Silberband 012 - Der Anti
meine Waffe und tue genau das,
was ich dir sage.«
Ich nickte ergeben. Eine seltsam friedliche Stimmung ergriff von mir Besitz. Ich war bereit
aufzugeben. Wahrscheinlich besaß ich auch nicht mehr die Kraft, um diesen Anti jagen zu können.
Ohne Rhodans Hilfe wäre ich längst verloren gewesen. Nun dauerte es nur etwas länger, denn der
Terraner gab nicht auf.
Ich lauschte auf seine Anweisungen, die schnell und überstürzt aus den Funkgeräten
klangen.
»Iwan, aufpassen! Ich springe jetzt zum Raumschiff hinüber. Wir decken den Anti mit einem
Feuerhagel ein. Du zerstörst seine Stellung, rollst dabei noch näher heran und versuchst, ihn
möglichst kopflos zu machen. Atlan nimmt den Burschen unter Dauerfeuer. Wenn ein Strahler
heißgeschossen ist, steht der andere zur Verfügung. Keine Sekunde mit dem Beschuß aufhören. Habt
ihr genau verstanden?«
Goratschin bestätigte.
Ich sagte mutlos: »Du willst die schweren Waffen des Schiffes einsetzen, nicht wahr? Schön,
das wird den Individualschirm des Priesters wahrscheinlich zerstören. Was haben wir aber davon?
Der Aktivator wird zusammen mit dem Anti in der Atomglut vergasen.«
Er winkte ab. Sekunden später begann die Panzerkanone zu feuern. Ich wartete, bis der
Hohepriester hinter der zerstäubenden Deckung sichtbar wurde. Ruhig begann ich zu schießen. Meine
Schußbahnen erreichten den Dieb und schleuderten ihn erneut über den rauhen Boden hinweg. Ohne
den Prallschirm wäre er längst zerschmettert worden. So fand er immer wieder eine neue Deckung,
die der Mutant erst zerpulvern mußte.
Rhodan wartete den richtigen Augenblick ab. Als Segno Kaata in einen besonders schweren
Feuerhagel geriet, spurtete Rhodan los. Er verzichtete auf weite Sprünge, die ihn doch nur in die
Höhe getragen hätten. Seine Technik bestand darin, die geringe Schwerkraft für riesige Sätze
dicht über dem Gelände zu benutzen. Praktisch flog er über das sonnendurchglühte Land hinweg.
Oftmals landete er auf allen vieren, doch behielt er seinen durchtrainierten Körper immer unter
Kontrolle.
Ehe ich mich's versah, war er bereits unter dem Rumpf der Diskusmaschine verschwunden. Das
untere Schott schwang auf.
Von da an wußte ich nicht mehr, was Rhodan unternahm. Ich sah ihn auch nicht aus der Space-Jet
hervorkommen. Noch erstaunlicher war die Tatsache, daß er weder damit startete noch einen
Feuerüberfall aus dem schweren Geschütz versuchte.
Das Schiff lag ruhig da.
Der Anti hatte eine gute Deckung gefunden. Er lag in einer ringsum von Felsen umgebenen
Bodenmulde, die auch mit dem Desintegrator nicht so schnell zu zerstören war. Außerdem waren
meine beiden Waffen heißgeschossen. Ich stellte das Feuer ein.
Ein Blick zur Uhr belehrte mich darüber, daß ich noch acht Minuten Zeit hatte. Danach würde
der Zerfall ungeheuer schnell einsetzen. Direkt sterben würde ich noch nicht, aber mein Körper
würde welken wie eine Blume, die man plötzlich der Hitze eines Ofens aussetzt.
Rhodan blieb verschwunden. Noch sieben Minuten Frist. Mir war, als saugten sich meine Augen an
dem unerbittlich weiterlaufenden Zählwerk fest.
Fast glaubte ich zu träumen, als plötzlich Rhodans Stimme in den Helmgeräten vernehmbar wurde.
»Achtung, nicht schießen! Ich bin dicht hinter dem Anti.«
Ich fuhr aus meiner liegenden Stellung auf. Direkt hinter dem schroffen Wall, der die Mulde
mit dem Verbrecher umschloß, erschien Rhodans Gestalt. Ich konnte ihn deutlich erkennen, nur
begriff ich nicht, welches seltsame Gerät er mit sich führte.
Es wirkte wie ein gebogener Stab, den er blitzschnell und mit beiden Händen so spannte, daß
ein Halbkreis entstand. Ein blitzender Gegenstand zuckte durch das Sonnenlicht. Er verschwand in
der Mulde, und da klang der grausige Schrei auf.
Es war die Stimme des Antis. Wieder machte Rhodan die seltsame Bewegung, und wieder schrie der
Hohepriester. Nur klang der Ruf jetzt gurgelnd.
Nach Rhodans dritter Handlung, die ich noch immer nicht verstand, endeten die Schreie in einem
tiefen Stöhnen. Dann wurde es still.
Rhodan stand reglos auf dem Felswall. Ich richtete mich langsam auf und taumelte auf ihn zu.
Ich ahnte, daß der Anti nicht mehr lebte. Damit mußte sich sein Individualschirm automatisch
abgeschaltet haben.
Goratschins Panzer raste heran. Dicht vor der Mulde hielt er an. Rhodan war nicht mehr zu
sehen, doch als er wieder erkennbar wurde, rannte er mit weiten Sprüngen auf mich zu. In seiner
Rechten trug er
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