Silberband 012 - Der Anti
Schließlich landete alles wohlbehalten
im Sand.
»Wie gefällt es Ihnen?« erkundigte Rhodan sich.
»Wahrscheinlich ist es viel zu komfortabel.« Crest lächelte. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie
an nichts gespart haben.«
Etwas bitter sagte Rhodan: »Ein winziges Haus für das, was Sie für unser Volk getan
haben – was ist das schon?«
»Alles, was ich getan habe, habe ich gern und aus freiem Willen getan.« Crest nickte, und
seine rötlichen Augen schienen zu schimmern. »Es ist nur wenigen vergönnt, an der
Höherentwicklung einer Zivilisation entscheidend mitzuarbeiten. Die Menschen waren für mich immer
wie Kinder, die man beschützen und leiten muß. Das ist jetzt vorbei. Die Menschheit ist den
Kinderschuhen entwachsen und redet bei den Erwachsenen mit. Ich weiß, daß ihr eine große Zukunft
bevorsteht, wenn sie weiter handelt wie bisher. Und es ist mein besonderer Wunsch, daß es immer
Männer wie Sie geben möge, Perry.«
»Wir wollen uns Ihr neues Heim ansehen«, lenkte Rhodan ab. »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß
Sie außerdem eine moderne Space-Jet mit Hyperantrieb und Hyperfunk erhalten. Sie haben also
jederzeit die Möglichkeit, zur Erde zurückzukehren oder um Hilfe zu rufen. Denken Sie daran, daß
es hier keine Ärzte gibt, die Ihnen helfen können. Auf jeden Fall lasse ich Ihnen zwei
Kampfroboter zurück. Die Wahrscheinlichkeit, daß fremde Intelligenzen hier landen, ist zwar
gering, aber wir wollen sie in Betracht ziehen. In einem solchen Fall müssen Sie verhindern, daß
die Space-Jet in falsche Hände gerät. In dem Kleinstschiff sind elektronische Anlagen und
Triebwerke montiert, die auf keinen Fall bei fremden Mächten bekannt werden dürfen, da sie
lebenswichtig für die Solare Flotte sind.«
»Ich verspreche Ihnen, daß ich den Diskus wie einen Augapfel hüten werde«, versicherte Crest.
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken.«
Gemeinsam schritten sie auf das Haus zu. Crest ging etwas gebückt und atmete schwer. Sein
ausdrucksvolles Gesicht war von Falten überzogen. Selbst die hohe Stirn war nicht frei von
Zeichen des Alters geblieben. Das weiße, wallende Haar fiel Crest fast bis auf die Schultern.
Trotz der Last seiner Jahre war der Arkonide noch immer eine beeindruckende Erscheinung.
Sie hatten das Gebäude erreicht.
»Die Tür öffnet sich automatisch, wenn Sie darauf zugehen«, erklärte Rhodan und machte eine
einladende Handbewegung.
Sie traten ein und wurden sofort von einer behaglichen Wärme umfangen.
»Hier werde ich an den Abenden sitzen und auf den See hinausblicken«, sagte Crest leise und
trat an das große Fenster. »Meine Augen werden hier, aber meine Gedanken an anderer Stelle
sein.«
»Gibt es überhaupt einen Gedanken, den Sie noch nicht gedacht haben?« fragte Rhodan ebenso
leise.
Crest stützte sich mit den Armen auf die Fensterbank. Obwohl das Glas des Fensters spiegelfrei
war, glaubte Rhodan, das Gesicht des Arkoniden darin zu erkennen.
»Ich bin ein alter Mann«, sagte Crest. »Das Alter läßt viele Dinge anders erscheinen. Man
gewinnt einen gewissen Abstand zu allen Vorgängen um sich her.«
»Sie werden einsam sein«, unternahm der Administrator einen neuen Versuch. »Die Roboter werden
Sie bedienen, Ihr Essen zubereiten und das Haus bewachen. Vielleicht würden Sie sich ab und zu
gern mit einem anderen Menschen unterhalten.«
Crest wandte sich um und sah Rhodan offen an.
»Ich freue mich auf das Alleinsein«, sagte er ruhig. »Sie sehen in mir immer noch den aktiven
arkonidischen Wissenschaftler.« Er schüttelte den Kopf, und seine langen Haare bewegten sich
wellenförmig. »Betrachten Sie mich als das, was ich in Wirklichkeit bin: ein müder, alter
Mann.«
Bevor Rhodan etwas erwidern konnte, stürmte Leutnant Tuncher in den Raum. Sein Gesicht war
gerötet.
»Entschuldigen Sie«, keuchte er. »Diese unfähigen Kerle haben das Haus verkehrt
abgesetzt – es steht schief.«
»Es steht schief?« wunderte Crest sich. »Das ist mir bisher entgangen.«
»Ich habe gerade eine Messung vorgenommen«, berichtete Tuncher eifrig. »Der Fußboden, auf dem
wir stehen, läuft um ein Grad schräg vom Uferboden hinweg.«
»Ein Grad?« staunte Rhodan. »Das ist allerhand, Leutnant.«
Tuncher schluckte nervös und sah Rhodan unsicher an. »Was schlagen Sie jetzt vor?«
»Laden Sie mit Ihren Männern die Space-Jet und die Roboter aus«, befahl Rhodan.
Tuncher wollte davoneilen, als ihn die Stimme des
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