«, meinte Kaata abweisend.
»Für mich sind Sie ein Verbrecher. Los schon, kriechen Sie aus Ihrem Loch. Ich verlange den
Aktivator zurück.«
»Holt ihn Euch!« rief der Priester. Diesmal klang seine Stimme nicht mehr so gelassen. Er
fühlte, daß er bei Rhodan auf Granit biß.
Rhodan ignorierte den Anti. Laut rief er aus: »Iwan, etwas weiter links fahren! Tempo
beschleunigen! Er kann deine Schutzschirme nicht zerstören!«
Goratschin antwortete. Es war klar, daß Segno Kaata jedes Wort mithörte, wenigstens so lange,
bis Rhodan plötzlich zur englischen Sprache überwechselte.
»Nun hört gut zu. Englisch wird der Bursche nicht verstehen. Ich vermute, daß sein
Energieschirm eine schwache Stelle hat. Etwas stimmt da nicht, andernfalls könnte er in aller
Ruhe unsere Maßnahmen abwarten. Möglicherweise ist die parapsychisch bedingte Strukturveränderung
der normalen Kraftfeldlinien in irgendeiner Form gefährlich. Das herauszufinden, muß unsere
Aufgabe sein. Er trachtet danach, das Raumschiff zu bekommen. Wenn
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