Silberband 016 - Die Posbis
Durcheinander an Bord«, murmelte Nike Quinto,
»und die Station ist nicht besetzt.«
Ron bezweifelte das. Und er wußte, daß Nike selbst nicht daran glaubte. Sie beide kannten Eric
Furchtbar. An Bord einer Einheit, die Eric befehligte, konnte die Aufregung noch so groß
sein – die wichtigsten Posten würden immer besetzt bleiben.
Nike Quinto fuhr fort zu rufen. Als er nach einer Viertelstunde immer noch keine Antwort
bekommen hatte, wußte er, daß er nach einer anderen Erklärung suchen mußte. Das Telekomgerät an
Bord der BOB-XXI funktionierte noch, aber von der Besatzung schien keiner mehr da zu sein.
Es mußte das unterbewußte Gefühl der Verantwortlichkeit sein, das Eric Furchtbar
als ersten wieder auf die Beine brachte.
Zuerst wußte er nicht, wo er war. Vor seinen Augen verschwamm das Bild eines Raumes, der ihm
entsetzlich fremd vorkam. Ihm war übel.
Er bewegte sich vorsichtig und zwang das Bild vor seinen Augen zur Ruhe. Überrascht erkannte
er den Hauptschaltraum der BOB-XXI, und in diesem Augenblick erinnerte er sich auch wieder an
das, was geschehen war.
Das fremde Schiff. Er hatte es direkt auf die Station zurasen sehen. Wo war es?
Er raffte sich auf. Zum Glück kam er dicht vor einer hohen Schalttafel auf die Beine; denn als
er aufrecht stand, brauchte er einen Halt. Er hatte sich niemals in seinem Leben so elend
gefühlt.
Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung, dachte er dumpf. Es machte ihm nichts aus. Er würde
sich ein paar Tage ins Bett legen, wenn es an der Zeit war. Jetzt mußte er zuerst herausfinden,
was geschehen war.
Er schaute sich um. Am anderen Ende des Raumes lagen zwei dunkle Gestalten langgestreckt auf
dem Fußboden. Leutnant Hynes und der wachhabende Korporal. Eric schleppte sich hinüber. Er konnte
im Augenblick nichts anderes tun als festzustellen, daß beide Männer noch atmeten. Das war das
Wichtigste. Halbwegs beruhigt wandte er sich ab und kehrte zu seinem Platz zurück.
Die Hyperortung arbeitete noch. Eric drehte an ein paar Knöpfen, um die Fokussierung
nachzustellen. Das Glück half ihm dabei. Er brauchte nicht einmal eine Minute, da hatte er das
fremde Schiff wieder im Bild.
Es entfernte sich von der BOB-XXI. Eric fühlte sich zu elend, als daß er sich darüber hätte
freuen können. Aber er fing an, aus der Begegnung des Bildpunkts auf dem Schirm den jetzigen Kurs
des Fremden zu errechnen. Das Ergebnis, das er nach fünf Minuten bekam, war nicht sonderlich
genau. Aber es zeigte deutlich, daß die Bahn des unbekannten Raumschiffs an der Stelle, an der
die BOB-XXI stand, einen scharfen Knick zeigte.
In Erics Schädel führten Gedanken und Schmerzen einen bunten Tanz auf. Aber Eric fing langsam
an, zu begreifen. Die Korrekturtriebwerke hatten die BOB-XXI nicht vollständig aus dem Kurs des
Fremden gebracht. Aber sie hatten verhindert, daß die Kollision zu einem Volltreffer wurde. Das
fremde Schiff hatte den Feldschirm der Station gestreift, und beide, das Schiff und die Station,
waren zur Seite geschleudert worden. Der Feldschirm hatte den größten Teil der mitgeteilten
Energie absorbiert. Aber der rein mechanische Ruck des Aufpralls war im Innern der Station zu
spüren gewesen.
Nachträglich atmete Eric auf. Es hätte alles viel schlimmer kommen können. Er sah auf die Uhr.
Es war vierzehn Uhr fünfunddreißig Bordzeit. Er hatte eine gute Stunde bewußtlos gelegen. Die
JOANN fiel ihm ein. Quinto würde sich den Kopf darüber zerbrochen haben, was mit der Station los
war.
Eric horchte in den Raum hinein. Es war alles still.
Er vergewisserte sich, indem er die einzelnen Stationen der Reihe nach anrief. Niemand meldete
sich. Die Geräte dagegen schienen alle noch in Ordnung zu sein.
Neue Besorgnis erfüllte Eric. Der Aufprall war kräftig genug gewesen, um jemand, der in
ungünstigem Winkel von den Beinen gerissen wurde, zu töten. Er mußte nachsehen. Er mußte vor
allen Dingen Doc Johannesson auf die Beine bringen, damit er nach den Verwundeten sah. Und
verwundet waren sie wohl mehr oder weniger alle.
An der Wand entlang ging er zum Schott. Er mußte wenigstens Johannesson finden und ihn auf die
Füße stellen. Was danach kam, war ihm egal. Er fühlte sich nicht einmal mehr dafür
verantwortlich, daß die JOANN Bescheid bekam.
Die Gefahr war vorüber. Er war sich dessen bewußt, daß er selbst die endgültige Katastrophe
verhindert hatte. Und er meinte, daß Nike Quinto ihm das ruhig zugute halten konnte.
Das
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