Silberband 012 - Der Anti
Iwan noch näher kommt, wird
der Priester versuchen, die Space-Jet zu erreichen. Das muß unter allen Umständen verhindert
werden. Wenn wir ihn auch nicht töten können, so dürfte er die hohe Aufschlagwucht der starken
Impulsstrahlen nicht schadlos überstehen, bestimmt aber nicht auf die Dauer. Er kann leicht durch
Stürze verletzt werden oder gar Knochenbrüche davontragen. Damit rechnet er natürlich. Achtung,
Iwan! Auf deinen Desintegrator wird der unbekannte Schutzschirm kaum positiv ansprechen. Halte
deshalb immer auf die jeweiligen Deckungen des Priesters, zerstöre sie und verschaffe uns damit
freie Sicht. Atlan! Sobald er zu sehen ist, das Feuer immer so einrichten, daß er in die zum
Schiff entgegengesetzte Richtung gewirbelt wird. Damit verhindern wir einen Durchbruch. Alles
klar? Iwan, fang an. Du bist nahe genug heran.«
Rhodans Plan war klar. Wahrscheinlich hätten wir Kaata auch nach einigen Stunden so geschwächt
gehabt, daß er von selbst aufgegeben hätte. Nur standen mir diese Stunden nicht mehr zur
Verfügung.
Der Hohepriester hatte verstanden, daß die Lage für ihn gefährlich wurde. Er tauchte plötzlich
hinter seiner Deckung auf und begann mit meterweiten Sprüngen auf die knapp hundert Meter
entfernte Space-Jet zuzurennen. Die geringe Schwerkraft des Gelal-Mondes erlaubte riesige Sätze,
jedoch wurde dieser Vorteil teilweise wieder aufgehoben. Dem Anti gelang es kaum, nach einem
solchen Sprung festen Fuß zu fassen. Daran war er nicht gewöhnt.
Rhodan schoß zuerst. Die ultrahelle, fast lichtschnelle Schußbahn erreichte den Priester
mitten im Sprung. Infolge des fehlenden, schalleitenden Mediums ›Luft‹ geschah alles völlig
lautlos.
Ich sah, daß sich der fingerstarke Energiestrahl am Individualschirm des Priesters brach, um
anschließend schauerartig abgeleitet zu werden.
Der Körper wurde mit enormer Wucht und mitten im Sprung aus der Bahn gerissen, meterweit zur
Seite gewirbelt und dort gegen eine Klippe geschleudert.
Natürlich wirkte der Schirm als Pralldämpfer, aber einige Erschütterungen mußten doch auf den
Organismus weitergeleitet werden.
In plötzlich aufkommender Wut, in der ich all meine Hilflosigkeit und Verzweiflung
abreagierte, ging ich ins Ziel und eröffnete ein wahnwitziges Energiefeuer auf den Priester, der
plötzlich einer blitzumlohten Statue glich.
Er lehnte mit dem Rücken an der hohen, stabilen Felskante, aber er konnte sich nicht mehr
bewegen. Die unablässig und sehr genau auftreffenden Energiestrahlen aus den schweren
Impulswaffen nagelten ihn infolge der hohen Aufschlagkräfte im Sinne des Wortes fest.
Ich schoß, bis die rote Warnlampe zu flackern begann. Der Impulsblaster war überhitzt. Rhodan
griff zuerst zu seinem Handstrahler, der naturgemäß eine wesentlich schwächere Energieabgabe
besaß als die starken Geräte.
Ich warf meinen großen Blaster in den nachtschwarzen Schlagschatten dicht neben meiner
Deckung. Dort konnte er infolge der hohen Wärmeabstrahlung am raschesten abkühlen.
Als wir mit den normalen Handwaffen zu feuern begannen, gelang es Kaata, sich aus der Fessel
zu befreien. Taumelnd, immer wieder zu Boden stürzend, zog er sich hinter den vorspringenden
Abhang zurück, hinter dem er verschwand.
Rhodan lachte, Kaata mußte es hören. Wahrscheinlich hatte er sein Funkgerät nicht
abgeschaltet. »Iwan, siehst du ihn? Er muß auf deiner Seite sein.«
»Ich habe ihn im Visier.«
»Feuer frei. Zerpulvere die Felsnase.«
Die Schüsse aus der Panzerkanone waren unsichtbar. Um so besser konnte man die Wirkung
erkennen. Das stabile Felsgebilde löste sich plötzlich auf. Es begann zu bröckeln, um schließlich
überraschend schnell in sich zusammenzusinken.
Segno Kaata wurde wieder sichtbar. Er lag flach auf dem entstandenen Berg aus feinstem Staub,
der kurz zuvor noch Granit gewesen war. Der Desintegratorstrahl hatte Kaatas Körperschirm aber
nicht zerstören können.
Rhodan begann sofort wieder zu schießen. Dabei rief er uns zu: »Nicht nachlassen! Unter Feuer
halten!«
Nach wenigen Sekunden zeigte sich ein unverhoffter Erfolg. Der Hohepriester wurde wieder über
den Boden gewirbelt. Seine eigenen Schüsse schlugen planlos im Gelände ein.
Ich hatte wieder nach meinem schweren Blaster gegriffen. Die rote Lampe war erloschen, wonach
das Gerät betriebsbereit war. Ich hielt auf einen kugelartigen, etwa zwei Meter durchmessenden
Felsblock, den Kaata anscheinend zu erreichen versuchte.
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