Silberband 012 - Der Anti
noch halb so stark.
»Druck?« hörte sich Gucky sagen und erkannte, daß er es mit natürlichen Impulsen
außergewöhnlicher Stärke zu tun hatte, die ihn aber nicht angriffen, sondern ihn vielmehr
streiften. »Verdammt«, sagte er sich in seiner saloppen Art, »überall immer etwas anderes. Der
Teufel soll es holen!«
Aber er hätte nicht Gucky sein müssen, wenn er sich damit zufriedengegeben hätte. Er
versuchte, den mentalen Druck zu ignorieren und die Quellen zu finden.
Er sprang und schrie auf, als er rematerialisierte. Vor Schmerzen warf er sich auf den
glühendheißen Boden, wo er im selben Moment von allen Schmerzen befreit war.
»Na, so etwas«, staunte er laut und richtete sich wieder auf. Aber kaum war er halb aus der
Hocke heraus, als es ihn abermals überfiel.
Blitzschnell warf er sich wieder nieder und schaltete seinen Scheinwerfer ein. Irgend etwas an
diesen Schmerzerscheinungen war ihm nicht geheuer. Aber sein Scheinwerferstrahl reichte in der
durcheinandergewirbelten, dichten Sandflut nicht weit. Deshalb begann er zu kriechen, doch er
hütete sich, sich dabei aufzurichten.
Robbend zog er Kreise.
Plötzlich entdeckte er etwas Schwarzes vor sich, das sich in einer seltsamen Kurve nach oben
wand.
Das hatte er doch schon einmal gesehen. Genau dasselbe hatte ihm doch Bikre gezeigt –
eine korkenzieherförmige Antenne.
Wiederum wagte Gucky nicht, sie zu berühren. So weit ging seine unstillbare Neugier nicht.
Siebzig Jahre Lehrzeit bei Perry Rhodan hatten ihm beigebracht, zuerst an die Sicherheit zu
denken.
Vier Meter hoch ragte die Antenne aus dem Boden. Gucky sah, wie der Glutorkan mehr und mehr
Sand fortriß und den Antennenkörper immer weiter freilegte.
»Welche Sternenbande hat bloß diese Höllendinger eingebaut?« fragte er sich voller Grimm,
dabei machte er einen Versuch und streckte den rechten Arm hoch. Mit einem hellen Piepsschrei riß
er ihn wieder zurück.
Wie eine Titanenfaust hatte ihn der seelische Druck wieder überfallen.
Er benötigte eine gewisse Zeit, um sich zu erholen. Einen zweiten Versuch machte er nicht
mehr. Aber wiederum wollte er den Impulsen nachspüren, doch sein telepathisches Suchen stieß ins
Leere.
Ein leichtes warnendes Summen klang in seinem Raumanzug auf. Die Kühlanlage meldete sich.
Tramps restliche Luftmassen begannen zu glühen. Das Außenthermometer zeigte nichts mehr an,
dabei reichte es bis achthundert Grad über Null.
»Schöne Milchstraße«, stieß Gucky verzweifelt aus, »gleich fängt der Sand unter mir an zu
schmelzen.«
Er blickte auf die Kontrolle am unteren Rand seines Plastikhelms. Innentemperatur im Anzug
plus achtundzwanzig Grad. Schnell schaltete er alle Kleingeneratoren auf die Kühlanlage um und
ließ um sich nur noch ein Schutzschirmfeld stehen, das ihm den glühenden Sand fernhielt.
Das warnende Summen im Anzug verstummte Sekunden später. Erneut nahm der Mausbiber sein
telepathisches Suchen nach dem Ausgangsort der Impulse auf. Doch wieder glaubte er ins Leere zu
stoßen, bis er ganz plötzlich zusammenzuckte.
Da war etwas. Tief unter ihm – ein ganz schwacher Impuls.
Wie sollte er ahnen, daß er einen Orgh, einen dieser technisch-organischen Zwitter,
angepeilt hatte?
»Warte, Freundchen, gleich erlebst du etwas!«
Gucky sprang das schwache Impulsziel an.
10.000 Meter tief unter der glühenden Oberfläche von Tramp landete er in einer gigantischen,
dunklen Höhle. Mit Hilfe seines Scheinwerfers verschaffte er sich einen kleinen Überblick und
schüttelte sich beim Betrachten der grauenerweckenden Aggregate.
Keine einzige Maschine gab ein Geräusch ab. Jedes Ding stand lautlos und unheilverkündend
da.
Gucky fühlte nackte Angst in sich aufsteigen und den Wunsch, durch einen Sprung diesem
Unheimlichen zu entfliehen. Seine Neugier jedoch war stärker als die Angst.
Aber wo war das Wesen, dessen Impulse er durch eine zehntausend Meter dicke Gesteins- und
Erdschicht aufgefangen hatte?
Gucky stand zwischen zwei haushohen Aggregaten und ließ seinen Scheinwerferstrahl kreisen.
Zweihundert Meter über ihm wölbte sich die Felsdecke. Der Lichtkegel glitt daran entlang, bis er
sich in der Ferne verlor. Das gab dem Mausbiber einen ersten Eindruck von der Größe der
unterirdischen Maschinenhalle. Sein Suchen nach der Impulsquelle war vergeblich.
Er teleportierte so weit, wie sein Scheinwerferstrahl gereicht hatte. Dann hielt er ungewollt
den Atem an, als er eine verkleidete Konstruktion
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